Repertoire merken

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    • Repertoire merken

      Ich stehe vor folgendem Problem:

      Ich vergesse ständig Stücke, die ich schon mal gekonnt und sogar auswendig gelernt hatte.

      Habt ihr da irgend einen Trick? Ich habe schon überlegt, ob ich mir die ersten 4 oder 8 Takte auf einen Zettel schreibe - als Spickzettel sozusagen. Dann müsste ich nicht immer alle Noten dabei haben und könnte mich mit einem Blick wieder an die Anfänge erinnern. Wenn der Anfang da ist, kommt der Rest meist von selber. Eine Liste mit Stücken in F, eine mit Stücken in d oder so.

      Auf der Bühne klappt es meist mit Kostüm/Maske, Bühnenbild und natürlich dem, was das Orchester spielt. Dann kommen Text und Töne von selber in mein Hirn. Auf dem Dudelsack klappt das nicht ...

      Oder muss ich einfach mehr üben??
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Hanterdro schrieb:

      Besonders für dich als Sänger interessant:

      Probiere die Stücke zu singen.


      Ich pfeife sie manchmal - um meine Stimme zu schonen :) Die hat schon genug zu tun.
      Gruß,
      Kristof

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      :rofl:
    • Ich glaube, dass mein passives Repertoire um ein vielfaches größer ist als mein aktives - und das finde ich nicht schlimm, oder nur sehr selten. Dann bin ich meistens in Sessionsituationen mit anderen Spielern, in denen ich versuchen muss, ein Stück zu finden, das diejenigen kennen und gerne mitspielen. Bei den Leuten, mit denen ich gerne und häufig spiele, ist das quasi nie ein Problem, je fremder die Session und je eingeschränkter - aufgrund von Tonarten, Spielvermögen, Repertoire - die Mitspieler, desto größer wird es aber. Ich selber war aber eigentlich nie in einer Situation, in der nichts mehr ging, also nicht zu früh aufgeben - irgendwelche Klassiker finden sich immer noch tief im kollektiven Musikerhirn.

      Ich glaube, je geringer das eigene Repertoire ist, desto größer ist die Notwendigkeit, das auch komplett aktiv parat zu haben. Man möchte ja auch wirklich zum Musizieren mit anderen zu kommen und nicht bei der Stückwahl zu versauern. Deshalb finde ich diesen Thread auch super wichtig und ein spannendes Thema, was in der Form hier noch nicht lief (insofern schon mal bravo!).

      Mir sind da ganz unterschiedliche Strategien begegnet: Viele haben ein tatsächliches "Archiv" dabei, wie das aussieht, ist aber hochindividuell. Einigen reichen schon die Stücknamen, um sich an die Melodien zu erinnern (hilft bei mir nur bei "Klassikern", auf die ich im Zweifelsfall auch aktiv kommen würde). Andere haben tatsächlich (meist zusätzlich zum Titel) die ersten Takte notiert dabei. Neuerdings teilweise auch die Noten-pdfs auf dem Smartphone, oder eine ausführliche Pfeif-und-Summ-Bibliothek auf dem Smartphone (auch auf dem Diktiergerät denkbar). Oder, ganz langweilig, eine Notenmappe mit den Stücken, die man im Unterricht oder auf Kursen gelernt hat oder sich aus dem Netz zusammengesucht hat. Ich finde es jedenfalls überhaupt keine Schande, seine persönliche Erinnerungsstütze kurz (!) auf der Session herauszuholen und zu benutzen, oder, wenn's etwas länger dauert, mal aufzustehen, sich zwei Vorschläge abzuhören/herauszuziehen und passend wieder in die Session einzusteigen.

      Im BalFolk ist zumindest mir die Tanzart / der Groove immer eine große Stütze und meine erste Kategorie, mir die Stücke zu merken - die Tänze sind wiederum Kategorien, in denen ich entsprechend "suchen" kann. Vielleicht kann man im Bereich der mittelalternativen Musik ähnliche Kategorien für sich entdecken, vielleicht in die Richtung "Lied/mit Text/Gesang", "echt mittelalterlich (Quelle)", "Balkan" usw. - je intensiver man sich gedanklich mit dem befasst, was die Stücke aussagen bzw. was ihre Eigenschaften sind, desto eher kann ich persönlich mich danach daran erinnern. Beispiel:

      Wenn ich denke oder höre "echter 3-3-2(Groovepattern)-Schottisch (Tanzart) von Mattis Branschke (Komponist)" fallen mir etwa zwei bekannte Stücke ein, die ich auf einer Session anspielen würde, über weitere würde ich nachdenken, aber verwerfen, weil der 3-3-2-Groove nicht so deutlich in der Melodie vorkommt. Wenn dann noch jemand "War in moll, glaube ich" sagt, muss es Off-Road sein. Andere Anhaltspunkte sind Tonarten, Modi, Chromatik und eventuelle Veränderungen während des Stücks ("im B-Teil mit h statt b", oder "A-Teil Dur, B-Teil Moll"), oder chromatische Wendungen ("chromatischer Lauf hoch-g runter bis d als Hauptmotiv im B-Teil). Oder "auf welcher CD von welchem Künstler? Welche Titelnummer?". Auch "steht in welcher gedruckten Notensammlung auf welcher Seite an welcher Stelle" (wobei man bei sowas mit der Kundgabe aufpassen muss - für solches Wissen wird man gerne hochgradig entgeistert angeguckt, als wäre man ein Außerirdischer ;)). Oft kann - neben der wirklichen Quelle - auch helfen, einfach den Ort oder die Person zu benennen, von der man das Stück kennt ("Hat der Subi in seiner Sammlung mit den englischen Tunes, wurde doch auch mal drüber diskutiert, weißt Du noch...").

      Wenn man eine wirklich gute Repertoireliste führen will, würde ich solche Infos unbedingt ebenfalls eintragen - auch wenn sie einem selbst nicht helfen, helfen sie ja vielleicht den Mitspielern, und wenn dann jemand anderes "liefert" und anspielt, ist die Schlacht gegen die Erinnerungslosigkeit ja schon gewonnen!

      Liebe Grüße,

      Alex
    • Wie Hanterdro sagt: Singen! Abgesehen von den anderen hier bereits angesprochenen Strategien, ist die vokale Imitation das beste Mittel um Melodien wirklich tief zu erinnern. In etlichen (schriftlosen) Traditionen ist es das Mittel der Wahl. In Schottland, Irland und der Bretagne beispielsweise wurden und werden Instrumentalmelodien über die Stimme gelernt und Instrumentalmelodien mit der Stimme nachgeahmt, wenn mal keine Instrumente zur Hand waren. Indische Trommler lernen ihre Paterns über Silbensyteme (bol) und hunderte schottische Pipe-Melodien sind im "Canntaireachd", einem ausgeklügelten Silbensystem überliefert, bei dem die neun Töne des Chanters, Verzierungen und ganze musikalische Phrasen durch Silben und Silbenkombinationen dargestellt werden.

      Das besondere an all diesen traditionellen Systemen ist, dass die verwendeten Silben nicht willkürlich gewählt werden.
      Willkürlich sind jedoch die Solmisationssilben (do, re, mi usw.), die die Anfangssilben des Johannes-Hymnus darstellen. Sie wurden also aus religiösen Gründen gewählt. Trotzdem ist auch do-re-mi noch effektiver, als nur la-la-la zu singen. Die Silben der traditionellen Systeme werden aufgrund ihrer klanglichen Qualitäten (wie Lautmalereien) gewählt und folgen gewissen phonetischen Regeln. Ohne hier zu weit zu gehen, besagt eine Regel, dass hohe Töne eher und leichter auf Vokalen wie (i) und (e) gesungen werden, tiefe eher auf (a) oder (u). Man muss diese Regeln nicht kennen, um erfolgreich mit diesen Systemen zu lernen.
      Das ganze ist natürlich immer in die jeweilige Sprache des Landes eingebettet und folgt auch den Regeln der jeweiligen Sprache. Wir sind aber alle mit ähnlichen Sprechwerkzeugen ausgestattet, deshalb sind die Systeme alle leicht nachvollziehbar.

      Ich kann jedoch nicht empfehlen, eines dieser traditionellen Systeme auf Marktsack, Hümmelchen, Schäferpfeife usw. anzuwenden. Ich kann aber empfehlen, einfach mit der Stimme zu experimentieren und Melodien zu singen. Jeder kann beim Herumspielen mit der Stimme schnell Silben finden, die für einen selbst gut funktionieren. Ein Schottenpfeifer hat beispielsweise mal gesagt, dass der "Birl" (die Verzierung mit dem kleinen unteren Finger) für ihn wie indisches Brot ("Papadam") klingt. :D

      Wenn man die Melodie singen kann und gleichzeitig auf der Spielpfeife / dem Chanter greifen kann, kann man sicher sein, das ganze wirklich tief im Gehirn verankert zu haben.

