Deutsche TRAD's und Volksweisen

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    • Deutsche TRAD's und Volksweisen

      Ich grüße alle Sackpfeifer!

      Als Pädagoge der (zur Zeit) ausschließlich deutsche Sackpfeifen spielt, propagiere ich schon seit Jahren dass deutsche Volksmusik und klassische Volksinstrumente ein sehr wichtiger Bildungsinhalt ist und deshalb routinemäßig in alle Kindergärten und Grundschulen unserer Bundesrepublik gehört. Es ist teilweise erschreckend wie selbst viele Vertreter meiner eigener Generation außer "alle meine Entchen" und "Tannenbaum" kein weiteres deutsches Volkslied zu nennen vermögen.

      Wir haben zehntnerweise Fachliteratur und Studien, die klar belegen, dass die Verletzung der pädagogischen Prinzipien wie "Kleinschrittigkeit", "Vom Bekannten zum Unbekannten" und "Alltagsbezogenheit" die Lernfähigkeit und die Verinnerlichung der Bildungsinhalte massiv stört! Bildung muss beim Einfachsten anfangen, so auch die musikalische Bildung, die bei einfachen Liedern und Reimen in Muttersprache(!!) mit einem hohen Bekanntheits- und Wiedererkennungswert anfängt. Es ist wie beim Spracherwerb; das Kind sagt das erste Wort ("Mama", "wau", etc.) und die Eltern wiederholen das Wort in Gegegnwart des Kindes. Dadurch kriegt das Kind das Feedback dass Sprechen erwünscht ist und wird dadurch motiviert weiter zu sprechen. Wenn mit dem Kind an der Stelle nicht gesprochen bzw. gesungen wird, findet keine Entwicklung statt. Plain and simple.

      Zuerst ist es so dass in der durchschnittlichen deutschen Kernfamilie heute wenig bis kaum gesungen wird. Ausnahmen bestätigen die Regel. Einfachste zweizeilige Kinderlieder, die jeder kennt, werden i.d.R. im Kindergarten erlernt. Das ist schön und gut, für die Grundschule ab der 2 Klasse sind diese aber weitgehend zu primitiv. Da sind unsere Bildungsministerien gefragt - hier am Beispiel der sächsischen Empfehlungen zur Lied- und Werkauswahl in der Grundschule

      Kann hier jemand das Problem erkennen??
      Ich habe in diesem Verzeichnis 21 allgemein bekannte Volkslieder gefunden, jene die theoretisch jeder durchscnittliche Bundesbürger in der Lage ist mit einem Kind nachzusingen. 21 von ingesamt 263 Titeln machen knapp 8%. Die Hälfte davon sind eben die üblichen Kinderlieder auf KiTa-Niveau, von den anspruchsvolleren deutschen Volksliedern sind das gerade mal 11 aus 263 Titeln (4%). Locker ein Viertel der Empfehlungen sind in englischer Sprache. Der Rest der deutschen Titel sind Stücke/Songs die der deutschen Bevölkerung weitgehend unbekannt sind.

      Lange Rede kurzer Sinn...

      Ich bin schon seit Jahren dabei eine Liste an deutschen Volksliedern zusammen zu stellen, um eben diese Lücken zu schließen. Meine Kriterien:
      - deutscher Sprachraum
      - belegte TRAD's bzw. Komponist/Bearbeiter über 70 Jahre tot
      - keine Kinderlieder
      - hoher Wiedererkennungswert
      - (fast) jeder kann wenigstens ein Paar Zeilen mitsingen

      Bisher sinds 12 Stücke: Im Schönsten Wiesengrunde, Muss I Denn Zum Städtele Hinaus, Horch Wer Kommt von Draußen Rein, Kommt Ein Vogel Geflogen, Kommet Ihr Hirten, Oh Tannenbaum, Oh Du Lieber Augustin, Und in dem Schneegebirge, Auf Auf Zum Fröhlichen Jagen, Freude Schöner Götterfunken, Stille Nacht Heilige Nacht, Die Gedanken Sind Frei.

      Die Liste ist recht dürftig, deshalb würde ich mich über weitere Vorschläge freuen!


      Grüße aus Sachsen!
      Slow equals smooth and smooth equals fast

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von George ()

    • @Kristof
      Danke! Ich muss aber sagen dass ich über Jahre hinweg so ziemlich alle Internet-Ecken, wo es trad's gibt, abgegrast habe. Ich bin noch mal den oben empfohlenen Archiv durchgegangen und zwei Lieder, bei denen ich noch in Zweifel war, in meine Liste aufgenommen - Alle Vögel Sind Schon Da und Heidenröslein. Das macht 14 Stücke, nicht gerade beeindruckend wenn man Schotten, Spanier und Franzosen als Мergleich heranzieht. Es gibt selbstverständlich hunderte und aber hunderte aufgezeichnete deutsche Volkslieder, diese haben leider ein großes Problem - die kennt einfach kein Ferkel !!
      Slow equals smooth and smooth equals fast
    • "Der Kuckuck und der Esel" fällt mir da noch ein (Wikipedia, Youtube). Ansonsten komme ich gerade auch nur noch auf "Hoch auf dem gelben Wagen", zu dem die Generation 80+ auf die 1 und die 3 klatscht...

      EDIT: Für den Winter fällt mir gerade noch "Schneeflöckchen, Weißröckchen" ein.
      Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Andreas ()

    • Hallo Gregorius,
      :ditoschild: was Du in Deinem Eröffnungstext schreibst, kann ich weitestgehend unterschreiben und wird von mir seit Jahren in Musikforen wiedergekäut - bislang erfolglos...
      Aufgrund der ganzen Misere kann man wohl inzwischen bei der Auswahl auf die Aspekte Bekanntheits- und Wiedererkennungswert getrost verzichten. Man sollte sich lieber an stiltypischen Gesichtspunkten orientieren und die mitteleuropäischen Hör- und Musiziergewohnheiten über 5tonraum, C-Leiter, 3klang und Terzenzerlegung erschließen. Da versagt nämlich die heute dauernd bemühte Popmusik und es gibt Volkslieder, die sind gar nicht so einfach zu singen!
      In Bayern geht man da einen anderen Weg, da könnte man sich mit hochdeutschem Material einiges abschauen. Persönlich stöbere ich auf Flohmärkten in den Bücherkisten gerne nach alten Schulmusikbüchern aus den 50er und 60er Jahren. Wahre Fundgruben!
      Im übrigen empfehle ich Dir, mal in die ersten 3 Platten von Zupfgeigenhansel oder Liederjan reinzuhören. Volkslieder dürfen nämlich durchaus auch gesellschaftliche Themen aufgreifen und die pikanteren Texte kann man ja in der Grundschule weglassen! :D
    • Leider habe ich die Quelle gerade nicht zur Hand, aber eins meiner liebsten Lieder mit deutschsprachigem Text ist Adele.
      Es soll aber auch schon recht alt sein.

      Von dem Text gibt es etliche, leicht abgewandelte Versionen.
      In dem Link heisst es zum Beipiel "einen blauen Krokus schenken" ich kannte das nur mit einem "blauen Mantel".

      liederseiten.de/Lied.php?i=3&s=1

      hier eine andere Version

      esther.mailfolder.de/zuflucht/liederbuch/Adele.pdf

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Grobi112 ()

    • Das ist auch recht schön:

      Es führt über den Main
      Eine Brücke von Stein.
      Wer darüber will gehn,
      Muß im Tanze sich drehn.
      Fa la la la la,
      Fa la la la.

      Kommt ein Fuhrmann daher,
      Hat geladen gar schwer.
      Seiner Rösser sind drei,
      Und sie tanzen vorbei.
      Fa la la la la,
      Fa la la la.

      Und ein Bursch ohne Schuh
      Und in Lumpen dazu,
      Als die Brücke er sah,
      Ei, wie tanzte er da.
      Fa la la la la,
      Fa la la la.

      Kommt ein Mädchen allein
      Auf die Brücke von Stein,
      Faßt ihr Röckchen geschwind,
      Und sie tanzt wie der Wind.
      Fa la la la la,
      Fa la la la.

      Und der König in Person
      Steigt herab von seinem Thron,
      Kaum betritt er das Brett,
      Tanzt er gleich Menuett.
      Fa la la la la,
      Fa la la la.

      Liebe Leute herbei!
      Schlagt die Brücke entzwei!
      Und sie schwangen das Beil,
      Und sie tanzten dabei.
      Fa la la la la,
      Fa la la la.

      Alle Leute im Land
      Kommen eilig gerannt:
      Bleibt der Brücke doch fern,
      Denn wir tanzen so gern!
      Fa la la la la,
      Fa la la la.

      Es führt über den Main
      Eine Brücke von Stein.
      Wir fassen die Händ,
      Und wir tanzen ohn End.
      Fa la la la la,
      Fa la la la.


      Text: Alter Frankfurter Totentanz aus dem Mittelalter, die letzten beiden Strophen von Felicitas Kukuck
      Melodie: Felicitas Kukuck 1952 - (1914-2001). Auf ihrer Website singt Felicitas Kukuck ihre eigene Komposition a capella: felicitaskukuck.de/sounds/MainFee.mp3


      Hier sind einige Lieder gelistet:

      volksliedsammlung.de/volk-a-z.html
    • Vielen dank für die Vorschläge!
      Manche kannte ich schon, manche aber nicht, und es sind defintiv besonders die einfachen Stücke, die für KiTa bzw. Vorschule zorzüglich geeignet sind!

      dinorider61 schrieb:

      Man sollte sich lieber an stiltypischen Gesichtspunkten orientieren und die mitteleuropäischen Hör- und Musiziergewohnheiten über 5tonraum, C-Leiter, 3klang und Terzenzerlegung erschließen. Da versagt nämlich die heute dauernd bemühte Popmusik und es gibt Volkslieder, die sind gar nicht so einfach zu singen!
      Also, die Kriterien die ich nannte sind mehr oder weniger der "Filter" gewesen. Die tatsächliche Auswahl hab ich dann nach der "sackpfeifentauglichkeit" der Stücke getroffen. Sackpfeife ist grundsätzlich gut für 1). Tänze/Märsche, 2). heitere/humorvolle Lieder und 3). feierliche/sehnsuchtsvolle Themen. Zwar werden GHB auch bei Beerdigungen gespielt, eine solche Praxis kenne ich aber bei keiner anderen Sackpfeifentradition. Da könnte ich aber auch falsch liegen... :/ Es gibt einfach ein Haufen Lieder die auf Sackpfeife einfach nicht klingen/"funktionieren".

      Ich hab meine "Liste" nochmal "ausgemistet" und bei 12 Stücken geblieben, die ich dann sozusagen als "sackpfeifentaugliche Referenzstücke des deutschen Volksliedes" in meiner Arbeit einsetzen werde. Das heißt aber nicht dass ich nichts anderes spielen werde; die Schotten haben z.B. ein Dutzend Tunes die einfach jeder Piper kennt, die sozusagen "Pflicht" sind. So in etwa ist auch mein Ziel.

      1. Muss I Denn Zum Städtele Hinaus
      2. Auf Auf Zum Fröhlichen Jagen
      3. Kommet Ihr Hirten
      4. Oh Du Lieber Augustin
      5. Horch Wer Kommt Von Draußen Rein
      6. Alle Vögel Sind Schon Da
      7. Kommt Ein Vogel geflogen
      8. Freude Schöner Götterfunken
      9. Oh Tannenbaum
      10. Im Schönsten Wiesengrunde
      11. Und In Dem Schneegebirge
      12. Heidenröslein

      1 bis 3 sind erstaunlich gut zum tanzen, wenn man diese zügig spielt und mit flott klingenden Spieltechniken versetzt. Vor allem "Auf Auf " klingt richtig zum Hüpfen und "Hirten" haben einen besonderen groove den ich nicht so recht erklären kann. 4 bis 7 heiter-humorvoll zum mitsingen, 8-9 sind feierlich-gehoben und 10-12 sind Wehmut und Sehnsucht. Alles deutsch, TRAD, kein Kinderlied, müsste relativ leicht wieder erkannt werden und ich rechne mal damit dass wenigstens jeder Dritte da mitträllern kann.

      ... es ist halt so dass man sich als Dudelsacker in Gesellschaften bewegt, wo man leicht auf Vertreter anderer Sackpfeifertraditionen trifft. Und wenn diese erfahren dass man man german pipes spielt, wollen die meisten auch something German hören. Da steht man sehr ungern auf dem Schlauch... :(
      Slow equals smooth and smooth equals fast
    • Something German? Da ist auch einiges Österreichisches bei.

      Und bei „O Tanne(n)baum“ kommt es dann noch drauf an, welche der zwei bekannteren Melodien du nimmst. Ich mag die Fassung in Moll lieber.

