Halsschmerzen beim spielen

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    • Halsschmerzen beim spielen

      Moin
      Ich hab seit gestern was ganz blödes, wenn ich Marktsack spiele. Nach ca. 10 min. hab ich das Gefühl, dass sich mein Hals kurz über dem Kehlkopf verengt. Das hört sich dann auch so an wie grunzen, aber halt beim Ausatmen und tut auch weh (als wäre der Hals wund). Ich nehme an, dass das mit dem Druck zusammenhängt, den ich aufbringen muss, denn wenn ich Säckpipa spiele haba ich das Problem nicht...
      Ich nehm jetzt Panthenol und Isla-Cassis, und hoffe, dass das hilft, und ich werde die nächsten Tage wohl nicht Marktsack spielen :pinch:
      Hat jemand ne Idee was das sein könnte, woher das kommt und was man dagegen machen kann, und hatte das jemand von euch schonmal ??

      LG Manu
      Der Kevin ist kein Fleisch, aber Bärchenwurst mag der...
    • Grunzen? So ein bisschen wie schnarchen?

      Dann könnte das eine Entzündung im Rachen hinter dem Zäpfchen sein. Es könnte auch eine allergische Reaktion sein. Es könnte aber auch eine beginnende Kehlkopfentzündung sein. Ich würde damit zum Arzt gehen - vielleicht gleich zum HNO, damit der da mal reinschauen kann. Da du das ja nicht immer hast sondern jetzt akut. Da scheint also was im Gange zu sein.

      Der Anblas- oder in diesem Fall Reinblasdruck entsteht übrigens im Körper, nicht im Hals! Dein Hals sollte möglichst weit und unbeteiligt sein. Wenn du da etwas schließt (das können die Stimmlippen, die Taschenfalten kurz darüber oder einfach das Gaumensegel sein) machst du es dir - von den Halsschmerzen al abgesehen - unnötig schwer, denn du brauchst viel mehr Druck, um die Luft schnell in den Sack zu bekommen. Der Spieldruck hingegen entsteht im Sack unter deinem Arm (nur zur Sicherheit …), nicht in der Lunge oder dem Hals.

      Auch, wenn der Marktsack mehr Luft braucht: Du musst nur öfter nachblasen als bei der Säckpipa. Wenn dein Anblasrohr nicht verstopft ist, sollte das Reinpusten genau so leicht gehen. Der Armdruck ist ein anderer, der Blasdruck nicht. Sonst wäre es so, als wenn du zum auspusten einer großen Kerze mehr Druck brauchst, als für ein Teelicht.

      Was anderes wäre es, wenn du ein dirket geblasenes Instrument spielst. Ein Alt-Krummhorn hat einen anderen Anblasdruck als eine Blockflöte …
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Wie Kristof geschrieben hat, ab zum Arzt und erst mal Finger weg vom Hochdrucksack!

      Kristof schrieb:

      Der Anblas- oder in diesem Fall Reinblasdruck entsteht übrigens im Körper, nicht im Hals! Dein Hals sollte möglichst weit und unbeteiligt sein. Wenn du da etwas schließt (das können die Stimmlippen, die Taschenfalten kurz darüber oder einfach das Gaumensegel sein) machst du es dir - von den Halsschmerzen al abgesehen - unnötig schwer, denn du brauchst viel mehr Druck, um die Luft schnell in den Sack zu bekommen. Der Spieldruck hingegen entsteht im Sack unter deinem Arm (nur zur Sicherheit …), nicht in der Lunge oder dem Hals.

      Das stimmt so nicht. Der in der Lunge aufgebaute Spieldruck setzt sich bis in den Rachen-Mundraum fort! Das kann tatsächlich bei Instrumenten, die einen sehr hohen Spieldruck haben, schon mal unangenehm sein. Ich kenne das von der Highland Pipe und der Bombarde. Man kann die Auswirkung des hohen Spieldrucks bei jedem Trompeter oder Piper beobachten. Einige schottische Sackpfeifer gehen beim Spielen im Halsbereich auseinander wie ein Ochsenfrosch. Ich frage mich auch, ob das auf Dauer gesund ist?

      Kristof schrieb:

      Auch, wenn der Marktsack mehr Luft braucht: Du musst nur öfter nachblasen als bei der Säckpipa. Wenn dein Anblasrohr nicht verstopft ist, sollte das Reinpusten genau so leicht gehen. Der Armdruck ist ein anderer, der Blasdruck nicht. Sonst wäre es so, als wenn du zum auspusten einer großen Kerze mehr Druck brauchst, als für ein Teelicht.

      Auch das kann ich so nicht unterschreiben. Bei höherem Spieldruck ist auch der von den Lungen aufzubringende Druck höher. Bei geöffnetem Rückschlagventil übernimmt bei der Sackpfeife die Atmung die Hauptleistung des Druckaufbaus, der Armdruck gleicht in dieser Phase nur aus und unterstützt. Nicht umsonst nutzen Schotten Manometer um den Druck im Instrument und Mundraum zu messen und zu vergleichen. Die Schotten messen den Druck üblicherweise in "inches of water". Rohrblatthersteller geben so mitunter den Druck für ihre Rohrblätter an. Normale schottische Rohrblätter brauchen ca. 25 inches of water, das sind etwa 62mbar. Bei der Schäferpfeife sind es etwa 20mbar weniger.

