Erfahrungen mit Spieltechnik auf der Marktsackpfeife

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    • Endlich mal wieder seit mehr als 2 Jahren einen "Mittelaltermarkt" besucht...

      ... und wieder mal bestätigt sich der Trend. Es tritt eine Truppe auf welche typische MA-Klassiker auf die typische Art und Weise spielt, das aber sehr gekonnt und reichlich gepfeffert mit anständiger Spieltechnik! Klasse Auftritt! Es ist nur mal wieder der Fall dass die Sackpfeife, welches den Klang der gesamten Truppe dominiert und spieltechnisch würzt, kein Marktsack ist. In den meisten Fällen sind es galicische Gaitas oder GHB, bzw. deren Spielpfeifen die in "Marktsäcken" stecken. Spieltechnik und die Verzierungsart dementsprechend leicht erkennbar. Die eigentlichen Marktsäcke, falls vorhanden, sind klanglich im Hintergrund und liefern eher den allgemeinen Klangteppich ohne je musikalisch selbstständig zu werden.

      Und es gibt von den Akteuren immer wieder ein sehr ähnliches Statement warum die das so machen. Weil die mit den Nicht-Marktsäcken einfach besser klar kommen, ob Spieltechnik oder Griffweise, weil es im Endeffekt einfach besser klingt!

      Der Drang nach Qualität ist bei den meisten MA-Bands, meiner Erfahrung nach, absolut vorhanden. Und das ist eben das Problem der allgemeinen musikalischen Basis, die Bands greifen zu den Sackpfeifen wo diese bereits vorhanden ist und wo in relativ kurzer Zeit ein gutes musikalisches Ergebnis erreicht werden kann. Die "Sackpfeifen-Fibel" in Ehren, aber wenn die Spieltechnik nur in gedruckter Form vorliegt und es wenige bis gar keiner da ist der dir das LIVE vormacht, kann man da von keiner "musikalischen Basis" sprechen.

      Und darum werden die Sackpfeifer auf der Suche nach spieltechnischer Qualität eben weiterhin zu anderen Sackpfeifentypen abwandern, weg vom Marktsack.
      Slow equals smooth and smooth equals fast
    • Aus gegebenem Anlass...

      marktsack.de/community/index.p…ch%C3%A4ferpfeifenschule/

      Diese Entwicklung finde ich großartig und nachahmenswert!

      Und eben da haben wir sozusagen den perfekten Kontrast zum Marktsack. Französische Sackpfeifen/Schäferpfeifen und Marktsack haben beide:
      - Fans. Check!
      - den Willen und das Bestreben das Instrument richtig zu spielen. Check!
      - Zeit und Geduld. Check!
      - eine in sich relativ abgeschlossene und didaktisch aufbereitete Darbietungs- und Spieltechnikbasis... Nope! Nicht für den Marktsack :(

      Ja, es gibt z.B. die Thomas Zöller - Schule (ich nenne es einmal so in Ermangelung eines besseren Begriffes) und auch andere "marktsackinteressierte" Sackpfeifer, die in ihrer Mehrheit, grob gesehen, aus zwei verschiedenen Ecken der Sackpfeifenwelt kommen; der Great Highland Bagpipe und der Gaita Gallega . Diese Sackpfeifer erschließen sich den Marktsack eben anhand der Sackpfeife die sie bereits spielen, dementsprechend ist ihre Spieltechnik leicht als ein "spieltechnischer Import" erkennbar. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden, die Leute können den Marktsack so spielen wie sie wollen, es ergeben sich jedoch Nachteile für das Instrument an sich und besonders für die Anfänger.

      Galicische und schottische Spieltechnik KANN funktionieren, tut es aber in der Regel nicht für Melodien aus einer komplett anderen musikalischen Tradition. Dadurch ergeben sich zwei Möglichkeiten. Entweder muss man weiterhin unverziert spielen wenn die Melodie keine schottische oder galicische Technik zulässt ohne "klanglich zerhackt" zu werden, oder man trifft eine Vorauswahl an Stücke wo es eben funktioniert. Dadurch tritt eine natürliche Beschränkung des verfügbaren Repertoires auf. Meiner unqualifizierten Vermutung nach ist genau das bei Zöller & Haase geschehen wenn man sich die 50 Melodien für die mittelalterliche Sackpfeife und andere Instrumente von Thomas Zöller und Brian Haase anschaut. Gerade mal zehn "Codex Verus" - typische Melodien, weder "Traubentritt" noch "Ai Vis Lo Lop", "Skudrinka" oder "Palästinalied", dafür viele andere MA-untypische Stücke. Herr Zöller ist ein sehr bekannter GHB-Piper, und es zeigt sich sehr deutlich in seiner in der "Sackpfeifenfibel" publizierten Spielweise.

      Aus meiner Sicht ist dieser Zustand für den Marktsack nicht zielführend. Solange Spielweisen und -techniken aus anderen Traditionen mehr oder weniger getreu übernommen werden, wird es wohl eine charakteristische Repertoire-Beschränkung geben, was leider dazu führt dass sozusagen jeder Marktsacker dazu verdammt ist in seinem/ihren/divers "eigenen Saft zu schmoren". Sprich, es schafft eine "musikalische Individualistenlandschaft" wo musikalische Weiterentwicklung nur sehr langsam und schwer stattfinden kann.

      Mal ein Beispiel und eine Frage...

      Franz-Christian Schaden ( @Abraxas ) und die Band Spielleyt Ragnaroek waren mal, aus meiner Sicht, ganz vorne was die Entwicklung marktsacktypischer Spieltechnik angeht. Das war vor 12 Jahren (!!). Weder die Band scheint noch zu existieren, noch ist Herr Schaden heute als Marktsacker tätig. Er ist eines meiner wichtigsten musikalischen Vorbilder neben einer ganzen Reihe an sehr guten Marktsackspielern, von denen heute kaum einer noch tätig ist. Die Frage wäre, WARUM haben so viele Leute den Marktsack einfach so aufgegeben, trotz sehr guter spieltechnischer Fortschritte, und warum bin ich quasi die einzige Nervensäge im gesamten MA-Marktsack-Internet welche sich mit dem Marktsack als seriöses Musikinstrument überhaupt noch beschäftigt :huh: :kopfkratz:

      Wo sind denn unsere Profis und eine "School Of Marktsack" ohne galicischen oder schottischen Hintergrund?


      Grüße, George
      Slow equals smooth and smooth equals fast

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von George ()