Material für Blasebalgschläuche

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Material für Blasebalgschläuche

      Hallo Allerseits!

      Da ich seit geraumer Zeit auch unter die Blasebalgdrücker gegangen bin, frage ich mich, was für Verbindungsschläuche verwendet werden und wurden. Welche Materialien sind gebräuchlich und was wurde früher benutzt, als es noch keine synthetischen Schläuche gab? Leder oder Stoff werden es wohl gewesen sein, aber wie wurden die behandelt, um sie Luftdicht zu bekommen und wie wurden sie befestigt? Wie war es beispielsweise bei der Musette de Cour? Auf Fotos ist der Schlauch ja stets mit Stoff überzogen. Was ist darunter?
      Mit modernen Schläuchen und leicht konischen Zapfen ist das verbinden ja kein Problem. Ich benutze jetzt einen ziemlich flexiblen, durchsichtigen Schlauch aus dem Baumarkt mit 16mm Durchmesser für meine Border Pipe, der noch einen dunklen Stoffüberzug bekommen wird. Das Original war knüppelhart und unflexibel. Auch Gartenschläuche finde ich zu unflexibel, da sie in der Regel für höheren Druck ausgelegt und deshalb verstärkt sind. Zudem brauche ich nur eine sehr kurze Verbindung zwischen Blasebalg und Sack, die deshalb sehr biegsam sein muss.

      Ein schönes Wochenende!

      Timo
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Timo ()

    • Auf das Problem mit dem Schlauch bin ich auch schon gestoßen.

      Ursprünglich war ein sehr weicher Gummischlauch welcher an einen großen Schrumpfschlauch erinnert bei meinem Blasebalg dabei.
      Leider habe ich sowetwas im Handel nicht gefunden. Einzig wie wir bei meinen Eltern den Geschirrspüler getauscht haben war dort ein sehr kurzes fast identisches Schlauchstück welches eher als Dichtung diente.

      Aktuell verwende ich auch einen recht unflexiblen durchsichtigen PVC Schlauch. Für Auftritte mit Überzug.
      Es passiert aber manchmal dass dieser Schlauch einknickt, was dann plötzlich ungemütlich beim Spielen sein kann.
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • Firunew schrieb:

      Ich hörte von Benzinschläuchen ;) Meine - noch nicht getestete - Idee ist wegen der hohen Flexibilität aber: Shisha - Silikonschlauch.


      Der Dudelsackbauer meines (unseres) Vertrauens spricht von "Kraftstoffschlauch". Ich brauche auch gerade etwas, das den schrecklich harten Gartenschlauch ersetzt. Morgen abend werde ich hoffentlich mehr wissen :)
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Danke schonmal für eure Antworten! An Silikon habe ich auch schon gedacht. Gerade hörte ich, dass im Laborbereich auch Neoprenschläuche verwendet werden. Muss ich mal testen. Mir war vor der Beschäftigung mit Blasebalg-Sackpfeifen gar nicht klar, wie riesig der Einfuß dieses kleinen Schlauchstücks auf die Ergonomie und Spielhaltung ist. Mit dem Jetzt deutlich kürzen Schlauch, sind die Bordune der Border Pipe erst in der richtigen Position, schräg nach rechts oben vor der Brust. Das Thema "Sackpfeifen-Ergonomie" wird noch viel zu oft vernachlässigt. Im Unterricht und beim Musizieren merke ich immer wieder, wie schon kleine Anpassungen und Änderungen große Auswirkungen auf den Fortschritt haben können.
      Wie schaut es denn mit historischen Schlauchmaterialien aus? Hat da jemand Infos?

      Viele Grüße,

      Timo
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !
    • Timo schrieb:

      Wie schaut es denn mit historischen Schlauchmaterialien aus? Hat da jemand Infos?



      Hallo, zur Musette gibt es einige:

      In der Sammlung des Schlosses Ambras / Tirol findet sich eine frühe Musette, die erstmals in einer Inventurliste von 1596 erwähnt wird.
      Ist meines Wissens die älteste erhaltene Sackpfeife mit Blasebalg.
      Hier besteht der Schlauch aus einem vernähtem Lederschlauch.

      In der Sytagma Musicum von Praetorius, 1619, findet sich die Abbildung einer frühen Musette, hier scheint es so zu sein dass der Blasebalgschlauch aus zwei zusammen gesteckten Holzröhren besteht und nicht aus einem flexiblem Lederschlauch.

