Volkstänze aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges

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    • Volkstänze aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges

      Moin zusammen,

      kaum 5 min im Forum und schon die erste Frage:

      Aus historischem Interesse suche ich Noten für Volks- / Bauerntänze aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Region ist dabei zweitrangig, auch wenn mich aus persönlichen Gründen der mittel- bis norddeutsche Raum besonders interessiert.

      Das ein oder andere Stückchen taucht natürlich immer mal wieder in Sammlungen auf, daher bezieht sich meine Frage eher auf spezifische Zusammenstellungen aus der Zeit des 17. Jahrhunderts, ähnlich den diversen Handschriften des 18. Ist euch da etwas bekannt? Falls jemand einen guten Literaturtipp, egal ob Monographie oder Aufsatz, zur Hand, nehme ich auch solche Hinweise dankbarst entgegen.

      Danke und
      Gruß

      Leif
    • Hiho,
      was mir hierzu einfällt, ist:
      Böhme, F.M.: Geschichte des Tanzes in Deutschland, Leipzig 1886 und 1892
      (z.B. Abschnitt X "Der Tanz in Deutschland im 17. Jh.")
      z.B. -> hier
      Der Notenteil (2. Band) dazu ist leider nicht online verfügbar. Nur als Reprint und ziemlich teuer.
      Ein paar Stücke aus der Zeit des 30jährigen Krieges oder kurz davor sind aber drin.
      Außer dem möglicherweise interessant:
      Voß, R.: Der Tanz und seine Geschichte - eine kulturhistorisch=choreographische Studie mit einem Lexikon der Tänze, Berlin 1869
      (bei google-books kostenlos)

      Beides keine abschließende und umfassende Darstellung, aber vielleicht ein Steinchen im Puzzlespiel.
      Halt uns mal auf dem laufenden, wenn du Dinge zu der Zeit findest (Quellen, auch Sekundärliteratur).

      Viele Grüße
      Thomas
    • Moin Thomas,

      vielen, vielen Dank nochmal für deinen sehr guten Hinweis! Dieses Werk von Böhme kannte ich noch nicht, obwohl ich eine antiquarische Fassung seiner Liedersammlung hier stehen habe.

      Bin leider alles andere als ein Tanzbär und interessiere mich dafür eher instrumental.

      Die von dir genannten Böhme-Bände werde ich mal versuchen aufzutreiben - so etwas habe ich gerne in analog da. Dennoch danke ich dir natürlich für deinen Link zum Digitalisat.

      Ich las darin auch einen Hinweis auf Praetorius' "Syntagma Musicum". Vielleich hätte ich in meinem Reprint erstmal nachgucken sollen.

      Falls ich irgendetwas auftun sollte, setze ich euch natürlich ins Bild!

      Gruß

      Leif
    • Moin,

      heute sind die oben von Thomas vorgeschlagenen Faksimile-Bände des F.M. Böhme eingetroffen.

      Das war ein mega Tipp! Geschichtlich ist der erste Band sehr spannend, der zweite hat 221 Seiten, proppevoll mit Liedern und Tänzen vom Mittelalter bis zum 19. Jhd.

      Darf man eigentlich Fotokopien von Inhaltsverzeichnissen hochladen oder unterliegen diese im selben Maße dem Copyright wie der eigentliche Inhalt?
      Könnte ja den ein oder anderen interessieren.

      Gruß
      Leif
    • amazon.de/Sackpfeifer-Bierfied…=8-3&keywords=ralf+gehler

      Nicht ausschließlich 30ig Jähriger Krieg aber in dem Zusammenhang sicher auch interessant.


