Abraxas schrieb:
Letzteres ist übrigens bewiesen und lässt sich durch den viel höheren Kammerton bei GHBs erklären (Kammerton a' ist zwischen 469 Hz und 482 Hz!)
BEWIESEN?! WER IST HIER AGGRESSIV! DER KAMMERTON HAT NICHTS MIT MEINEM AGGRESSIONSPOTENTIAL ZU TUN! 482Hz?! DA IST NOCH LUFT NACH OBEN! LOS, HALT STILL, DAMIT ICH DIR EINES MIT DEM BASSBORDUN ÜBERBRATEN KANN!
Es ist ja nicht nur der hohe Kammerton sondern der Gesamtklang einer modernen Pipe Band. Als Piper gibt man da aber eher den Trommlern die Schuld, deren Snare Drums mit Kevlar bespannt sind und den lieblichen Klang von Gewehrfeuer hervorragend imitieren.
Wäre es der hohe Kammerton allein, dann müssten die Bretonen ja alle zum Antiaggressionstraining. Vielleicht kompensieren die es ja durch das ständige Tanzen...
Aber zurück zum Thema. Wie schon gesagt, leben Pipe-Band-Melodien gerade von diesen komplexen und standardisierten Verzierungen und vom Sound moderner Pipes / Pipe Bands. Die allermeisten Verzierungen lassen sich zwar - wie auch erwähnt - auf dem Marktsack umsetzen, doch muss man sich dann fragen, ob das Klangergebnis den Lernaufwand rechtfertigt. Was Meldodien wie Scotland the Brave angeht, würde ich das bestreiten. Man kann zwar fast alle Verzierung auf dem Marktsack spielen, das Problem bleibt aber insb. bei diesem Stück das cis, das auf den allerwenigsten Marktsäcken wirklich gut klingt und die insgesamt abweichende Klangfarbe.
Meinen Schülern versuche ich die Umsetzung solcher "Schotten-Standards" (ScotBrave / Amazing Grace) i.d.R. auszureden. Trotzdem ist die Übertragung schottischer Verzierungen auf den Marktsack fester Bestandteil meines Unterrichts. Gerade die kürzeren und "leichteren" (bezieht sich hier mehr auf den Klangeindruck) Verzierung können auf gut eingerichteten Marktsäcken mit sauberer Spieltechnik wirklich knackig klingen. Das betrifft hauptsächlich alle Single Gracenotes und fast alle Doublings.
Da es eben keine gewachsene, traditionelle Spieltechnik für den Marktsack gibt, sollte man ein möglichst breitgefächertes Repertoire an Melodien UND Spieltechniken auf dem Marktsack anstreben. Neben den geeigneten schottischen Verzierungen gehören dazu auch die französischen à la Boulanger, bretonische und galicische Techniken und von mir aus alles andere, was ebenfalls funktioniert.
Was dann tatsächlich davon auf den Marktsack übertragen wird, sollte von den individuellen Fähigkeiten, den musikalischen Zielen und dem individuellen Geschmack / Klangideal abhängen. Ich habe immer wieder festgestellt, dass die intensive Beschäftigung mit traditionellen Verzierungstechniken meine Marktsackschüler einen großen Schritt nach vorne bringt. Das betrifft nicht nur die reine Fingertechnik sondern auch die allgemeine musikalische und rhythmische Entwicklung.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Auswahl der Stücke. Es gibt eine Vielzahl von u.a schottischen, irischen, nord-englischen Melodien, die sich hervorragend auf den Marktsack übertragen lassen. Das sind in erster Linie Stücke, die ohne das cis daherkommen (und davon gibt es reichlich) oder Stücke, die eher moll-tonal und mit c statt cis sind.
Musikalische Grüße,
Timo