      Wie sehen die Erfahrungen der Anderen bezüglich des hohen Spieldrucks aus? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Schmerzen durch Training und entsprechende Technik vermeiden lassen, allerdings kann es trotzdem - etwa bei langem Spiel - zu Beschwerden kommen. Die Sache mit dem Spieldruck von Sackpfeifen ist ein kontroverses Thema. Mittlerweile gehe ich auch dazu über, eher leichtere Instrumente zu spielen. Nur bei Bombarde und Biniou muss ich weiterhin auf die Kompressorlunge zurückgreifen :nut:

      Die Auswirkung des hohen Spieldrucks von Highland Pipe, Bombarde und Biniou auf den Halsbereich kann man in diesen Videos sehr gut beobachten:



      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Timo ()

    • Timo schrieb:

      Wie sehen die Erfahrungen der Anderen bezüglich des hohen Spieldrucks aus? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Schmerzen durch Training und entsprechende Technik vermeiden lassen, allerdings kann es trotzdem - etwa bei langem Spiel - zu Beschwerden kommen. Die Sache mit dem Spieldruck von Sackpfeifen ist ein kontroverses Thema. Mittlerweile gehe ich auch dazu über, eher leichtere Instrumente zu spielen. Nur bei Bombarde und Biniou muss ich weiterhin auf die Kompressorlunge zurückgreifen


      Der Druck wird m.E. in der Lunge aufgebaut, aber - beim Verschluss des Kehlkopfapparates - jedenfalls spätestens beim Ausatmen durch's Ventil über die ganze Transportstrecke hin ausgeglichen, also auch über den Hals. Kristof, kannst Du das vielleicht nochmal ausführen? Nach meinem Verständnis wird der Druck über die die Lunge betätigende Muskulatur aufgebaut, wo der erzeugte Druck dann aber tatsächlich wirkt, ist ein zweites Paar Schuhe... HNO halte ich für die richtige Empfehlung. Den Dudelsack mitnehmen, falls der Arzt das ohne nicht einschätzen kann!

      Luftverbrauch und Spieldruck sind absolut getrennt zu betrachten, können aber sehr wohl von Säckpipa zu Marktsack beide jeweils einzeln unterschiedlich sein. Typischerweise werden beide beim Marktsack höher liegen. Anderenfalls würde das ja bedeuten, dass die jeweils ab dem höchsten Druck ansprechenden Reeds, meist die der Spielpfeife, bei Säckpipa und Marktsack auf dem gleichen Level liegen. Das ist unwahrscheinlich.

      Beste Grüße,

      Alex
    • Die Lunge sollte gar keinen Druck aufbringen müssen. Wenn, dann das Zwerchfell, die verschiedenen Bauchmuskeln und die Rippenzwischenmuskulatur - schön fein aufeinander abgestimmt.

      Und ich habe einen deutlichen Unterschied gemacht (dacht ich …) zwischen direkt mundgeblasenen und Sackinstrumenten. Bei "normalen" Blasinstrumenten gibt es natürlich eine Formung in der Halsmuskulatur. Beim Saxophon forme ich den Klang auch im Mund und Rachen, die Trompete würde ohne Beteiligung der Gesichtsmuskulatur nur einen einzigen Ton produzieren … Beim Dudelsack sollte diese Muskulatur aber so unbeteiligt wie irgend möglich sein. Oder anders gesagt: Der Weg der Luft von der Lunge in den Sack sollte auf dem direktesten, unverformtest möglichen Weg stömen. Nicht durch die Wangen, nicht mit Umweg durch die Nasennebenhöhlen und auch, ohne Stimmlippen oder Taschenfalte zu bewegen.

      Das ist einzig den Sängern vorbehalten, die besonders fein die Ein- und Ausatemmuskulatur abstimmen müssen, weil die Stimmlippen höchsten Druck und Windgeschwindigkeiten aushalten müssen, um ohne Mirkofon 6000 Plätze im Theater zu beschallen, währen 20 Geigen mit vollem, Bogen spielen.

      Weder sollten sich die Halmuskeln aufplustern wie beim Ochsenfrosch noch soll die Lunge irgend eine Kompression erfahren. Nur, weil es einige gibt, die so spielen (und das je nach körperlicher Verfassung und individuellem Muskelaufbau erfolgreich oder nicht) heißt das nicht, dass es in Ordnug ist. Natürlich braucht man eine höhere Kraft, um Luft in einen GHB-Sack zu bekommen als in eine Säckpipa - aber nicht mit dem Hals, der Lunge, der Kehle oder sonst was. Das kann - unter anderem - auch z. B. zu Halsschmerzen führen. Oder auch zu platzenden Lungenbläschen oder sonst was …

      __________

      Edit - ich hatte Firunews Beitrag noch nicht gesehen, als ich das geschrieben habe.