      „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“ ist meines Erachtens eigentlich ein Jäger-Marsch. Slängpolska kann man da vermutlich ganz gut drauf tanzen :)

      Beim „Heidenröslein“ hast du vermutlich die Melodie von Heinrich Werner von 1829 im Ohr? Oder doch Schubert, Schumann, Léhar? Es gibt noch sechs weitere Vertonungen.
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Moin Gregorius et al.,

      ganz persönlich würden mir für deine Liste ad hoc noch einfallen:
      - Ade zur guten Nacht
      - Die Ballade von den Königskindern
      - Der Hamburger Veermaster

      "Der Mond ist aufgegangen" ist auch sehr schön, wenn auch ursprünglich ein Kunstlied.

      Da sind wir auch schon bei des Pudels Kern - welche Lieder in eine sehr begrenzte Auswahl (die ja, im kanonischen Sinne, absolut Sinn machen kann) aufnehmen?

      Deine obigen Kriterien sind rein formal, da treffen immer noch hunderte Lieder zu. Es fehlt meiner Meinung nach die "didaktische Reduktion". Welche Lieder für wen? Für Kinder (wolltest du ja ausdrücklich nicht)? Für Familien? Für zechende Junggesellen? Für Handwerker / Arbeiter?

      Hättest du eine solche Leitidee, z.B. Lieder aus allen deutschen Regionen, ließe sich klar eine exemplarische Auswahl zusammenstellen.

      Ich schreibe das nicht vom hohen Ross herab, sondern aus eigener Erfahrung. Bei meinem zweiten Schottlandtrip mit 20 bin ich mit einem Freund bei einem Dorffest versackt, da wurde getrunken, musiziert, gesungen, einfach wunderbar. Zu später Stunde wurde mir dann die Gitarre in die Hand gedrückt, wir sollten mal deutsche Lieder spielen. War das vielleicht peinlich... die "Internationale" konnte ich auswendig, die Schotten allerdings auf Englisch auch. Mehr hatten wir nicht zu bieten.

      In den anschließenden fast 20 Jahren habe ich mir dann einiges an Volksliedern (und seit ich vor 4 Jahren mit Dudelsäcken begonnen habe, auch an Tanzmelodien) draufgeschafft. Ähnlich wie dir ging es mir nicht nur darum, für mich alleine zu musizieren, sondern diese schönen Lieder auch zu erhalten, weiterzugeben und zu verarbeiten. Ich arbeite an einer Hamburger Stadtteilschule. In den Jahrgängen 5 und 6 arbeite ich praktisch nur mit Volksliedern und habe den Hiphop-Anteil aus dem Stoffverteilungsplan fast vollständig rausgeschmissen.

      Mit den Kindern singe ich aber natürlich nicht "Das gute Bierjahr" oder "Papst und Sultan". Für diese Späßchen gibt es eine besondere Liedermappe für die Muckerrunde... Für beide Kreise wiederum kommen Jahreskreislieder in Frage.

      Lange Rede, kurzer Sinn - hier meine Thesen:

      - Ja! Volkslieder müssen unbedingt tradiert werden.
      - In diesem Zusammenhang muss allgemein die Bedeutung der eigenen Kultur - und in Deutschland ihre jahrzehntelange Vernachlässigung / teilweise Zerstörung thematisiert werden.
      - Die Weitergabe erfolgt immer praktisch -> Liedersammlungen müssen adressatenorientiert / zweckgebunden sein.
      - Auswahl ist immer nur exemplarisch und soll Lust auf mehr / Vertiefung machen.

      Das ganze Thema ist auch mir absolute Herzensangelegenheit; es wäre schön, sich hierzu weiter auszutauschen (und vielleicht auch etwas Praktisches anzubahnen).

      Gruß
      Leif
    • Pannekowski schrieb:

      Deine obigen Kriterien sind rein formal, da treffen immer noch hunderte Lieder zu. Es fehlt meiner Meinung nach die "didaktische Reduktion". Welche Lieder für wen? Für Kinder (wolltest du ja ausdrücklich nicht)? Für Familien? Für zechende Junggesellen? Für Handwerker / Arbeiter?

      Hättest du eine solche Leitidee, z.B. Lieder aus allen deutschen Regionen, ließe sich klar eine exemplarische Auswahl zusammenstellen.
      Grüße!

      Die Kinder von unter 6 Jahren sind aus dem Konzept erstmal raus, da für diese die üblichen Kinderlieder vollkommen ausreichen ohne diese zu überfordern. Vom Grundschüler über Junggesellen bis zum Handwerker haben wir zwar eine breite Altersspanne, all diese Menschen haben aber eins gemeinsam: wenn es um deutsche Volkslieder geht müssen wir bei den meisten auf dem Niveau der Kinderlieder anfangen! Da macht es zwischen Grundschüler 3 Klasse und 35-jährigem Manager beim BMW keinen Unterschied. Zwischen Kinderliedern und Rock & Pop/Metal/Rap/usw. existiert eine große und ziemlich leere Lücke, wo eigentlich die einfachen/leichten Volkslieder hin gehören, aber nicht da sind.

      Die Leitidee ist, dass ich/wir um ein Dutzend Lieder aufstellen, die jeder erkennt und die sich eben JEDER reinziehen und darüber freuen kann. "Kommt Ein Vogel" oder "Augustin" sind lustig und heiter, kommen bei Kiddies gut an, Heimatlieder wie "I. s. Wiesengrunde" oder "Tannenbaum" sind im Familienkontext ideal, zechende Junggesellen können mal zu "Muss I Denn" hüpfen (was gut klappt, siehe Mittelaltermärkte). Einfach, markant, kennt jeder, unterteilt nicht nach geografischer Herkunft sondern nach Liedart (Tanz, Heimatlied, Schwank, Hymne, etc.)

      Die Liste ist damit nur als Brücke zwischen Kinderlied und populärer Musik gedacht, Grundlagenwissen für alle ab der Grundschule, nicht mehr und nicht weniger.

      Pannekowski schrieb:

      In den anschließenden fast 20 Jahren habe ich mir dann einiges an Volksliedern (und seit ich vor 4 Jahren mit Dudelsäcken begonnen habe, auch an Tanzmelodien) draufgeschafft. Ähnlich wie dir ging es mir nicht nur darum, für mich alleine zu musizieren, sondern diese schönen Lieder auch zu erhalten, weiterzugeben und zu verarbeiten. Ich arbeite an einer Hamburger Stadtteilschule. In den Jahrgängen 5 und 6 arbeite ich praktisch nur mit Volksliedern und habe den Hiphop-Anteil aus dem Stoffverteilungsplan fast vollständig rausgeschmissen.
      :thumbup: :dafuerschild:

      Pannekowski schrieb:

      Lange Rede, kurzer Sinn - hier meine Thesen:


      - Ja! Volkslieder müssen unbedingt tradiert werden.
      - In diesem Zusammenhang muss allgemein die Bedeutung der eigenen Kultur
      - und in Deutschland ihre jahrzehntelange Vernachlässigung / teilweise
      Zerstörung thematisiert werden.
      - Die Weitergabe erfolgt immer praktisch -> Liedersammlungen müssen adressatenorientiert / zweckgebunden sein.
      - Auswahl ist immer nur exemplarisch und soll Lust auf mehr / Vertiefung machen.

      Das ganze Thema ist auch mir absolute Herzensangelegenheit; es wäre schön, sich hierzu weiter auszutauschen (und vielleicht auch etwas Praktisches anzubahnen).
      So sehe ich es auch.
      ... wobei der voranschreitende Verlust des tradierten Kulturguts sich nicht auf eben Kultur beschränkt. Wir sind eine Gesellschaft die sich immer extremer spezialisiert; Bildung und Beruf beschränken sich auf immer kleinere Bereiche, wobei das Allgemeinwissen der Bevölkerung immer geringer wird. Zwar haben wir noch nie dagewesene Möglichkeiten Allgemeinwissen zu recherchieren - die Recherche an sich ist aber bereits Allgemeinwissen was immer wenige beherrschen! Es ist erschreckend mit wieviel Spezialwissen die deutschen Lehrpläne vollgestopft werden, Wissen was kaum einer im Alltag oder Beruf braucht. Allgeimein- und Grundlagenwissen geht auf Dauer verloren, wenn wir eben Allgemeinwissen stillschweigend "vorausetzen" es aber den Kindern nicht beibringen.

      Meine Liste sollte eben diese Grundlage darstellen, ein Werkzeug für allgemeine Öffentlichkeitsarbeit. Diese sollte erst die nötige Achtsamkeit schaffen gegenüber dem deutschen Volksliedgut, wer dann "Lust auf mehr" kriegt, egal ob Erwachsener oder Kind, kann weiter gehen und sich adressatenorientierte und zweckgebundene Angebote einholen, getreu dem didaktischen Prinzip "vom Einfachsten zum Komplizierten in kleinen Schritten".

      Ich bin selbstverständlich für jedem Austausch offen, besonders wenn es den verehrten Kollegen ums Praktische geht. :)
      Slow equals smooth and smooth equals fast