Entfeuchtungssysteme / Watertraps?

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    • Entfeuchtungssysteme / Watertraps?

      Liebe Forenmitglieder,

      da ich neben der Schäferpfeife inzwischen auch GHB spiele und mich da momentan mit dem Thema Entfeuchtungssysteme / Watertraps beschäftige, stellt sich mir nun die Frage, warum derartige Systeme bei der GHB benötigt werden, ich davon aber bei Schäferpfeifenspielern noch nie etwas gehört habe.

      Ich habe mir natürlich selbst auch schon Gedanken darüber gemacht, bin aber nur auf folgende Ideen gekommen, die das Ganze für mich nicht zufriedenstellend erklären:

      1.
      In der GHB sind im Chanter Cane Reeds drin, bei meiner Schäferpfeife hab ich bisher ein Kunststoffreed in der Spielpfeife. Es ist mir klar, dass Arundo Donax sicherlich empfindlicher auf Dauerfeuchtigkeit reagiert als Plastik und auch schimmeln kann, wenn es nicht richtig durchtrocknet.

      2.
      Viele GHB Spieler haben an ihren Pipes synthetische Bags dran, bei denen der Feuchtigkeitsaustausch bzw. das "Abdampfen" nach dem Spielen nicht so funktioniert wie bei den Ledersäcken von Schäferpfeifen.

      So weit, so gut. Nun weiß ich, dass aber auch viele Spieler von GHBs mit Lederbags dennoch Entfeuchtungssysteme / Watertraps benutzen, was meinen 2. Punkt dann ja wieder ein Stück weit entkräftet. Bei der GHB reagieren ja auch die Drone Reeds empfindlich auf die Blasfeuchtigkeit und das, obwohl viele Spieler Drone Reeds aus synthetischen Materialien verwenden. Ich habe aber noch nie mitbekommen, dass Schäferpfeifenspieler feuchtigkeitsbedingte Probleme mit den Rohrblättern in den Bordunen haben. Das ist auch etwas, das ich nicht verstehe.

      Warum brauch ich dann also bei meiner Schäferpfeife kein solches System - zumal ich vielleicht irgendwann schon auch mal gerne ein Cane Reed in meiner Spielpfeife ausprobieren möchte? Ich frag das einfach, weil ich ungern riskieren möchte, dass wenn ich regelmäßig länger auf meiner Schäferpfeife spiele, sich dann doch vielleicht irgendwann einmal Schimmel bildet oder sich sonstige feuchtigkeitsbedingte Probleme / Schäden ergeben.

      Für Erklärungen eurerseits wäre ich sehr dankbar.

      Viele Grüße
      Kat
    • Ein sehr wichtiges Thema!

      Da ich gerade auf dem Sprung bin, in der Eile nur so viel:

      Zur Feuchtigkeitskontrolle braucht es nur einen guten Ledersack und ein gutes Dichtmittel! Dinge wie GoreTex-Sack und entsprechende Trocknungssysteme sind eine nette Innovation, um den (insb. schottischen) Sackpfeifenmarkt zu beleben. Teuer und nutzlos! :imhoschild:
      Mehr dazu und ausführlicher bestimmt in Kürze u.a. auch von Arno.
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !
    • Timo schrieb:

      Dinge wie GoreTex-Sack und entsprechende Trocknungssysteme sind eine nette Innovation, um den (insb. schottischen) Sackpfeifenmarkt zu beleben. Teuer und nutzlos!


      Dem möchte ich aus eigenen Erfahrungen widersprechen.
      Ich habe eine "sehr feuchte Spielweise" und hatte u.a. bei Auftritte mit sehr feuchtem Klima das Problem, dass der Ledersack nicht mehr richtig abgetrocknet ist. Durch die Feuchtigkeit im Inneren wurde das Dichtmittel flüssiger und die Nähte undicht.
      Nachdem der Sack genug Zeit hatte, wieder zu trocknen war er wieder dicht.
      Das war damals allerdings eine Extremsituation - 7 Tage Auftritt - 5x am Tag 30 Minuten, Herbstanfang mit Dauerregen und Morgennebel, keine Möglichkeit, den Sack über Nacht in einem Raum trocknen zu lassen.

      Bei meinem aktuellen Sack war für mich dann klar, ich lasse mir einen Goretex-Sack mit Wasserfalle einbauen. Die Wasserfalle brauchst Du, wie Du schon richtig kombiniert hast, damit die Luftfeuchtigkeit nicht zu sehr im Goretex-Sack anstaut. Trotzdem solltest Du diesen abends immer öffnen und trocknen lassen, da die Wasserfalle nicht die komplette Feuchtigkeit aufnimmt.