      Wenn man den Kehlapparat verschließt - was ausser zum Singen ungünstig ist - entsteht natürlich ein Luftstau in der Lunge.

      Was beim "Druckaufbau" - am besten kann ich es beim Singen erklären - passiert, ist, dass bei einer kontrollierten Ausatmung die Ausatemmuskulatur und die Einatemmuskulatur zusammenarbeiten.

      Die Ausatmung passiert - man kann das gut selber fühlen - über einen Teil der Bauchmuskeln und und irgendwann der Zwischenrippenmuskulatur. Die presst dann aber mehr die Restluft zusammen. Gleichzeitig wirken die übrigen Bauchmuskeln (nagelt mich da nicht fest, welche was machen) und die Muskeln, die den Brustkorb offen und angehoben halten, gegen die Ausatemmuskeln. Das ist so, als wen man die Hände gleichzeitig aufeinanderpresst und auseinanderzieht. Daraus entsteht eine extrem fein dosierbare Luftkontrolle.

      Damit nun die Luft in den Dudelsack strömen kann, während gleichzeitig der Druckarm etwas nachlässt, wird das oben erklärte System noch durch diesen Arm erweitert. Da strömt also kopntrolliert Luft in den Sack und gleichzeit lässt der Arm kontrolliert locker, damit der Luft auf den Pfeifen gleichbleibt.

      Wenn nun die Luft zu schnell in den Sack strömt und der Arm nicht entsprechend für die neue Luft Platz macht, kann es sein, dass man sich die Luft irgendwo hindrückt. Da wäre als erste Muskelpartie, die Ausweichen kann die Wangenmuskulatur. Die kann man noch ganz gut kontrollieren (s. Foto oben :D ). Danach drückt es in den Rachen, irgendwann von oben auf die Stimmlippen. Das kann Halsschmerzen verursachen ...

      Oder man "stöhnt" die Luft - wenn auch unhörbar - durch die Stimmritze in den Sack. Da übernimmt dann statt der Einatem-Muskulatur als Gegenspieler die Kehlmuskulatur zum Dosieren. Das macht auch Halsschmerzen, aber vermutlich eher unter der Stimmritze, da, wo es bei der Kehlkopfentzündung weh tut.

      Ideal wäre also eine Luftdosierung über Ein- und Ausatemmuskulatur bei entspannter, offener Kehle und halbfesten, schmalen Wangen. Das wäre dann der kürzeste Weg von der Lunge in den Dudelsack ohne unnötige Muskeln zu gebrauchen.
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

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      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Kristof ()

    • :dankeschild: für die ganzen Antworte ! Hmm, dann werd ich jetzt wohl erstmal eine "Marktsackpause" einlegen und es dann in ein paar Tagen nochmal probieren...
      Übrigens : zu den aufgeblasenen Wangen : Das sollte man eig. vermeiden, also immer schön die Wangenmuskeln anspannen, weil die Wangen sonst im Laufe der Zeit tatsächlich ausleiern...
      Der Kevin ist kein Fleisch, aber Bärchenwurst mag der...
    • Firunew schrieb:

      Der Druck wird m.E. in der Lunge aufgebaut, aber - beim Verschluss des Kehlkopfapparates - jedenfalls spätestens beim Ausatmen durch's Ventil über die ganze Transportstrecke hin ausgeglichen, also auch über den Hals.

      Das stimmt. Die Atemmuskulatur alleine liefert die für die meisten Blasinstrumente nötige pneumatische Energie. Bei der Sackpfeife übernimmt der Arm in den Atempausen. Der Druckausgleich / Spieldruck hängt von vielen Faktoren ab. So gibt es etwa neben den Anblasrohren mit rundem Querschnitt für die Highland Pipe auch solche mit deutlich größerem rechteckigen Querschnitt. Rohrblätter funktionieren wie druckgesteuerte Ventile. Bei der Bombarde findet der wesentliche Druckausgleich erst hinter dem Rohrblatt statt. Bei Sackpfeifen bereits auf dem Weg zum Mundstück.

      Kristof schrieb:

      Weder sollten sich die Halmuskeln aufplustern wie beim Ochsenfrosch noch soll die Lunge irgend eine Kompression erfahren. Nur, weil es einige gibt, die so spielen (und das je nach körperlicher Verfassung und individuellem Muskelaufbau erfolgreich oder nicht) heißt das nicht, dass es in Ordnug ist.

      Dann müssten Generationen von Sackpfeifern diesen Fehler machen und gemacht haben. Die Wangenmuskulutur soll möglichst unbeteiligt sein. Was den Halsbereich anbelangt, lässt sich das aber bei Sackpfeifen mit hohem Spieldruck und direkt angeblasenen Instrumenten nicht vermeiden. Zumindest wäre mir das nach knapp 20 Jahren unter Schotten und Bretonen neu. Bei Glasbläsern ist dieses Ochsenfroschphänomen übrigens auch zu beobachten.

      Apropos Ochsenfrosch: Die können auch sehr musikalisch sein. :rofl:

      Aufgeplusterte Grüße,

      Timo
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !

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