      Ein weiterer Vorteil des Singens ist, dass man während man das Instrument spielt, im Kopf parallel mitsingen kann. Das ist für mich der beste Trick, um bei einem Auftritt / einer Session bei der Sache zu bleiben und mich nicht zu verhaspeln, nur weil ich an etwas anderes gedacht habe.

      Man darf bei den traditionellen Systemen aber nicht vergessen, dass sie von Leuten entwickelt wurden, die wesentlich mehr Zeit für ihre Musik hatten, als der moderne (Hobby-) Musiker. Deshalb sind für mich Notizen, egal ob schriftlich oder als Audioaufzeichnung auch gerne genutzte Hilfsmittel. Auch die von Alex angesprochene Beziehung zum Tanz ist wichtig und für das Gedächtnis hilfreich. In der bretonischen Musik hilft es ungemein, für Tänzer zu spielen und die Tanzschritte selbst zu kennen.

      Ein Problem für uns Sackpfeifer ist aber auch die Ähnlichkeit vieler Melodien aufgrund des kleinen Tonvorrats. Da kann man schon mal leicht Stücke verwechseln oder den A-Part des einen, mit dem B-Part eines anderen kombinieren.

      Fürs Lernen gilt, je mehr man mit dem Lerninhalt assoziiert, um so besser wird es abgespeichert, wenn man dann noch Freude und Spaß beim Musizieren und Lernen hat, geht es noch besser und schneller mit dem
      auswendig lernen. Auch (positiver) Stress führt dazu, besser zu speichern. Nach dem ersten Auftritt sitzen neu gelernte Stücke meist auch schon viel fester im Gehirn, als ohne die Anspannung. Um es auf einen Nenner zu bringen: "Mit allen Sinnen musizieren!"

      Hier ein kleines Beispie für das Lilting aus der irischen Tradition:

      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Timo ()

    • Ich glaube, das funktioniert bei allen Menschen - außer bei professionellen Sängern :)

      Zum einen spiele ich ja auch deshalb Instrumente, um Musik zu machen und dabei meine Stimme mal zu entlasten, zum anderen befinden sich in der Schublade 'zu singen' etwa 20 Stunden Opern- und Operettentexte und Melodien ...

      Wenn ich den Anfang eines Stückes weiß, sitzt der Rest der Melodie bei mir eher im mechanischen Gedächtnis. Auch da gibt es allerdings manchmal falsch gestellte Weichen wegen des kleinen Tonumfangs. Z. B. spielen meine Finger immer den B-Teil von 'Walz for Polle', wenn ich den B-Teil des 'Wilhelmus' wiederholen soll - aber ich arbeite dran :D
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

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      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Kristof schrieb:

      Ich glaube, das funktioniert bei allen Menschen - außer bei professionellen Sängern :)

      :rofl:
      Wenn dann auch das stumme Mitsingen im Kopf nicht klappt, würde ich mir eine Repertoireliste mit den Anfängen der Stücke und weiteren Infos (Name, Genre, Takt usw.) erstellen und versuchen, das Repertoire möglichst regelmäßig zu spielen. Es hilft auch, Stücke, die zusammenpassen, gleich als Sets zu lernen. Und das Muskelgedächtnis freut sich, wenn man die Melodien zwischendurch mal auf einem Bleistift oder so greift, wenn gerade kein Instrument zur Hand ist. Dann komme ich aber nicht drumherum im Geiste mitzusummen... :huepf:
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !
    • Hier gibt es ein mM schönes Beispiel für einen Theme Code Index.

      Ich hab ja leider auch das Problem dass ich bis auf wenige Stücke nichts auf Annhieb spielen kann. Sobald ich aber den Namen des Stückes kenne - Schwups ists da.
      Drumm schlepp ich wohl immer meine Notenmappe mit mir rum, die wieder mal am Platzen ist. :(
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • Zum Singen: Ich benutze das weniger zum Behalten des Repertoires (das ist bei mir eh noch recht klein, auf Uilleann Pipes sind's vielleicht zehn Stücke), sondern zum Ausprobieren, wie eingebaute Techniken wirken können. Beispielsweise kann man sich die Melodie einfach vorsingen, aber wenn man meint, daß an einer Stelle beispielsweise ein Stakkatotriplet gut kommen könnte, singt man da halt ein "badabam" oder so... Als ich noch Schottenzeug gespielt habe, hab ich mir die ganzen grace notes auch immer so gemerkt, in sowas wie einem persönlichen Canntaireachd ("tada" bei Doublings, "barada" für Birls, "raba" für Throws usw). Einen der Märsche von damals kann ich bestimmt nicht mehr spielen, aber sicher noch vorsingen =P
      Is fearr Gaeilge bhriste ná Béarla cliste.