Arno Eckhardt: A-Sack in halbgeschlossener Griffweise

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    • Arno Eckhardt: A-Sack in halbgeschlossener Griffweise

      Nachdem ich nun einen von Arnos neuen halbgeschlossenen A-Säcken ein paar mal bei ihm angespielt und seit einigen Tagen auch bei mir zuhause habe (Danke dafür Arno!), wollte ich euch, passend zur Osterzeit, ein kleines Präsent zukommen lassen: den Testbericht zu diesem Instrument, das die Bezeichnung "Instrument" wirklich verdient hat.



      "Arno-HG-A" in voller Pracht!


      Design

      Zum Design muss man nicht viel sagen, da es Geschmackssache ist, aber ein paar Worte möchte ich dennoch verlieren. Die Formgebung des elegant gedrehten Kirschholzes, welches mit Essigbeize einen schönen, nussfarbenen Braunton angenommen hat, ist unverkennbar "Arno". Er hat sich vom Prinzip "Form folgt Funktion" (Flaschenform des Bordunoberteils) leiten lassen, welches hier und da durch Zierringe aus Buchsbaum durchbrochen ist. Anders als bei vielen anderen Sackpfeifenbauern ist der Bassbordun 2-teilig (sonst 3-teilig), aber durch die kompakte Bauweise des Bordun kommt man mühelos an das Bordunoberteil zum Stimmen ran.



      Obduktion einer Sackpfeife


      Verarbeitung

      Die Verarbeitung ist ebenfalls typisch für Arno: exzellent und ohne erkennbaren Makel. Es befinden sich keinerlei Späne in den Bohrungen; sowohl diese als auch die Oberfläche sind spiegelglatt. Gerade hier merkt man Arnos Ausbildung zum Metallbauer sehr gut, da offensichtlich nur scharfe Werkzeuge für die Bohr- und Zerspanvorgänge verwendet wurden, was sich natürlich auch klanglich auswirkt.

      Zwei bautechnische Highlights wären noch zu erwähnen.

      Zum einen ist der Wechselstock, den Arno für die Spielpfeife gebaut hat, bemerkenswert. Die POM-Buchse wurde der Optik wegen noch mit einem Zierring aus Buchsbaum versehen, welcher sich vom Spielpfeifenstock schön abhebt. Abgesehen davon, dass Spielpfeifenwechselstöcke sowieso ein unglaublicher Luxus sind, ist diese Ausführung mit extra Zierring aus Buchsbaum die Krönung dieses Features.

      Zum anderen sollte der dackbare Bordun Erwähnung finden. Während bei anderen Instrumentenbauern der Bordun nun entweder gedackt oder offen ist, hat Arno einen abnehmbaren Deckel aus Buchsbaum gedreht. In den Rand dieses Deckels ist allerdings der eigentlich Clou integriert: ein O-Ring, welcher den Deckel bombenfest im Trichter fixiert.



      Schön zu sehen: der eingelegte O-Ring im Buchsbaumbordundeckel


      Klang

      Meinem Empfinden nach würde ich den Klang als eine Mischung aus A-Schwein und Schäferpfeife bei Marktsacklautstärke beschreiben, aber hört selbst (Rechtsklick - 'Speichern unter'): "Morte-Saison" (mit gedacktem Bordun) & "Sepp Pichler-Boarischer" (mit offenem Bordun).

      Dank des dackbaren Borduns ist sowohl ein sonorer, obertonarmer Bordunklang (gedackt), als auch ein obertonreicher, brüllender Bordunklang (offen) möglich. Den klanglichen Möglichkeiten ist somit eine weitere Grenze genommen.


      Spielbarkeit

      Der Ambitus von Arnos HG-A-Pfeifen entspricht dem einer Schäferpfeife in A/D (14 pouces): a' bis d"' mit Untersekunde g'. Dank der halbgeschlossenen Griff- und Bauweise ist die Spielpfeife bis auf drei Töne (tiefes G#, tiefes und hohes b) vollchromatisch spielbar und benötigt dabei einen recht angenehm-moderaten Druck. Das Überblasen ist sehr leichtgänging und funktioniert äußerst stabil und sicher. An Spieltechniken steht die HG-A-Pfeife einer normalen Schäferpfeife um nichts nach. Im Gegenteil, während bei einigen Herstellern beispielsweise der Oktavrappel gar nicht oder nur mit Mühen geht, ist dies auf Arnos halbgeschlossenen Pfeifen überhaupt kein Problem.
      Das Bordunrohrblatt ist unglaublich stabil. Druckschwankungen, egal ob nun nach oben oder unten, steckt das Blatt locker weg und röhrt mit ungebremstem Elan dem dahinter stehenden Musiker in's Gesicht.



      POM-Buchse mit aufgesetztem Buchsbaumzierring


      Fazit

      Der Preis von 1400 Euro für ein 1-borduniges Instrument ist vielleicht etwas happig, aber dafür gibt's einiges an Ausstattung und Funktionen (Wechselstock für Spielpfeife, dackbarer Bordun, hg. GW, Überblasbarkeit bis zum d"', stabiler Bordun) und nen mörderischen Bordunklang. Diese Features und die Tatsache, dass dieses Instrument tadellos funktioniert, sind die 1400 Euro auf jeden Fall wert.
      Kurzum: ein optisch schlichtes Instrument der Sonderklasse, welches auf Grund seiner Funktion, Ausstattung und Verarbeitung seines Gleichen sucht.



      RÖHR' MORE, MOTHERF-CKER!
      • "Kaum macht man's richtig, schon funktioniert's."
      • "Wenn's ned grooved, isses für'n Arsch." - Mattis Branschke

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