      In der "Harmonie Unviversalis ;Traite des instrumnets ;Livre cinquiesme des instruments à vent", 1637 von M.Mersene besteht der Blasebalgschlauch dann wieder aus einem Lederschlauch, eindeutig an der gekrümmten Darstellung erkennbar.

      Lederschläuche sind dann auch das was man später nur noch an Musettes sieht, seien es Abbildungen oder erhaltene Instrumente.

      In der Musette-Schule "Methode de Musette", 1737 von Hotteterre gibt der Autor einen Hinweis darauf dass man vermeiden muss den Blasebalgschlauch abzuknicken oder zu verdrehen, was am einfachsten daran erkannt werden kann dass die Naht am Schlauch gerade verlaufen muss.

      "Ayez toujours attention que le Porte-vent soit droit, ce qui se conçoit entre autres marques à la couture par où il est assemblé." (Kapitel 4)

      Es handelt sich also eindeutig um einen genähtem Lederschlauch.

      Zum Abbdichten gibt Hotteterre auch ein paar Hinweise.
      Der Sack der Musette wird mit Schweineschmalz abgedichtet, welches erwärmt wird und in den Sack geschüttet wird.


      ...Quelquefois la Peau se dessécher, et ne tient plus bien le vent , à quoi l’on peut remédier par le moyen de deux ou trois cuillerées de Saindoux bien frais, plus ou moins selon la grandeur de la Peau, et besoin qu’elle en a, mais point par excès.On le coule dedans peu à peu une partie par la Boîte où se met celle des Chalumeaux, autrement la tête de la Musette, et l’autre partie par celle où se met Porte-vent. ...(Kapitel 17)

      Der Blasebalgschlauch sollte ebenfalls mit Schweineschmalz abgedichtet werden, allerdings ist es hier besser das Schmalz von Aussen aufzureiben:
      On pourvoit faire aussi cette opération au porte-vent, s’il en avoir besoin, mais bien plus rarement, y mettant le Saindoux froid et en très petite quantité: il y en a cependant quelques-uns où l’on ne met rien...(Kapitel 17)


      Eine Musette von Beekhuizen, die ich mal hatte, hatte einen Lederschlauch (allerdings verklebt, nicht genähtt), funktioniert, aber ich finde Gartenschläuche u.ä. besser.


      Gruss Markus

    • Danke Markus für die ausführliche Antwort! Ob das Schmalz wohl mit ätherischen Ölen behandelt wurde, um die feinen Nasen der Musette-Spieler nicht zu beleidigen? ;)
      Ich werde demnächst mal Neopren- und Silikonschläuche ausprobieren und berichten. Derweil komme ich mit dem kurzen PVC-Schlauch ganz gut klar. Er könnte aber flexibler sein. Wegen der Kürze ist er jetzt doch recht starr.
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !
    • Spannendes Thema und rein spekulativ dazu von mir:

      Eine einfache und mit Leder zu machende, knicksichere und gleichzeitig flexible Variante von Schlauch wäre der sog. "Spiralschlauch".

      Darf man sich so vorstellen: Man wickelt eine "Spirale" (richtiger: eine Wendel) z.B. aus Draht (also im Prinzip eine Druckfeder) und überzieht diese mit einem geeigneten Material wie eben z.B. Leder.

      Leider weiß ich auch nicht, ab wann es sowas prinzipiell wo gab und für Dudelsäcke ist es bisher imho nicht belegt. Dabei wäre es soooo naheliegend!

      Ich gebe gerne zu: Die Idee kam mir, als ich vor einigen Jahren den Schlauch einer etwas älteren Wasserpfeife (im Sinne von: Touristenmitbringsel der ca. 60er Jahre) begutachtet habe, der war genau so gemacht.

      In Baumärkten gibt es derzeit solche Schläuche aus schwarzem Kunststoff mit "Spirale" aus Kunststoff und in passenden Durchmessern. Auch eine überlegenswerte Alternative. Sehr flexibel und absolut Knicksicher...
    • Arno schrieb:

      und für Dudelsäcke ist es bisher imho nicht belegt


      In einer anderen Musette-Schule "Traite de la Musette", 1672 von Borjon, findet man im Kapitel zur Beschrteibung der Musette dieses :
      Nous avons déjà parlé du soufflet. Il a un ressort, un porte-vent et une soupape comme ceux des orgues.