      "Sackpfeifer – Bierfiedler – Stadtmusikant. Ein Musikant konnte vieles sein in Mecklenburg zwischen 1500 und 1800. Blies der Hirte die Sackpfeife für seine Herde, so geigte der Fiedler einer Hochzeitsgesellschaft zum Tanze. War der eine Musikant verachtet, so genoss der andere hohes Ansehen. Dieses Buch untersucht die Volksmusikkultur dieser vergangenen Tage auf der Basis von Quellen aus den Archiven Mecklenburgs. Dabei entsteht ein vielfarbiges Bild einer Musiklandschaft, die uns heute sehr fremd erscheint. Hochzeiten, Kindtaufen, Feste des Jahreslaufes wie Karneval, das Pfingstfest und die Weihnacht waren die Betätigungsfelder der Musikanten. Dudelsäcke, Geigen, Schalmeien, Trommeln und Drehleiern gehörten zum Instrumentarium einer sehr lebendigen Volksmusik, die immer einem starken Wandel unterlag, der häufig staatlich gelenkt war. Recht und Ordnung standen häufig im Widerspruch zur Volkskultur der Frühen Neuzeit, deren allgemeine Widersetzlichkeit in der Volksmusik Mecklenburgs ein spannungsreiches Beispiel bekommt."
      Mein Motto:
      Lieber barfuss mitn Dudel zum Strand als im Benz zur Arbeit.

      Meine Urlaubsplanung:
      Dudel schnappen, VW-Bus klauen und ab in den Süden!
    • Naja, ganz so isses ja nu nich. Ein Blick in das Buch, dass ja auch ein paar Notenbeispiele beinhaltet,
      bringt mir wieder einige Quellen aus der Zeit vor dem Dreißiglährigen Krieg ins Gedächtnis:
      z.B. die Tabulaturen von Iacobo Paix Augustano (Organist in Laugingen (Pfalz)) und
      Elias Nikolaus (genannt Ammerbach, Organist in Leipzig).
      Deren Werke enthalten auch jeweils einen Abschnitt mit Tanzmusik (Titel sind z.B.:
      Wer das Töchterlein haben wil -- Der Allmeyer Dantz -- Hertzog Moritz dantz -- Pastorum Dantz -
      - Ein kurtzer Dantz -- Sol ich denn nu sterben -- Die Megdlein sind von Flandern -- Ein ander Dantz -- Ein sehr gutter Dantz.
      Näheres unter: Tanzmusikarchiv

      Die Musik ist etwa 20 bis 30 Jahre vor dem Krieg aufgeschrieben worden, da kann man sicher davon ausgehen, dass sie auch im
      Krieg noch vorhanden war. Ich denke da z.B. an La Jalousie/Schartlusie/Pannkauken, das mindestens über das gesamte 18. Jh. in Quellen
      auftaucht. Es gab sicher auch kurzlebige Stücke, aber langlebige auf jeden Fall auch.

      Die o.g. Werke sind wie gesagt Tabulaturen, die etwas mühsamer zu entziffern sind (aber nicht so mühsam wie Lautentabulaturen).
      Zudem ist vorn immer eine Erkärung der Tabulatur angegeben. Transskriptionen dazu findet man aber z.T. auf IMSLP.
    • Hier ein Stück, das tatsächlich in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges aufgeschrieben wurde:



      Aus: Tänzefür 2 Violen, Verus possessor Anthonius Schermarius Vlm, die 29 July 1620
      erschienen als Faksimile-Edition derSchermar- Bibliothek Ulm; Nr.13, Cornetto Verlag, 1997(CORN-10-1-0051 Cornetto-Verlag)
      Leider vergriffen. Falls jemand eines übrig hat - ich hätt es gern!


      Ich kenn es vom Pipenbock-Orchester. Da spielen wir es zusammen mit "Ein ungarischer Tanz" (Wolf Heckel, Lautenbuch 1562),
      enthalten in Böhme Band 2 (in meinem ersten Beitrag in diesem Thread erwähnt). Echt coole Kombi. Ob das mit Marktsack geht,
      weiss ich nicht. Auf Schäferpfeife und Säckpipa geht's gut.
      Und mit Bock und Geige auch -> hier.
      Gruß
      Thomas

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von _thomas_ () aus folgendem Grund: Jetzt mit dazugehöriger zweiter Stimme und ohne Fehler in der ersten Stimme (hoffentlich).

    • _thomas_ schrieb:

      Ja, ohne Taktstriche. aber mit C davor, also 4/4.
      Hab die Noten nochmal geändert und auch die zweite Stimme mit angegeben.
      Und einen Fehler in der ersten Stimme korrigiert.

      Gruß
      Thomas
      Das C sagt vor allem, dass man Viertel zählen soll als "Grundbeat". Das C mit Strich verdoppelt den Grundbeat bzw. man zählt in Halben.
      Spannend!
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl: