Pro und Contra offene und halbgeschlossene Griffweise bei Marksäcken

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Pro und Contra offene und halbgeschlossene Griffweise bei Marksäcken

      Hallo Leute,
      ich spiel mit dem Gedanken bei meiner Marksau auf halbgeschlossene Griffweise um zu satteln, da ich denke/vermute das man damit mehr/bessere Spiel und Verziehrungsmöglichkeiten hat.

      Wie seht ihr das und was genau für vor und nachteile haben beide Griffweisen.


      Gruss
      Spawn de Forsac´
      Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten!
    • Die wesentlichen Vorteile der HG-GW sind:

      - Mehr Halbtöne (Alle Lieder bei denen du bisher getrickst hast, kannst du jetzt ordentlich spielen)
      - Überblasbarkeit
      - Die Spielpfeife ist jederzeit fest in der hand (vgl offene Griffweise, bei der irgendwann nur noch 1-2 Finger die Pfeife halten können)

      Nachteile:
      - Neue Griffweise, nicht ganz so intuitiv wie O-GW
      - Wenn du Marktkracher mit Anderen UND z.B. Franzosenmukke spielen willst brauchst du eine Spielpfeife in A (franz. standart ist G)
      - Soweit mir bekannt hast du im HG-A Bereich keine Auswahl und keinen Vergleich, da du bei Arno kaufen musst (was aber glüclicherweise wiederum ein großer Vorteil ist)


      Hab ich was vergessen? - Franz, Alex?
    • Die Frage stell ich mir auch umso mehr, je mehr ich Boulanger lese... besonders weil Chromatik mir ziemlich wichtig ist und das bei offenen Pfeifen ja nicht so der Hit zu sein scheint.

      Andererseits finde ich, daß die offene Griffweise irgendwie zum Marktsack dazugehört, so wie halbgeschlossen zur GHB gehört. Man kann ja auch damit ne Menge machen, manche Techniken sind halt schwieriger und irgendwann gar nicht mehr praktikabel. Wobei zu komplexe Technik mE gar nicht nötig ist (wenn die Soundbeispiele im Boulanger so klingen, wie sie klingen sollen, will ich diese Verzierungen gar nicht spielen...).
      Is fearr Gaeilge bhriste ná Béarla cliste.
    • Wobei man überhaupt mal diskutieren könnte, was die typische Marktsackpfeife denn überhaupt ausmacht...

      Offene Griffweise, Schalltrichter, dorische Stimmung, große Lautstärke... euch fällt sicher noch mehr ein. Das sind so die Sachen, an die zumindest ich bei dem Begriff denke. Wenn man jetzt die Griffweise durch französisch halbgeschlossen ersetzt, habe ich spontan ein Problem, das Ding noch Marktsack zu nennen. Das ist dann halt ein lauter Brachialfranzose.

      Vielleicht bin ich da auch von meinem Lehrer beeinflußt, der die (wie ich finde durchaus angebrachte) Bezeichnung "große deutsche Sackpfeife" (GDS? :P) gern mal benutzt. Ein deutsches Instrument ist der Marktsack ja unbestritten, und so gesehen paßt auch die deutsche Griffweise dazu. Man unterstelle mir hier keinen Nationalismus oder Denken in Richtung "offene Griffweise ist deutsch, deswegen besser als französisch halbgeschlossen", bitte. Für mich gehört's einfach irgendwie dazu zu dem Instrument Marktsack. So gesehen sträube ich mich in genau die umgekehrte Richtung als du, AvB - aber ich bin ja noch Anfänger ;)

      Als Fauxpas würde ich die offene Griffweise auch nicht bezeichnen. Ich bin noch nicht so weit, daß ich beurteilen könnte, wie sehr der Verlust an technischen Möglichkeiten gegenüber der halbgeschlossenen ist. Aber ich glaube, schon rausgefunden zu haben, daß zu viele Verzierungen auch nix taugen - und das, was an Verzierungen mit der offenen möglich ist, durchaus reicht.
      Is fearr Gaeilge bhriste ná Béarla cliste.
    • Mein Gegenargument ist:

      früher oder später wirst du alle 30 Marktkracher können... plus Pippi Langstrumpf, Jim Knopf und Korobeiniki... und dann?
      Also ganz klar - das Repertoire ist sehr eingeschränkt...

