Musiker als Tagelöhner?

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    • Ich finde das beeindruckend schlimm! Gerade wenn man die Güte der richtigen Musiker mit solch talentbefreiten Gurkenlasterstoppern aus den Castingshows vergleicht... Gleichzeitig aber auch ein beschämendes Armutszeugnis für unsere "Kulturnation", wie es in dem Artikel heißt... der Preis wird ja durch die Nachfrage bestimmt und wenn die Masse den Casting-Mumpitz fordern und damit überfürstlich entlohnen kann das Niveau nur auf der Strecke bleiben...

      Tschö
      Nichts ist so gerecht verteilt wie der Verstand... jeder glaubt genug davon zu besitzen!

      cano ergo sum
    • naja gut, so wie ich das verstanden habe, nutzt der Herr im Beispiel die Vorzüge einer Musikschule.

      Wenn sich der gute Mensch selbstständig macht, und an nur 200 Tagen im Jahr 5 Unterrichtseinheiten zu 20€ erteilt,
      hat er meiner Rechnung nach 20.000€ brutto pro Jahr.

      und wer nur so wenig arbeitet, kann natürlich keine 30.000€ verdienen.
      Da brauchts dann halt einen Nebenjob. Grade Musiklehrer haben ihren Betrieb eher Abends....
      Da kann man gut noch 50% irgendwo anders arbeiten....

      Wer das dann nicht macht, braucht auch nicht jammern.

      Da frag ich mich ganz spontan: wo bitte ist das Problem?

      rechne ich falsch?
    • Von den veranschlagten 20€ behält die Musikhochschule bestimmt noch einen nicht zu verachtenden Teil ein.
      Sollte das in deinem Beispiel schon einberechnet worden sein (denn 20€ wären sensationell wenig für eine Profi Stunde Einzelunterricht an einer Musikschule) musst man nach Lohnsteuer, Sozialversicherungen usw abziehen.

      Edit: verlesen... du redest von selbstständig... aber auch hier gilt schon wie geschrieben: Lohnsteuer, Altervorsorge, Krankenkasse usw... da bleibt netto von den 20.000 € nicht viel übrig.
    • Da sind zwei Denkfehler drin:

      1. bleibt ein großer Teil bei der Musikschule zwecks z.B. Bereitstellung der Räumlichkeiten und "Werbefaktor". - Vergleiche mit Künstleragentur, wovon wir es neulich erst privat mal hatten...

      2. Muß der, wenn er sich selbständig macht, eben selber für beides sorgen und auch selber versteuern. Dann kostet die Stunde min. 50.- EUR und ob sich das nach allen Abzügen wie Raummiete und Werbung (Bei einem "Freischaffenden" werden die vielen tausend Anwärter nicht ohne weiteres Schlange stehen - Es geht ja nicht um Marktsackerei ;) ) noch besser rechnet, ist imho schon fraglich...
    • mh ich glaub du hast grad eigene denkfehler als meine erkannt.

      1. der mann redet von einem Bruttoverdienst - sprich seine 11-Tausendnochwas sind brutto. ich komme mit meiner Rechnung schon auf 20.000 ebenfalls brutto.
      davon kann er dann getrost alles abziehen und landet dann lässig über 11.000 reines verdienstbrutto.

      2. wenn mans ganz hart betreibt kostet jemand der einem das in dem Umfang abnimmt 500€ im Monat... kann man sich leisten - oder sich selber hinsetzen und hoffen dass man alles beachtet.

      und 3.:
      wenn das alles nicht hinhaut um nur von der musik zu leben, dann ist man vielleicht doch nicht der typ der versuchen sollte NUR davon zu leben.
      vielleicht täte da ein bisschen Ehrlichkeit sich selbst gegenüber gut.


      @ hanterdro.... sorry wenn das hier vielleicht übertrieben hart rüberkommt... aber:

      Setzen: 6 !
      das war eine minimalrechnung - mit den niedersten aller möglichen werte.
      5h arbeit am tag sind wenig
      200 tage pro jar sind wenig
      20€ sind total wenig

      sprich - man müsste lässig über die 20.000 kommen
    • Man müsste mal genaue Zahlen eruieren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass über eine Musikschule keine 20.- EUR/h brutto zu holen sind...

      2. WER soll einem das abnehmen???

      3. Im Prinzip stimme ich Dir da zu, nur, wenn man nunmal für Musik ein gewisses Talent besitzt und das beruflich nutzen möchte, sollte man das imho nicht solcherart unterbinden. Also nach dem Motto: "Verkauf halt Currywurst, da ist mehr verdient" Oder doch? ichweissjanich...
    • wieso musst du eigentlich immer gleich verbal ausschreitend werden?

      Etwa 200 Tage kommt in meinen Augen durchaus hin.

      Im Durchschnitt hat das Jahr 250 Arbeitstage:
      schnelle-online.info/Arbeitstage-pro-Jahr.html

      Davon muss man den Urlaub abziehen, dann sind es nur noch 220 Tage.

      5 Stunden pro Tage halte ich für einen Musiklehrer durchaus für realistisch. Selbstständige haben selten den Luxus wirklich 8 Stunden pro Tag BEZAHLT arbeiten zu können.
      Was auch übrigens einer der Gründe ist warum selbstständige Informatiker selten weniger als 70€ die Stunde verlangen.

      Ja, 20€ sind wenig, die meisten Lehrer die ich kenne verlangen um die 30€.
    • Ja, 20€ sind wenig, die meisten Lehrer die ich kenne verlangen um die 30€.


      UND sind selbständig, UND machen das nicht über eine Musikschule!
      UND leider dürfen die noch nichtmal ein "Abschlusszeugnis" oder sowas in der Art ausstellen....

      Dafür braucht man jahrelanges, gänzlich unbezahltes Studium, UND eine Anstellung bei der Uni/Musikschule!

      O.k, wer das macht, ist vielleicht selber schuld...
    • Das ganze Elend fängt doch schon in den Musikhochschule an: Die bekommen für mehr Studenten auch mehr Geld. Wenn ich mir nun anschaue, wie viele "Solo-Pianisten" z. B. die Musikhochschulen aufnehmen und studieren lassen, dann ist schnell klar: So viele Pianisten braucht die ganze Welt gar nicht.

      Die wirklich begabten, die zu 150% nur das machen wollen, die werden vielleicht wirklich freischaffende Piansten und machen Weltkarriere.

      Dann gibt es einige, die gut Klavierspielen, aber nicht unbedingt Solisten werden wollen. Wenn die sich genug für's Theater interessieren, werden sie Repetitoren. Wenn sie noch ein bisschen Dirigieren nebenbei studiert haben, können sie so auch Kapellmeister werden und die Karriereleiter auch noch weiter hochsteigen. Oder sie bleiben Repetitoren mit festen Verträgen an einem Opernhaus und haben zumindest einen festen Job mit Sozialversicherun etc.

      Die, die keine großen Solisten werden und sich für Oper so gar nicht begeistern können, können dann Klavierlehrer werden - an Musikschulen oder frischaffend. Gängig ist da übrigens, dass die Musikschulen ihre Lehrer vom Ende der Sommerferien bis zum Beginn der nächsten Sommerferien unter Vertrag nehmen. Das ist also ein Vertrag ohne Urlaub - denn der findet ja zwischen zwei Verträgen statt. 6 Wochen gibt es dann auch kein Honorar.

      So ähnlich geht es vielen studierten Musikern. Die, die das wirklich machen wollen, finden ihre Nische und werden überleben (finanziell, meine ich jetzt). Besonders betrifft es die solistischen Instrumente. Über die Hälfte einer Orchesterbesetzung sind Streichinstrumente. Aber es gibt in der Regel und bei normaler Besetzung nur 2 Flöten, Oboen, Fagotti, Trompeten, Posaunen, 4 Hörner, 1 Harfe. Fast nie übrigens ein Klaver. Wenn doch, ist es meist ein Klavierkonzert und der Pianist ist Solist mit einem gewissen Renommee. Gelegentlich kommen Pianisten an der Celesta zum Einsatz.

      Bei Sängern ist ja ebenso: Es gibt sehr viele, die keinen festen Vertrag haben sondern mal irgendwo an einem Theater eine Gastrolle haben (für jede Rolle muss neu vorgesungen werden) und an sonsten privat und/oder an einer Musikschule Gesang unterrichten. Als freischaffender Musiker ist man dann bei der Künstlersozialkasse versichert, die damit umgehen kann, dass man mal für ein paar Wochen einen festen Vertrag hat, dann wieder gar nichts, dann ein paar größere Konzerte … jedenfalls so lange, wie es die KSK noch gibt.

      Oft - aber nicht immer - können solche Leute auch wirklich ausschließlich singen. Immer wieder begenet man auch Sängern, denen einfach niemand mal gesagt hat, dass es vielleicht nicht der richtige Beruf ist: Ständig live vor vielen Menschen Leistung auf den Punkt abrufen, technisch perfekt singen auch in Rollen, in denen es keine Socke interessiert, wie man singt. Leider trauen sich auch Gesanglehrer nicht, solchen Leuten rechtzeitig den Rat zu geben, doch auch einen anderen Beruf in Betracht zu ziehen.

      Dann kann man in einen Rundfunk- oder Opernchor gehen. Da verdient man relativ gut und nach einer Probezeit ist das oft eine Anstellung für's Leben. Chorsänger sein muss man aber wollen. Man steht immer im Hintergrund, ist "das Volk" … bloß nicht auffallen, immer an- und eingepasst sein.

      Die Kollegen, die ich als Sänger im Festvertrag kenne, können oft noch mehr. Sie sind großartige Charakterdarsteller, sprechen fließend mehrere Sprachen, haben vielleicht auch noch ein zweites Instrument gelernt … und wissen vorher, dass man praktisch 24 Stunden auf Abruf sein muss, jeden Abend in großen und kleinen Rollen selbstverständlich präsent sein und eine Leistung erbringen müssen, die von Aussen aussehen wie ein Spaziergang, in Wirklichkeit aber einem Marathon ähnlich sind.

      Der Solosänger in Deutschland hat ein Mindestgehalt vertraglich zugesichert: € 1550,- brutto! Der NV Bühne (Normalvertrag - unser Tarifvertrag) ist gerade zum schlechtesten Vertrag Deutschalnds gekürt worden. Hurrah!

      Für das Gehalt nimmt übrigens ein Orchestermusiker noch nicht mal sein Instrument aus dem Koffer. Da geht es eher beim Doppelten los. Chorsänger sind irgendwo dazwischen. Dafür haben Orchestermusiker so kurze Probenzeiten (selten länger als 2x3 Stunden am Tag), dass sie oft auch noch Zeit haben, an Musikschulen und privat zu unterrichten - und damit auch denen, die auf solche Jobs angewiesen wären die Arbeit wegnehmen.

      Mh - ich bin etwas vom Thema abgekommen, aber so ist es um unsere Kulturlandschaft bestellt. Mir wird regelmäig schlecht, wenn ich mein Gehalt mit dem einen Fußballprofis vergleiche … sollte man ja auch nicht machen, solche Vergleiche.

      Selbständiger Musiklehrer? Klar, wen man ein eigenes Haus hat, sind Übungsräume kein Thema. In einer Mietwohnung ist das Unterrichten eines Instrumentes schon schwieriger. Man muss also irgendwo einen Raum mieten. Künstlersozialkasse, private Versicherungen z. B. für Instrumente, Steuern, Miete, Unterrichtsmaterial, Werbung … und wenn dann gerade keiner Interesse hat? Kellnern, ALG, weiß ich was. Nicht jedes Instrument eignet sich jetzt für die Wochenendauftritte mit einer Coverband … Ich glaube, eure Rechnung geht nur mit extrem viel Enthusiasmus, einem guten Standort und einer perfekten künstlerischen und pädagogischen Ausbildung hin.
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • @Kristof:
      das heißt unterm Strich: Musikschullehrer wird der, der zu schlecht für alles Andere ist? Kann demzufolge auch nur ambitionierten Einsteigerunterricht leisten? Jetzt schwindet sogar noch mein Restmitleid das ich mir heute mittag noch aufbewahrt habe.

      Nichtsdestoweniger:
      @Kristof Irgendwann fällt mir (oder Dir?) mal was ganz tolles für Dich ein, als Dankeschön für Deine großartigen Beiträge.
      Ich bin dir wirklich jedesmal unglaublich dankbar. PUNKT! :)

      Arno schrieb:



      ...Nix mit "Brutto"...
      na dann gehts ihm ja doch noch besser als gedacht... (musikschullehrer: 12.400 brutto - darum gings... wenn einer 11000 netto hat is doch deutlich besser)

      Hanterdro schrieb:

      wieso musst du eigentlich immer gleich verbal ausschreitend werden?

      ich werde nur auf ausdrücklichen wunsch so tun als würdest du tatsächlich eine Antwort auf diese Frage haben wollen:
      Für den moment muss es dir genügen, dass du mich mit deinen Beiträgen komplett irre machst, sonst wirds hier bissl arg OT und nicht schön.
    • Arno schrieb:

      Ja, 20€ sind wenig, die meisten Lehrer die ich kenne verlangen um die 30€.


      UND sind selbständig, UND machen das nicht über eine Musikschule!
      UND leider dürfen die noch nichtmal ein "Abschlusszeugnis" oder sowas in der Art ausstellen....

      Dafür braucht man jahrelanges, gänzlich unbezahltes Studium, UND eine Anstellung bei der Uni/Musikschule!

      O.k, wer das macht, ist vielleicht selber schuld...



      oh, da habe ich mich wohl etwas ungenau ausgedrückt. ich wollte nicht sagen das 30€ / stunde für einen selbstständigen musiklehrer viel geld ist, zumindest nicht wenn er es legal versteuert...
    • AvB schrieb:

      @Kristof:
      das heißt unterm Strich: Musikschullehrer wird der, der zu schlecht für alles Andere ist? Kann demzufolge auch nur ambitionierten Einsteigerunterricht leisten? Jetzt schwindet sogar noch mein Restmitleid das ich mir heute mittag noch aufbewahrt habe.


      Weniger populistisch muss ich sagen: Es gibt auch den geborenen Musik(schul)lehrer, der genau das werden will - und trotzdem ein toller Musiker ist. Ich bin vielleicht etwas zu sehr von der künstlerischen Warte gekommen.

      AvB schrieb:


      @Kristof Irgendwann fällt mir (oder Dir?) mal was ganz tolles für Dich ein, als Dankeschön für Deine großartigen Beiträge.
      Ich bin dir wirklich jedesmal unglaublich dankbar. PUNKT! :)


      Danke - ich hatte gerade Zeit (vielleicht etwas zu viel? :whistling: ). Und ich gehöre halt zu denen, die im und vom traditionellen deutschen Kulturbetrieb zu leben versuche. Ich habe meine Nische gefunden :)
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
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      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl: