Die untere Hand

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    • Die untere Hand

      Hallo zusammen,

      mich würde mal interessieren warum viele Sackpfeifer die unteren vier oder teilweise sogar alle Löcher der Spielpfeife mit dem 2. Glied der Finger greifen. In der Sackpfeifenfibel wird das wenn ich mich recht entsinne auch empfohlen, aber es wird nicht darauf eingegangen warum (Zumindest nicht in der Leseprobe). Kann da jemand etwas zu sagen oder ist das einfach eine Sache der Gewohnheit?

      Viele Grüße
      Markus
      Beste Grüße
      Markus
    • Die fehlende Erklärung dafür ist zählt zu meinen größten Kritikpunkte an der "Fibel"...

      Ich bin mir nicht sicher, warum die Schotten die "gestreckte" Fingerhaltung lehren, die eigentlich nur bei tiefen, d.h. weit mensurierten Pfeifen wirklich nötig ist (etwa ab tief-D-Marktsack, UP, Lowwhistle).

      Einleuchtend ist mir dagegen die "gebeugte", "klassische" Fingerhaltung, die alle Gelenke entspannt und beweglich hält.

      Letztere ist bei den "Klassikern" deswegen bevorzugt, weil eben nicht nur "Löcher in einer Reihe", sondern auch Klappen daneben bedient werden müssen. Nuja, das haben wir Sackpfeifer eher selten, Aber:

      Ich persönlich lehre und benutze die "Klassische" Haltung mit gebeugten Gliedern und dem ersten Fingerglied auf den Löchern. Das ist imho flexibler und natürlicher. Umlernen ist ggf. von klassisch auf "gestreckt" auch sehr viel einfacher, als andersrum...

      Haltet es, wie Ihr wollt, meine Empfehlung ist: Siehe oben ;)
    • Spannend!

      Eine Erklärung für diese Fingerhaltung konnte ich bislang in keinem Buch zur Highland Pipe finden! Besonders die komplexeren schottischen Verzierungen finde ich persönlich jedoch mit "klassischer" Haltung nahezu unausführbar. Ob das aber anatomisch zu begründen ist oder einfach mit Gewohnheit zu tun hat, kann ich nicht sagen. Ich vermute aber, dass Letzteres zutrifft.

      Für schottische Sackpfeifen ist diese Haltung obligatorisch. Wer es anders macht, wird im besten Fall ganz schräg angeguckt. Bei anderen Sackpfeifen sollte es dem Spieler überlassen bleiben. Ich unterrichte sowohl Schüler, die "klassisch" greifen, als auch solche, die "schottisch" greifen. Umlernen musste bislang nur einer und das lag an Problemen mit der Mensur (Pfeife zu groß bzw. Hände zu klein). Schön zu sehen ist das bei Low Whistle Spielern: Wer wirklich große Hände hat, kann auch so ein großes Instrument "klassisch" greifen, die anderen müssen wohl oder übel den "piper's grip" lernen oder zu einem kleiner Instrument greifen.

      Ich greife nur Instrumente mit Klappen und Blockflöten "klassisch". Alles andere (sogar Tin Whistle in high D) greife ich schottisch. :wacko:

      Wie Arno schon sagt:

      Arno schrieb:

      Haltet es, wie Ihr wollt, meine Empfehlung ist: Siehe oben
      Die Sackpfeifenschule in Hamburg

      Tha mo bhàta-foluaimein loma-làn easgannan !

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Timo ()

    • Danke für eure Antworten.

