Ist das noch ein Mittelaltermarkt???

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    • Ist das noch ein Mittelaltermarkt???

      Hallo Freunde,

      mit einigen Tagen Abstand muss ich jetzt doch von Erlebnissen berichten, die ich selbst noch nicht so richtig glauben kann.

      Was war los?
      Ich war am 20. April auf dem Mittelaltermarkt auf dem Thiepval-Areal in Tübingen.
      Es war unglaublich. "Jämmerlich" hat eine neue Dimension!

      Im Regenwetter lief ich auf den Markt. Ich hatte mich noch gewundert... keine Kasse? niemand da?
      Aber doch - ein "freundlicher" Bomberjacken-Springerstiefel-Securitytyp wies mich darauf hin dass ich Eintritt zu zahlen habe.
      Oh ja... an einer Bierbank stand tasächlich jemand, der für 6€ diese papier-abrisskarten verkaufte.
      Auf meinem stand "Wurst"

      Das war also mein Dokument das mich zum Eintritt berechtigte... eine Wurst gab es selbstverständlich nicht.

      Ohne es zu wollen stand ich in einer Traube von Bauchtänzerinnen... Eben so eine Brigade von abendländischen ... ich will mich da nicht auslassen.
      Auf jedenfall hatten die wohl offensichtlich gerade ihren Auftritt... so mitten drin.
      Musik kam vom myttelalterlichen Brüllwürfel-Ghettoblaster-Ding mit grobgeschätzten 20 Watt, der aber auch noch wegen des Wetters im nächsten Verkaufsstand untergebracht wurde.
      So integriert man wohl echt alle in die vom regenwetter vorgegebene Trostlosigkeit.

      gut als ich mich dann abends wieder auf dem Markt blicken lies (zum glück kennt man noch ettliche Feuerkünstler, sodass man im Backstage rumgammeln konnte)
      ... was drang da an mein Schallgebälk?

      aus gewisser entfernung zur Bühne machte sich eine Bierzeltatmosphäre breit. Ich lief also den Ohren nach um mich zu vergewissern was da nu los war.

      Die band "spiritual seasons" stand auf der Bühne (Geige, Westerngitarre, E-bass, Akkorden, Rockdrumset) ... unglaublich.
      Die musik war toll... nur sehr deplatziert.
      Die Bühne ... ein mit Molton verhängter Alukasten... Da kann man Herrn Helmel, seines Zeichens Veranstalter, schon vorwerfen dass ihm wohl jegliches Flair an den Afterballen vorbei geht.

      Ich bin ja viel gewohnt und das ist ja alles halb so tragisch...
      Aber ist es wirklich notwendig dass man 1. eine derart unmittelalterliche Band einen derartigen Bierzeltsound fabrizieren lässt, die dann zu allem Übel als Zugabe und in russischem Akzent "In München steht ein Hofbräuhaus" zum besten gibt???

      Ich weiß ja nicht...

      Mittlerweile ist es ca. 21 Uhr. Die Band hat nun endlich die Bühne geräumt und jetzt.... FEUERSHOW!!!!!!!
      Aber nein... Erstmal noch zwei Höfische Schreittänze durch die Gruppe Masseny.
      Grandios - Dieser Samstag abend hatte einen Spannungsbogen ... der hammer.

      gut jetzt also FEUERSHOOOOOW....
      Mein Kumpel aus München - yeah...

      nur was ist das? anstatt ihrer Show hatte der Veranstalter sie dazu genötigt eine art Massenshow mit allen anderen Feuerkünstlern auf zu führen.
      Unkoordiniert und gefährlich.
      Nennen wir es mal veranstalterinitiiertes und -bezahltes öffentliches Training.
      An und für sich recht ansehnliche einzeldarbietungen in einem mehr oder minder wirren durcheinander.

      Hauptsache viel Feuer.


      Warum erzähl ich das alles hier?
      Weils mich nervt und ich nicht weiß wo ich den Senf sonst abladen soll.
      Irgendwas muss man da unternehmen.

      Das ganze driftet langsam in eine Richtung ab, die kein mensch braucht.
      Und dann muss man sich noch von diesen vegetarischen elektro-baumanbeter-bands sagen lassen ach lassen wir das.
      egal.

      Ich wollt nur mal wissen:

      Bin ich der Einzige, dem es so geht????????????
    • Ich war ja noch nie auf einem Mittelaltermarkt.
      Aber allein der Part mit den Springerstiefeln schreit nach "- und das ist auch gut so."

      (Wohlgemerkt liegts aber nicht daran das ich Mittelaltermärkte nicht mögen würde dass ich noch bei keinem war.)

      Was du da erzählst klingt aber wirklich schrecklichst.
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • Mein Eindruck ist dass viele Märkte nicht für Liebhaber wie uns, sondern eben für den RTL-sehenden Durchschnitt veranstaltet und dementsprechend arrangiert werden. Welche Qualität das Resultat aufweist hängt dann wohl sehr vom Veranstalter ab ... und den Mitwirkenden. Wobei ich letzteren keine Schuld geben möchte da man als Noname-Talent einfach nur froh sein kann sein Kunst unters Volk bringen zu können. Wenn dann noch eine Art der finanziellen Entlohnung winkt möchte man es dem Veranstalter auch recht machen. Das Puplikum, die zahlende Kundschaft hat nun die Option die Veranstaltung zu boykottieren oder durch Anwesenheit zu unterstützen ... lieber Irgendetwas mit der Chance auf Verbesserung unterstützen als durch Desinteresinteresse das Aussterben der Kunst zu suggerieren.
    • Ich war früher immer auf den Lagern von KZK (Kramer Zunft und Kurzweyl). Die waren echt schön und mit viel Liebe gemacht. Es gab auch immer eine Geschichte die den ganzen Tag über erzählt worden ist - also eine Rahmenhandlung. Am schönsten war immer der Drachenmarkt wo Abends beim großen Finale immer ein großer Drache auf die Bühne kam der von Siegfried dem Drachentöter besiegt worden ist.
      Leider macht KZK jetzt auch nur noch die großen Kommerzmärkte :(

      Und das MPS ist ja eigentlich nur zu ertragen wenn da gerade eine Band spielt die man unbedingt sehen will...

      Kurzum ich war schon lange nicht mehr auf einem MA-Markt, weiß aber genau was ihr meint. Gibt kaum noch gute Märkte :(
    • "Gute" Märkte waren schon immer selten und werden es sicher auch bleiben. Die Frage ist, ob so unterirdische Veranstaltungen, wie sie Thomas hier beschreibt, wirklich sein müssen und was man ggf. unternehmen kann, dass die seltener werden. Ich persönlich gehe auch nur noch sehr selten auf so Veranstaltungen, was ich eigentlich schade finde und eher mit Zeitmangel zu tun hat. Schuld daran, dass ich seit bald 10 Jahren nicht mehr als "Kommerzieller" hinfahre, war aber unter anderem eine Veranstaltung der oben genannten Qualität. Das kann einem schon mächtig den Spass verderben.
    • Solche "Mittelaltermärkte" oder wie auch immer man das nennen will, sind einfach grausam....
      Leider
      gibst eben viele Veranstalter, die auf der Mittelalterwelle mitreiten
      wollen, aber von Tuten und Blasen keine Ahnung haben....
      Dagegen tun kann man wohl nicht wirklich was.... außer wegbleiben....

      Aber
      sind wir einfach mal froh, dass da keine Marktsäcke gespielt haben.....
      das Niveau wäre vermutlich passend zum Rest der Veranstaltung relativ
      niedrig ausgefallen ;)

      subi schrieb:

      Aber allein der Part mit den Springerstiefeln schreit nach "- und das ist auch gut so."
      du-sollst-skinheads-nicht-mit-nazis-verwechseln.de/


      MfG Björn
      dudelsackseite.de mit Bauplänen und dem Lehrbuch für die schwedische Säckpipa...

    • Ich bin für "sonst ein Grund": Ich habe Besseres und vor allem mehr zu tun, als mich mit den Hirnfurzen pubertierender Jugendlicher zu belasten und bin nicht der Meinung, dass das irgendwas mit Politischer Bildung oder so zu tun hat. Wer plakativ provokant rumrennt, muß mit plakativen Einschätzungen rechnen. Sorry, aber bleibt mal aufm Teppich. Ein guter, pubertiereder Freund von mir wurde meinerzeit mal im Bus angemacht (von wegen Skin und so - er lief ungefähr so rum, hat mich nicht gehindert, ihn zu mögen, weil eben kein Nazi. Musste der mir aber auch erst erklären). Ich fands affig, sonst nix...

      Außerdem ändert das nicht das Geringste an der Deplaziertheit solcher Individuen im Marktkontext, um die es hier einzig geht...
    • Was du da schreibst, ist wirklich höchst dramatisch.
      Es ist aber einfach Trend geworden, Dinge, die vorhanden sind, zu kopieren. Nur eben nicht gut, sondern schlecht. Man bedient sich einer tollen Idee und aufgrund von fehlendem Ideenreichtum oder Fachwissen scheitert die Kiste dann vollends. Dabei kommt exakt so ein Schrott bei raus!
      Das mit Papierkärtchen... Naja. Toll ist das nicht, aber das ist verträglich.

      Die deplazierte Musikart würde mich jedoch komplett abschrecken. Es geht ja um MITTELALTER! Das natürlich die elendiglichen Saufköppe (Trinken - ja, nur dumm rumsaufen - nein) genau diese Musik toll finden, dass ist kein Wunder. Das ist reine Profitgeilheit. Viele Leute, wenig selber in das Projekt stecken und möglichst extremer Gewinn. Funktioniert ja auch, traurig aber wahr...
      Angemerkt: Hier wäre für mich schon Schluss gewesen.

      Das mit dem Feuer ist ja noch viel schlimmer...

      Um auf deine Frage zu antworten:
      Bin auch über einige getappert, die einen mal ganz angenehm und der ein oder andere auch recht fragwürdig.
      Ich bin eigentlich sehr glücklich über das MPS, obwohl es auch hier die ein oder andere Meinungsverschiedenheit gibt. Das sei aber auch in Ordnung so.
      Es gibt aber leider auch einige gut besuchte Märkte, die nichts bieten außer einem Würstchengrill (NICHT umgerüstet, sprich Straßenaussehen) und ein paar "Attraktionen". Letztere sind dann ungefähr so spektakulär wie eine Schale Müsli im Regal. Gar nicht. Ich bin für Kleinkünstler, weswegen ein Auftritt für mich nicht unheimlich pompös sein muss (war es zu damaligen Zeiten auch eher nur seltener).
      Diese gut besuchten Märkte bieten eben aber genau das, was die Allgemeinheit gerne hat: Viele tolle Gerüchte, ein wenig Unterhaltung, aber möglichst alles wie heute und eben nicht mittelalterlich.
      Dementsprechend fällt oft, auf solchen Märkten, die Musik aus oder eben die Atmosphäre.
      Bleibt nur die Möglichkeit, die besten und feinsten Märkte zu verbreiten (zum Beispiel übers Forum), sodass der Kern, der Spaß am ganzen Mittelaltertum hat, sich derer erfreuen kann.
    • Was mir Angst macht:



      und aufgrund von fehlendem Ideenreichtum oder Fachwissen scheitert die Kiste dann vollends. Dabei kommt exakt so ein Schrott bei raus!


      Solche Veranstaltungen funzen ja trotzdem! Siehe Oktoberfest, Cannstatter Wasen etc.: Der Erfolg kann unmittelbar daran gemessen werden, wie vollgekotzt der Weg zum Parkplatz nachher ist... Zumindest der Finanzielle Erfolg für die jeweiligen Veranstalter...

      T`schulligung, drastische Formulierung, aber mal ehrlich: Ist doch so!

      Ursprünglich waren "Mittelaltermärkte" mal u.a. dazu da, einen Gegenpol (@ Beamho: Eine Opposition ;) ) zu bilden. Ich finde, man sollte sich einfach öfter mal drauf besinnen...
    • Arno schrieb:

      Solche Veranstaltungen funzen ja trotzdem! Siehe Oktoberfest, Cannstatter Wasen etc.: Der Erfolg kann unmittelbar daran gemessen werden, wie vollgekotzt der Weg zum Parkplatz nachher ist... Zumindest der Finanzielle Erfolg für die jeweiligen Veranstalter...

      Arno schrieb:

      T`schulligung, drastische Formulierung, aber mal ehrlich: Ist doch so!
      ...nicht drastisch, genauso seh ich das. Solange der "wirtschaftliche Gedanke" Antrieb für derartige Veranstaltungen ist und ein sehr großer Teil unserer lieben Mitmenschen nur einen Grund zum feiern und mit Verlaub, saufen sucht, ist es egal unter welchem Deckmantel diese Festivität stattfindet...das Mittelalter ist da wohl auch ein sehr willkommener Grund. Kleine feine Märkte, mit Liebe zum Detail findet man leider nicht oft, spricht man hier doch nur eine Handvoll "verklärter Romantiker" an und nicht die breite Masse, die nun mal leider auch die breite Masse Geld bringt. Ich persönlich bin versucht große Menschenmassen auf großen Märkten zu meiden, nicht selten wird man als Frau, so man denn mal allein unterwegs ist, von betrunkenen Jugendlichen in Orkkostümen oder sonstigen seltsamen Gewändern belästigt :thumbdown:
      Sehr schade finde ich einfach, daß die Liebe zum Detail mit zunehmender Größe des wirtschaftlichen Aspektes zu schwinden scheint.
      und... ich glaube das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, man wird sich wohl noch auf einiges gefaßt machen müssen...
    • Nicht, dass ich falsch verstanden werde, immerhin baue ich Marktsäcke: Saufen und Feiern sind voll o.k, und sicherlich unverzichtbarer Bestandteil jeder themenbezogener Veranstaltung. Aber ich möchte einfach nur: Dass jeder "Saufende" seine Grenzen kennt und jeder Veranstalter etwas mehr Idealismus zeigt. Beides vermisse ich sehr bei "modernen" und "historischen" Veranstaltungen wie oben genannt (unabhängig von der Musik wohlgemerkt - Das ist Geschmacksache und auch auf dem Wasen kann ich die Leistung der Bands durchaus zu schätzen wissen, auch ohne die Richtung zu mögen). Nuja, man darf ja träumen... Der Idealismus der Veranstalter ließe sich imho tatsächlich verbessern, zumindest auf Mittelaltermärkten :)
      Es geht ja auch irgendwie beides zusammen: Auf guten Märkten wird zwar viel gesoffen, aber weniger gekotzt und belästigt... Jenun, behaupte ich jetzt mal dreist...


      ich glaube das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, man wird sich wohl noch auf einiges gefaßt machen müssen...


      ...Ganz so schwarz sehe ich jetzt ehrlich gesagt nicht :knuddel:

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Arno ()

    • Da kann ich ja mit unserem Seespektaktel in Hildesheim, das wir gestern mit meinem 7-jährigen Neffen besucht haben, glücklich sein.

      Ein schönes Ambiente am See, eine Marketenderin am Eingang, bei der man seinen Eintritt zahlt (und die den Euro einfach Euro nennt, dieses Taler-Gerede nervt mich immer etwas), eine nette Ritter-Show mit Pferden, ein paar nette Verkaufsstände (ein paar Holzschuhe für mich, ein Holzschwert für meinen Neffen, zwei Tabakspfeifen für meinen Mann und mich ...).

      Die Fakirshow war ... naja ... vor allem kurz. Pestilenzia habe ich nur im Hintergrund gehört, weil mein Neffe an Schwertern, Greifvögeln und dem Strand mehr interessiert war als an Sackgedudel ...

      Aber bei dem tollen Wetter ein richtig schöner Mittelalter-Nachmittag!
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Interessant scheint es mir bei neuen und unspezifisch beworbenen Märkten, wo noch keiner weiß, was ihn erwartet. Da läuft dann alles durcheinander: Larp-Leute, ernsthaft Gewandete, die üblichen Saufnasen, die man sonst auf den alteingesessenen Märkten sieht, Darstellergruppen, bei denen der Besitz einer Plastikflasche zum sofortigen Rausschmiss führt.

      Genau so ist es z.B. beim Saarbrücker Markt im deutsch-französischen Garten. Eine greusliche Atmosphäre. Im vorletzten Jahr stand ein übermannsgroßer Plastikdinosaurier (Werbung für irgend eine Ausstellung) mitten auf dem Markt. Dann war zwischendrin noch ein Gottesdienst zum Thema Frieden auf dem Marktgelände, der selbstverständlich keinerlei Bezug zum Markt hatte, während sich nebenan Orks mit Plastikschwertern kloppen. :rofl:
      "Wenn die Herren etwas Frucht- äh...-Cocktail äh... zu sich nehmen wollen, dann greifen sie bitte dort in die Schatulle, dort liegen 6 gelbe Äpfel"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Fipastero ()