      Bei mir hat mein Rohrblatt dennoch geschimmelt - ich habe die Spielpfeife abends immer aus dem Sack heraus genommen, trotzdem hatte ich das Problem. Seit dieser Erfahrung nehme ich abends auch das Rohrblatt raus und lege es in eine spezielle Box, die Silica-Gel enthält (diese Trockenkügelchen die es auch oft in Schuhkartons gibt). Seither habe ich keine Probleme.

      Eine Wasserfalle würde ich nur empfehlen, wenn Du Dich für einen Goretex-Sack entschließt. Ich habe auch eine Schäferpfeife mit Ledersack, die spiele ich aber nicht so lange am Stück, dass ich mir wegen der Feuchtigkeit Sorgen machen müsste.
      Viele Grüße
      Raja :)
    • Hi Leute

      Das wichtigste zuerst:

      Schottenblätter vertragen Feuchtigkeit, Franzosenblätter nicht!

      Das erklärt schonmal, weshalb bei Schotten Goretex geht und die Franzosen das, auch mit Wasserfalle, nicht verwenden. Schimmel ist da gar nicht das Thema, sondern vielmehr sind die Schilfblätter der Franz. viel dünner und aus einem anderen (Randnahen) Bereich des Schilfrohres geschnitten. Deshalb neigen sie sehr stark dazu, sich zu verziehen oder zumindest Spannung zu verlieren, wenn sie einmal feucht geworden sind. Meistens unwiederbringlich!

      Zweitwichtigster Punkt:

      Schotten und auch Marktsacker spielen hauptsächlich draußen, während Franzosen eigentlich hauptsächlich "Indoorinstrumente" sind. Wenn Franzosen dennoch sehr lange am Stück oder oft draußen spielen wollen (z.B. Session), nehmen die meisten irgendwann einen Blasebalg dazu. Deshalb sind z.B. auch Mattis "Sessionprötze" üblicherweise balggeblasen.

      Ich habe aber noch nie mitbekommen, dass Schäferpfeifenspieler feuchtigkeitsbedingte Probleme mit den Rohrblättern in den Bordunen haben. Das ist auch etwas, das ich nicht verstehe.


      Das liegt ganz einfach an der enormen Wasseraufnahmefähigkeit und der Großen Fläche von Glycerin/Knochenleim versorgten Ledersäcken. Bei solchen Systemen ist der ganze Sack quasi eine riesige Wasserfalle und das Dichtmittel bindet das Wasser bis zu einem gewissen Punkt (bis es wirklich flüssig wird, was lange dauern kann) sehr gut, während bei Goretex, auch mit Wasserfalle, das Feuchtigkeitsniveau nur kurz gering gehalten werden kann, um dann schnell auf 100% rel. anzusteigen und dort zu bleiben. Weil das Wasser zwar über das Gortex auch abdampfen kann, aber eben nicht gebunden ist sondern eben in normaler, flüssiger Form in der Wasserfalle und auch im Sack anfällt. Dichtmittel ist in der Lage, auch einen gewissen Teil des gasförmig eingebrachten Wassers aus der Atemluft sozusagen "aktiv" abzuziehen und zu binden. Weder Wasserfallen noch Goretex können das.

      Zu Schottensäcken aus Leder kann ich nur folgendes sagen:

      Es gibt imho derzeit keine Schottensäcke aus gut geeignetem Leder zu kaufen! Selbst die sauteuren aus Islandschaf sind viel zu offenporig, um dauerhaft dicht zu bleiben und die aus Rindsleder sind auch nix, selbst "nur" auf Marktsackdruckniveau betrieben. Auch zu undicht. Bei beiden Varianten suppt sehr bald das Dichtmittel durch...
      Alternative: Andreas Rogge hat meist ein paar Schottensäcke aus geeignetem Rindsleder da. Die empfehle ich jedem, der doch lieber Leder und keine zusätzlichen Wasserfallen haben möchte.

      Zur "Nachsorge" nach längerem/feuchtem/kaltem Spiel sind die zum Glück so langsam überall in Mode kommenden Spielpfeifenadapter/Splitstocks/Wechselstocksysteme eine echte Wohltat in der Anwendung, ganz egal an welchem Sacksystem!