      Also kommt es ursprünglich von den Schotten, gut zu wissen.
      Ich spiele ja selbst mit der unteren Hand "gestreckt" auf meiner Tief C Rausche, einfach weil damit die Löcher - die ja teilweise über 1cm Durchmesser haben - besser zu greifen gehen. Damit ich das einheitlich habe, wollte ich mir auch auf Marktsack und Hümmelchen diese Haltung angewöhnen. Das Ergebnis: Beim A-Sack ist es eigentlich relativ egal, wobei durch die Gewohnheit die "klassiche" Variante dennoch leichter fällt. Und beim Hümmelchen wird es mit der gestreckten Haltung sehr schwierig die Tonlöcher zu finden. :wacko:
      Also wird bei mir die Rauschpfeife wahrscheinlich vorerst die einzige Tröte bleiben, bei der sich diese Haltung durchsetzt. :floet:
      Beste Grüße
      Markus
    • also ich hab mich auch an die "schottische" weise gewöhnt, einfach weil mir damit Vorschläge mit dem kleinen Finger, und damit auch Rolls etc... sauberer gelingen, und es spielt sich für mich einfach entspannter, als ich noch mit "klassischer" Haltung gespielt habe hat sich meine Unterhand oft verkrampft...
      Der Kevin ist kein Fleisch, aber Bärchenwurst mag der...
    • Als ich mit Dudelsack spielen angefangen habe griff ich die Spielpfeife, wie soviele Andern auch, wie ein Flöte......Fingerkuppenspiel.

      Später bei dem GHP lernte ich "richtig" zu spielen: gestreckte Finger, wobei die Grifflöcher mit dem mittleren Fingerglied des gestreckten Fingers geschlossen werden.

      Beides ist im Grunde genommen Gut oder Sinnvoll, je nach dem du spielen möchtest oder spielen kannst(!) Dudelsackspielen ist nicht nur erlernen oder wiedergeben von Melodienoten, sondern eine gescheite Einsatz von Verziehrungsnoten und/oder Verziehrungstechniken. Die schottische Methode ermöglicht schnelle und akurate Bewegungen (Hits oder Schläge) sogenannte Gracenoten oder Strikes und dessen Kombinationen. Verziehrungstechniken wie Glissando oder Vibrato erfordern hingegen "bewegliche Finger". Dann kann es buchstäblich handlicher sein mit den Fingerkuppen zu spielen. Eigentlich ist es egal welche Techniken du einsetzen möchtest. Wichtig ist, dass du die verschieden Techniken bewusst verwendest; eine gewollte Handlung, damit dein (Dudelsack) Spiel an Reiz, Schönheit und Charme gewinnt und idealerweise Tanzbar bleibt :rofl:

      übt weiter und übe bewusst!

      Herzlichst,

      Henk
    • Also ich persönlich finde die schottische Fingerhaltung beim A- Sack dermaßen unbequem und gewöhnungsbedürftig...diese Haltung ist wirklich nur bei Dudelsäcken mit langen Spielpfeifen zu empfehlen, wie von Arno schon gesagt, anderst würden sich die tiefen Tonlagen gar nicht bedienen lassen, ohne einen Krampf in den Fingern zu bekommen. Auch in Sachen Spielgeschwindigkeit ist die Haltung mit dem ersten Fingerglied auf allen Löchern vorteilhafter als mit den mittleren Fingergliedern gegriffen. Auf meinem Tief-D kann ich z. Bsp. nicht mal halb so schnell spielen, wie auf meinem A-Sack, ohne mich vorher ewig dran gewöhnen zu müssen.
      Erst beim ertönen der Sackpfeife äußert sich der wahre Charakter und die einzigartige Seele des Spielmanns. Dabei dringt jeder Ton ins Innerste des Spielers vor und lässt ihn alles vergessen...da ist nur noch das Instrument und er, als würde alles um ih herum nicht existieren. So fühlt es sich an, wenn man Sackpfeife spielt...
    • Man kann es zur religiösen Frage erheben - aber letztenendes ist doch nur wichtig:

      Sind alle Löcher zu, die zu sein sollen? Schnelligkeit ist eine Frage der Übung und des richtigen Übens.
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Da sind wir wieder beim Thema Spieltechniken... :P
      Schnell bedeutet nicht, die zweimal zwei Töne des "Platerspiels" noch etwas schneller herunterzurasseln - schnell heißt, komplexe Spieltechniken aus fünf, sieben oder sonstwievielen Tönen praktisch ohne Zeitverlust, dennoch sauber und präzise zu spielen.

