Säckpipa von Matthias Branschke

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    • Säckpipa von Matthias Branschke

      Liebe Sackpfeifengemeinde!

      Nachdem auch hier ein bissl mehr Content erscheinen soll, stelle ich mal meinen Bericht der Branschke-Säckpipa (www.dudelsackmanufaktur.de ) hoch. Vielleicht interessiert euch ja dieses Instrument. :D

      Die Säckpipa, welche in von Mattis kurz vor Weihnachten 2010 bekommen habe, ist in der Schweden-typischen Stimmung E/A (Ambitus: e' bis e" mit Untersekunde d'). Es gibt auch Säckpipor (so die korrekte Pluralform von Säckpipa, vgl. Nyckelharpa -- Nyckelharpor) in D/G, welche dann die gleiche Tonlage haben wie halbgeschlossene Hümmelchen in D/G (Ambitus: d' bis d" mit Untersekunde c').




      Der Bordun einer Säckpipor hat die gleiche Tonhöhe wie der Grundton, damit lässt sich das sehr
      prägnante Stakkato, welches in der schwedischen Folkmusik verbreitet ist, spielen.



      Design
      Designtechnisch hat sich Mattis, so wie's aussieht, sowohl von traditionellen Säckpipor ("Västerdalpipor", von der in Schweden 10 recht unterschiedliche Instrumente erhalten sind) als auch von Alban Faust inspirieren lassen. Es ist jedoch unverkennbar eine Branschke. Dies zeigt sich sehr stark an der markanten Form der Spielpfeife, die sich durch ihre Eigenwilligkeit bei den Griffmulden äußerst angenehm an die Hände des Spielers/der Spielerin anschmiegt und dabei auch noch interessant zum Ansehen ist. Haptik und Optik haben damit ihre helle Freude!



      Säckpipor haben immer Griffmulden, mal eckiger, mal runder - wie hier.

      Mattis hat für seine Säckpipor eine Holzkombination aus Zwetschge mit Zierringe aus Hainbuche ausgesucht. Ich war anfangs etwas spektisch ob dieser Kombination, aber als ich dann live am Instrument begutachten konnte, was Mattis in seiner Dudelsackmanufaktur fabriziert hat, war ich begeistert. Eine Ähnlichkeit zu Zierringen aus Knochen ist durchaus vorhanden, wie Mattis meinte.


      Verarbeitung
      Die Verarbeitung des gesamten Instrumentes ist soweit einwandfrei. Ich konnte bisher keine Mängel feststellen, weder optisch noch bautechnisch. Es ist also durchaus bemerkbar, dass sich Mattis fertigungstechnisch sehr in's Zeug legt und sehr aufmerksam und genau arbeitet.

      Sehr praktisch: Mattis verbaut in allen seinen Säckpipor Wechselstöcke für die Spielpfeife ("Spielpfeifenadapter"), da er in Zukunft auch Spielpfeifen in der Stimmung D/G anbieten will. Somit muss nur eine zweite Spielpfeife gekauft werden, da der Bordun schon ein Umstimmloch von E auf D besitzt.




      Wechselstock für die Spielpfeife ist bei Mattis Branschke Standard. Damit lässt sich später mit dem
      gleichen Instrument auch eine Spielpfeife in D/G spielen.



      Klang
      Ein Tonbeispiel dieser Säckpipa mit einem Stück, welches ich heute geschrieben habe, könnt ihr HIER (Rechtsklick - Speichern unter) finden - das MP3 wurde NICHT nachgearbeitet. Man kann dort das Stakkato mehrfach hören. Das Lautstärkeverhältnis Spielpfeife zu Bordun ist sehr gut. Der Bordun ist immer gut zu hören, stört dabei aber nie. Die Rohrblätter, sowohl von Spielpfeife als auch Bordun, sind heteroglott und bestehen aus einem Holzträger, der mit einer Carbonzunge versehen ist.
      Der Klang ist durch die Carbonzungen nicht ganz so warm, wie es mit Schilfzungen der Fall wäre. Klanglich kommt es jedoch schon sehr nahe ran.




      Heteroglottes Rohrblatt: Carbonzunge auf Holzträger


      Spielbarkeit
      Hier gibt es noch ein kleine Minus. Während das gesamte Instrument sehr gut intoniert ist, gibt es bei der Oktave noch ein Problem. Sie ist teils etwas schwammig, sprich: sie lässt sich nach oben hin wegdrücken. Dies verlangt vom Spieler/von der Spielerin, dass der Druck äußerst genau gehalten wird, gerade bei der Oktave. Allerdings dürften erfahrene Spieler/innen sich darüber freuen, da dadurch mit etwas Übung 1-2 zusätzliche Halbtöne nach oben gespielt werden können.
      Da dieses Phänomen der schwammigen Oktave allerdings bei meiner Djura Gaida von Vassili Dimov ebenfalls auftritt, schiebe ich das Ganze auf die Aufschlagzungen selbst. Somit ist es nur ein sehr kleines Minus, welches ich dem Instrument in puncto Spielbarkeit anrechnen muss.

      Ansonsten macht die Spielpfeife alle gängigen Verzierungen ohne Starallüren mit. Der Oktavrappel ist scharf und knackig. Rolls, Crans, u.a. funktionieren ebenfalls sehr gut - und vorallem zuverlässig.

      Ach ja, die Griffweise ist übrigens französisch mit einer Abweichung für die Septime [x|oxx xx(x)xo]. Für die beiden Sexten gibt es die Sackpipa-typischen Doppellöcher von denen eines mit einem Stück Gummischlauch geschlossen wird. Somit ist kleine und große Sext gemeinsam in einem Stück nicht anwendbar - entweder kleine oder große Sext. Da in der typisch schwedischen Musik allerdings kleine UND große Sext in einem Stück niemals gemeinsam vorkommen, ist dies nicht weiter tragisch. Wer wagemutig ist, kann natürlich versuchen, ohne Gummischlauch zu spielen und nur eines der Doppellöcher zu treffen.



      Preis
      Der Preis von 800,00 Euro ist für dieses Instrument mehr als gerechtfertigt und entspricht in etwa dem, was auch andere Säckpipor-Bauer wie Alban Faust verlangen (ab 850 Euro).


      Fazit
      Auch wenn sich der Spieler/die Spielerin anfangs etwas an das Druckniveau gewöhnen muss, handelt es sich bei den Säckpipor von Mattis um fabelhafte Instrumente, die nicht nur gut aussehen, sondern auch fantastisch gut klingen. Ich als durchaus sehr anspruchsvoller und teils sehr kritischer Musiker bin jedenfalls von diesem Instrument auch nach 3 Monaten noch außerst angetan.




      So, jetzt gemma erstmal mit der Branschke 21 nach Stuttgart zum Demonstrieren =)
      • "Kaum macht man's richtig, schon funktioniert's."
      • "Wenn's ned grooved, isses für'n Arsch." - Mattis Branschke

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Abraxas ()