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Arno ()

    • @ Raja: Auf Extremsituationen hatte ich mich auch nicht bezogen. Ich habe auch jahrelang eine Highland Pipe mit GoreTex-Sack und Trocknungssystem (Ross Canister) gespielt, da es in der Pipe Band so Usus war. Nach gut 20 Jahren mit diversen Sackpfeifen habe ich für mich festgestellt, dass ein guter Ledersack mit einem guten Dichtmittel für mich die erste Wahl ist. Gerade in Schottland und Galicien gibt es auch nach meiner langjährigen Erfahrung keine wirklich guten Ledersäcke mit entsprechend guten Dichtmitteln. Ich habe auch gewiss nichts gegen Innovationen, aber insb. die Highland Pipe Szene ist riesig und so wundert es nicht, dass findige Leute ständig mit neuen, ausgeklügelten Trocknungssystemen, Säcken und Drone Reeds um die Ecke kommen. Warum einen guten, langlebigen Ledersack verkaufen, wenn man für den Hightech-GoreTex-Zip-Bag-mit-Water-Trap-Canister-Katzenstreu-und-Chromleisten das dreifache bekommen kann und zudem nicht mit einer all zu langen Nutzungsdauer zu rechnen ist... ;)

      @ Kat: Mit Schimmelbildung hatte ich bislang glücklicherweise noch bei keinem Instrument jemals etwas zu tun! Der Wechselstock trägt viel dazu bei, die Instrumente bequem auslüften und trocknen lassen zu können, aber auch ohne braucht man nur einige wenige Handgriffe und Routinen nach dem Spielen, um Schimmel gar nicht erst entstehen zu lassen. Andere, vermeintlich feuchtigkeitsbedingte, Probleme haben oft andere Ursachen, meist Materialfehler, die durch klimatische Veränderungen erst zu Problemen werden.
      Holzblasinstrumente vertragen weit mehr, als man vermutet, was natürlich nicht zu einem nachlässigen Umgang mit ihnen verleiten soll!
      Terry McGee, ein renommierter Querflötenbauer aus Australien hat es mal auf die Spitze getrieben und einen hölzernen Flötenkopf längere Zeit eingefroren und später im Ofen auf 50 Grad erhitzt. Die ganze Geschichte ist hier zu finden. Bitte trotzdem nicht nachmachen!
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !
    • Vielen Dank für eure Infos! Ich hab aus ganz persönlichen Gründen an meinen GHB einen synthetischen Sack (Kombination aus Goretex und so nem Wildlederimitat) und da werd ich mir jetzt dann eine Watertrap einbauen.

      Ich hab mich halt nur gefragt, ob ich da bei meiner Schäferpfeife, die nen Ledersack hat, auf Dauer irgendwelche Feuchtigkeitsprobleme riskiere, was ich auf keinen Fall möchte. Ich gehöre auch zu den Spielern, bei denen sich eher viel Kondenswasser bildet. Und klar: natürlich mach ich den Bag meiner GHB nach jedem Spielen auf und nehm Blowpipe und Chanter raus. Bei der Schäferpfeife hat mir der Erbauer des Instruments geraten, einfach die Blowpipe rauszunehmen, was ich auch tue.

      Viele Grüße
      Kat
    • Hallo Kat,

      lass Dich zur Watertrap beraten, wenn Du die Möglichkeit hast. Ich kenne mich nur mit den Canister-Systemen aus. Der Vorteil hierbei ist, dass man regeln kann, wie viel Feuchtigkeit noch am Chanter Reed und an den Bordunen ankommt. Bei einer Watertrap geht das normalerweise nicht. Dafür sind die Canister-Systeme recht schwer und die vier Schläuche, die die getrocknete Luft im Sack zu den Pfeifen führen sind schon etwas gewöhnungsbedürftig.

      Viele Grüße,

      Timo
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !
    • Hallo Timo,

      ich hab inzwischen glücklicherweise schon eine sehr gute Beratung dazu bekommen und hab mich für die Falk Watertrap entschieden. Da mein Bag aus einem recht dünnen Material ist, hatte ich Bedenken, dass ich Canister Systeme vielleicht durch den Bag hindurch unangenehm spüren könnte. Die Falk Watertrap ist in meinen Augen sehr durchdacht, schön klein und ich finde es auch gut, dass eben keine irgendwelchen Entfeuchtungskügelchen oder sonstige Substanzen drin sind (- wir hatten früher mal Katzenstreu aus Silica im Katzenklo und einen solchen Chemiestaub möchte ich mir definitiv nicht in die Lunge holen. Unsere Katzen haben deshalb dann auch wieder Katzenstreu aus weniger staubenden Holzfasern bekommen). Ich bin sehr gespannt, wie die Falk Watertrap funktioniert. Bisher hatte ich ein nur ein Moose Valve drin und obwohl ich es konditionell noch nicht schaffe, wirklich lange zu spielen, war ich doch sehr überrascht, wie viel Kondenswasser ich da bereits nach kurzen Spielphasen rausgeleert habe.

      Vielen Dank nochmals für eure Hilfe hier!

      Viele Grüße
      Kat