      Doch zurück zum Thema: da hier schon ein wenig Konfusion aufgekommen ist, sollten wir erstmal unterscheiden zwischen durchgestreckten und locker gestreckten Fingern, ebenso zwischen locker gebeugten und klassisch gebeugten (Krallenhand) Fingern. Lochabdeckung mit dem ersten Fingerglied ist nicht gleichbedeutend mit Blockflöten-Fingerhaltung!
      Tatsache ist, dass der gestreckte Finger schneller beweglich ist als der gekrümmte, der gekrümmte Finger dagegen eine etwas präzisere Kontrolle ermöglicht. Folgerichtig ist der "Pipers' Grip" besondere bei Instrumenten verbreitet, bei denen es auf die sehr schnelle Ausführung komplexer Fingertechniken ankommt, z.B. GHB (einzig hier sind die wirklich durchgestreckten Finger üblich), Uilleann Pipes (hier spielt auch die Weite der Mensur eine große Rolle), Gaita gallega, bulgarische Gaida. Bei Instrumenten, bei denen solche Techniken keine große Rolle spielen, sondern es eher auf die Präzision der einzelnen Melodietöne ankommt, ist hingegen die gekrümmte Haltung üblich, wie bei Northumbrian Smallpipes, böhmischem Bock, Zampogna - ebenso ist es bei der Flöte, dort spielen Vorschläge und andere mit den Fingern durchgeführte Techniken eine untergeordnete Rolle (ausgenommen Triller), wohingegen jeder Melodieton gestochen scharf sein muss.
      Einschub: tatsächlich habe ich gerade eben im Selbstversuch festgestellt, dass ein Triller auf der Whistle mit Kralllenhand gespielt deutlich sauberer klingt als mit meiner gewohnten Spielhaltung (Finger locker gestreckt, Löcher werden mit der Unterseite des ersten Fingergliedes gedeckt). Eine plausible Erklärung hierfür habe ich nicht, aber es könnte erklären, weshalb Triller in der irischen Musik nicht gängig sind.
      Außerdem werden kleine Instrumente mit engen Mensuren üblicherweise ebenfalls mit den Kuppen gegriffen, schlicht, weil man anders die Finger kaum unterbringen kann. Umgekehrt, wie schon erwähnt, lassen sich große, weit mensurierte Instrumente praktisch nur mit dem Pipers' Grip greifen, insbesondere wenn die Grifflöcher auch noch groß sind.
    • Ich habe mir auf dem Marktsack das spielen mit gestreckten Fingern angewöhnt, meine D Tin whistle und meine Tenorblockflöte spiele ich ebenfalls so. Was aber sicher auch an meinen kleinen Händen liegt. KOmme damit auch sehr gut zurecht. Auf meinem Hümmelchen spiele ich mit gebeugten Fingern, sonst wirds schwer die Löcher zu finden. Das ist aber alles Geschmackssache würde ich sagen...
    • Ich möchte noch einen Punkt ergänzen - und bin gerade leider im Stress, deswegen nur kurz:

      Erstes oder mittleres Fingerglied und gebeugt-gestreckt ist noch nicht das Ende der Fahnenstange an Unterscheidungen, sondern bezeichnet m.E. Extreme, zwischen denen viel geht. Auch die Frage des im Ergebnis genutzten Hautpunktes auf dem Fingerglied (Fingerspitze im engeren Sinn, oder eher Fingerbeere, vielleicht schon fast an der Hautfalte zum zweiten Fingerglied, oft auch je nach Lochgröße und Mensur für jeden Finger unterschiedlich) ist eine Frage, die man bei einer sinnvollen Haltung miteinbeziehen muss. Bei den meisten Blockflöten"schulen" wird viel kralliger und dadurch vor allem stärker mit Fingerspitzen gearbeitet, als das irgendwelche mir bekannten Dudelsackspieler täten.