      Wir haben bereits über den Blasebalg gesprochen. Er hat eine Spiralfeder, einen Luftschlauch und ein Ventil wie jenes der Orgeln.

      porte-vent ="Lufttür, Luftzugang"=> Blasebalgschlauch

      Mit der Feder (ressort) ist hier eine (IMHO unnütze) Feder innerhalb des Blasebalges gemeint, welche den Blasebalg selbständig öffnet, es könnte durchaus aber auch eine Spirale innerhalb des Schlauches gemeint sein.

      Ein "Spiralschlauch" ist hier aber meiner Meinung nach ebnso unnütz wie eine Feder innerhalb des Blasebalges.

      Spiralschläuche braucht man nur wenn durch den Schlauch ein Unterdruck weitergeleitet werden soll => sprich gesaugt werden soll.
      Saugt man an einen Schlauch ohne Aussteifung so würden man die Schlauchseiten anneinander saugen => Schlauch ist "verstopft".

      Bewegt man hingegen einen Überdruck durch den Schlauch, sprich geblasen werden soll, sowie beim Dudelsack, bläst sich der Schlauch ja von selbst auf, braucht also keine Aussteifung.
    • @Markus:

      Schon richtig soweit, aber Spiralschläuche sind halt auch 1. sehr flexibel und 2. nahezu unknickbar und noch dazu mit einfachen Mitteln und Materialien herzustellen.

      Eine solche Aussteifung ist gerade bei Lederschläuchen, die flexibel sein sollen besonders ab einer gewissen Länge sinnvoll, damit der Schlauch eben nicht "zusammenfallen" kann. Das würde den Blaswiderstand sehr erhöhen. Ich kenne das zumindest von (ungeeigneten) Luftschläuchen als Luftzufuhr für z.B. Schmiedefeuer.

      Ich erinnere mich auch vage daran, das Mattis mal einen seiner ersten Blasebalgschläuche innen mit Rohrstückchen versteift hat, wegen genau dieses Problems...
    • So, ich konnte jetzt einen Silikonschlauch an der Border Pipe / Small Pipe testen. Das Material ist sehr flexibel und milchig-transparent, hat 16mm innen und 2mm Wandstärke. Aufgrund der nötigen Biegung knickt der Schlauch aber trotz (oder wegen) der Kürze so stark ein, dass sich die Innenseite an einer Stelle fast berührt. Funktioniert zwar, sieht aber komisch aus und beeinflusst leicht den Widerstand. Eine Verstärkung wäre also wirklich hilfreich, wenn eine Kurve nötig ist. Es gibt auch Silikon-Gewebeschläuche. Das wird dann der nächste Versuch. Solange nutze ich weiter den transparenten PVC-Schlauch aus dem Baumarkt. Der leiert allerdings nach mehrfachem Aufstecken leider etwas aus.
      Ich konnte neulich kurz eine Small Pipe aus der guten alten Zeit begutachten. Der Schlauch war außen aus vernähtem, schwarzen Leder. Muss noch mal gucken, was darunter steckt.

      Falls jemand Schlauchreste mit 16mm Durchmesser brauchen kann, bitte eine kurze PN. Das Material wird in 1m Mindestmengen verkauft und ich brauche immer nur etwa ein Fünftel davon ;)
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Timo ()

    • Ich habe jetzt die für mich und mein Instrument ideale Schlauchlösung gefunden! Seit März nutze ich für die Border- und Small Pipe einen Silikon-Gewebeschlauch (siehe Fotos).
      Das Material ist trotz der großen Wandstärke von 5mm und der Kürze des Schlauchstücks immer noch sehr flexibel. Das Material hält hervorragend an den leicht konischen Stutzen vom Blasebalg (POM) und vom Anblasrohr (Grenadill). Ein einfacher Stoffschlauch aus Baumwolle dient als Überzug, um den doch etwas unansehnlichen Silikonschlauch zu verdecken.

      [Blockierte Grafik: http://i1209.photobucket.com/albums/cc400/Tuedels/Instruments/Schlauch02.jpg][Blockierte Grafik: http://i1209.photobucket.com/albums/cc400/Tuedels/Instruments/Schlauch03.jpg][Blockierte Grafik: http://i1209.photobucket.com/albums/cc400/Tuedels/Instruments/Schlauch01.jpg]

      Einen schönen Sonntag noch!

      Timo
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !