La Veuze

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    • Hallo zusammen!

      Nach langem Passiv-Mitlesen habe ich mich nun auch angemeldet und hier kommt mein erster Beitrag zu einer alten Sackpfeifenart, die - wie ich finde - zu Unrecht in unseren Breiten recht unbekannt ist.

      Es handelt sich um die Veuze (sprich: Wös mit weichem s; angeblich ein altes Wort für Ziege). Die Veuze gehört zur westeuropäischen Sackpfeifenfamilie mit konischer Spielpfeife und traditionell nur einem Bass- oder Tenorbordun. Morphologisch zeigt sie also typische Merkmale vieler mittelalterlichen Sackpfeifendarstellungen. Ihre Heimat ist die Süd-Bretagne und das nördliche Vendée.
      Der nächste Verwandte des Instruments, bezogen auf die Stimmung, Griffweise und den Klang ist die Gaita Gallega. Die Spielpfeife hat sieben vordere Grifflöcher und ein Daumenloch. Der Grundton ist die sechs-Finger-Note. Die Grundskala ist eine Dur-Tonleiter.
      Das Loch für den kleinen Finger ergibt die kleine Untersekunde (Gis bei Instrumenten in A). Gabelgriffe funktionieren in der Regel, so dass man Dur und moll vom selben Grundton aus spielen kann. Da aber für viele bretonische Stücke in moll/dorisch und Marktmusik dann der große Leitton (G beim A-Instrument) fehlt, werden die meisten Veuzes mit einem Bordunstöpsel gebaut, um den Bordun einen Ton höher zu stimmen. Da das bei reiner Stimmung zu einigen akustischen Problemen führt, versucht man einen guten Kompromiss zu finden und justiert die kritischen Töne schnell mit Tape nach. Die Instrumente werden heute in verschiedenen Stimmungen von d'' (hoch D) bis g' gebaut. Verbreitet sind je nach Region Instrumente in A, G und C.
      Das Instrument wäre beinahe ausgestorben, doch Mitte der 1970er Jahren begann ein Revival, dessen Hauptakteur Thierry Bertrand ist. Er ist Instrumentenbauer und einer der ganz großen Veuze-Spieler. Er spielt einen sehr reich ornamentierten, einzigartigen Stil. Traditionell wird das Instrument oft mit Akkordeon, Geige, Klarinette und Bombarde kombiniert und überwiegend als Tanzmusikinstrument verwendet.
      Einige französische Mittelalter-Bands spielen ebenfalls Veuzes. Die ersten Instrumente wurden nach erhaltenen Originalinstrumenten aus dem 18./19. Jh. rekonstruiert. Mittlerweile gibt es einen Dachverband (Sonneurs de Veuze). Es gibt heute eine Hand voll Instrumentenbauer in der Bretagne, die Veuzes herstellen.
      Die Spiel- und Verzierungstechnik ist wie beim Biniou nicht standardisiert und abhängig vom musikalischen Hintergrund der Spieler (meist Biniou, Bombarde, GHB usw.).
      Meine Veuze ist in C und zur Zeit mein meistgespielter Sack. Ich nutze sie sowohl für bretonische und galicische Musik, als auch für Marktmusik (quasi als hoch D-Sack). Hier ist der einzige Nachteil, dass der höchste Ton d''' fehlt. Mit einigen Rohrblättern kann man zwar einen Ton überblasen, es wird aber in der Praxis kaum gemacht, da bretonische Stücke meist einen kleineren Tonumfang haben.

      Hier ein Video vom Maître persönlich:


      Und hier der Kanal einer wunderbaren, orientalisch angehauchten Mittelalter-Combo aus Frankreich, die ebenfalls Veuzes spielen:

      youtube.com/user/Alcantaramedieval/videos

      Viel Spaß beim Gucken und Hören!

      Timo
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !

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    • Ist ja schon n bisschen strange der Sound.
      Ab und zu würde ich es ja hören, aber den Ganzen Tag?
      Ich will nicht wissen was meine Bandkollegen sagen würden. Die sind ja schon von meinem Wunsch mir ein Binioù anzuschaffen sehr angewiedert.
      In kombi mit anderen Instrumenten könnte ich mir die Veuze ja vorstellen,
      alleine eher nicht.
    • Das sind wohl die typischen Reaktionen auf den lieblichen Klang des Biniou außerhalb der Bretagne. Man darf nicht vergessen, dass dieses Instrument in der Bretagne ein reines Tanzmusikinstrument ist. Das typische Duo Biniou / Bombarde kann für hundert und mehr Tänzer die Musik liefern, ganz ohne Strom. In einem deutschsprachigen Buch zu den Tänzen der Bretagne steht zum Biniou "Der Klang entspricht nicht mehr den heutigen Hörgewohnheiten". Als ich vor Jahren mein Biniou bekam, hat das in meinem Umfeld auch für Angst und Schrecken gesorgt. Wenn ich jetzt für Tänzer spiele, ist das gar kein Thema mehr. Bei Marktmusik kann ein Biniou (sparsam eingesetzt) aber schon ein super Effekt sein.

      Bei dem Video oben handelt es sich auch um Tanzmusik. Ist also zum Gebrauch und nicht in erster Linie zum Anhören. Ungewöhnlich ist für uns auch, dass bretonische Tanzmusik traditionell nie mit Trommeln / Rhythmusinstrumenten begleitet wird. Die einzige rhythmische Begleitung liefern die stampfenden Schritte der Tänzer, am besten in Holzschuhen ;)

      Hier noch ein Video mit Veuze, Knopfakkordeon und Cello. Auch wieder Tanzmusik:



      Und hier etwas mittelalterliches aus den Cantigas de Santa Maria (Nr. 100):

      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

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