      Ansatzpunkte für eine Analyse ergeben sich m.E. immer dann, wenn jemand an eindeutige technische Grenzen stößt. Wenn eine Mensur etwa dazu führt, dass jemand bei einer Fingerhaltung mit zwei Fingergelenken Tonlöcher schließen muss, möglicherweise wenig fleischige Finger hat und dadurch oft das Loch nicht sicher verschlossen werden kann - dann sollte man vielleicht etwas daran ändern. Wenn jemand, der bisher großes Talent bewiesen hat, auch komplexere Verzierungen umzusetzen, auf einmal aber nicht mehr weiterkommt, obwohl die Verzierung als solche verstanden ist, aber das Zusammenspiel aus Tempo und Präzision nicht mehr langt, auch.

      Es ist übrigens eine super Übung, mal in einer anderen als der gewohnten Fingerhaltung zu spielen. Den meisten Leuten gelingt das ohne wesentlichen Übeaufwand nur sehr kurz, sobald die Aufmerksamkeit nachlässt, "rutscht" man in alte Muster zurück.

      Insofern: Bewusstes Herumexperimentieren schadet nie!

      Viele Grüße,

      Alex
    • Na die Erläuterung ist doch eigentlich ganz einfach:

      Die alten Schotten litten u. a. wegen des Klimas mehrheitlich unter Fingergelenksarthrose, daher war es für sie leichter (oder unmöglich), die Finger nicht mehr zu beugen und so spielten sie eben mit gestreckten Fingern. ;(

      Die Anhänger des "klassischen Griffs" hatten dagegen mehrheitlich Gicht, daher verkrümmten ihre Finger zu Gichtgriffeln und sie konnten sie nicht mehr strecken. Daher spielten sie mit den Fingerkuppen.... (also klassisch gichtig) !!! :S

      Und was ist die Lieblingsbeschäftigung alter Chinesen ?- Alte chinesische Sprichwörter zu erfinden ! :lolschild:
    • Mal im Ernst:

      Ich spiel auf meinem a/g-Marktsack von Fischer nur Pipers Grip. Als Kind war es mir immer ein Graus, mit dem klasssichen Griffauf einer Blockflöte rumtröten zu müssen. Ich hab da nie saubere "Verschlüsse" hinbekommen. Mit dem PG ist das für mich seehr bequem und ich komme auch bei sehr schnellen "Drills" außerordentlich gut zurecht - im Gegensatz zum klassischen Griff.

      Ob das bei einem Hümmelchen etc. anders sein mag, vermag ich nicht zu beurteilen (Anfänger und hab keins).

      Was ich dagegen - entgegen auch der Fibel - nie benutze, ist der Kleinfinger der unteren Hand, wenn ich etwas anderes als ein tiefes G spiele - oder besser, das unterste Loch ist da immer offen. Das ist das, was ich im Gegensatz zum PG in der Fibel nie begriffen habe:
      Warum dort vorgeschlagen wurde, das Loch zu schließen. Ich brauch das Schließen auch als "Stabilisierung" der Spielpfeife nicht.
    • Ralph schrieb:


      Was ich dagegen - entgegen auch der Fibel - nie benutze, ist der Kleinfinger der unteren Hand, wenn ich etwas anderes als ein tiefes G spiele - oder besser, das unterste Loch ist da immer offen.

      Das Auflegen des unteren kleinen Fingers funktioniert beim Fischer, zumindest beim Modell 1 (leise mit kleinen Löchern) auch nicht richtig, da Du den Ton etwas verfälscht.
      Habs mal ausprobiert, das fis ist etwa die Grenze ab der es halbwegs funktioniert/klingt.
      Man braucht es aber auch nicht wirklich. Die Spielpfeife ist mir noch nicht aus der Hand gefallen.
      Viele Grüße vom Donaustrand

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Didi ()