      Klar, wenn man einen auf CorvusCorax machen will ist das ausreichend.
      Ich bezweifle nur, dass es noch eine Band geben wird, die - ab heute gerechnet - mit dem Stil nochmal 20 Jahre lang glücklich wird.


      Genauso gut könnte man aus einem Klavier einige Tasten herausreißen und behaupten es wäre die offene Klaviatur auf der man nun eben keinen Beethoven mehr spielt und das mit der Begründung dass dieses Instrument für "Alle meine Entchen" gebaut wurde :rofl:
    • Dann schreibt oder adaptiert man neue Melodien, warum auch nicht aus anderen Dudelsacktraditionen. Wenn man auf dem Markt nicht ein Programm aus Skudrinka, Totus Floreo, Palästinalied und Traubentritt bringen will, gibts doch Dutzende, ach was, Hunderte Lieder auf der Welt, die man irgendwie dudelsacktauglich machen kann und die lange nicht so sehr Standard sind. Oder man nimmt doch einen der Marktstandards und interpretiert ihn auf eine Art und Weise verzerrt neu, die mit dem "Original" nicht mehr viel gemein hat. Oder man spielt einen solchen mit einem Haufen interessanter Verzierungen (siehe Abraxas und sein Platerspiel hier - das klingt gleich deutlich weniger langweilig).

      Nee, Repertoire ist für mich gar kein Argument. So beschränkt ist der Marktsack nun auch wieder nicht, als daß nur die Marktkracher drauf möglich wären.
      Is fearr Gaeilge bhriste ná Béarla cliste.
    • Ich hab keinen Zweifel, daß mir irgendwann die Beschränkungen der offenen Griffweise zu blöd werden und ich halbgeschlossen auch mal probieren will. Primär eben wegen Chromatik. Und überblasen zu können schadet ja auch nie ^^ Außerdem ist das einfach pure Neugier.

      Ich wollte nur irgendwie klar machen, daß "offene Griffweise" und die Bezeichnung "Marktsack" für mich zusammengehören. Gesetzt den Fall, ich hole mir irgendwann einen von Arnos tollen halbgeschlossenen überblasbaren Säcken, spiele den dann und werde von jemandem gefragt "was ist das denn für ein Dudelsack", dann werde ich wohl nicht sagen "ist'n Marktsack". Ich weiß aber auch nicht, was ich dann sagen würde :P

      Aber egal. Wenn ich nochmal ein Fazit machen müßte... Halbgeschlossen ist nett. Offen ist aber auch nicht blöd. Marktsäcke sind offen. Sind sie halbgeschlossen, sind's keine Marktsäcke mehr, sondern was anderes. Was mindestens genauso gut, wenn nicht besser ist. Rova ist kein Marktsackdogmatiker. Ende :P
      Is fearr Gaeilge bhriste ná Béarla cliste.
    • *lach* du bist ja echt hart drauf...

      wie wärst denn mit offenem Marktsack und halbgeschlossenem Marktsack - vergleichbar mit Barock und Deutsch gegriffener BLOCKFLÖTE :)
      Das wäre fachlich einwandfrei.

      Ansonsten musste für den offenen Marktsack "Starcksack" und für den HG "Fettgeilsack" einführen *lach*

      Oder Marktsack 2.0 ;) oh mann - ich arbeite mal wieder was :)
    • Fettgeilsack gefällt mir. Sollte sich als Fachbegriff durchsetzen. "Lehrbuch für den Fettgeilsack in A".

      Nee, keine Ahnung. Ich glaube, ich bin berufskrank, studiumsgeschädigt. Als Linguist will man solche Begriffe immer klar definiert haben... Aber "halbgeschlossener Marktsack" ist für mich einfach ein Oxymoron, da sträubt sich was :P
      Is fearr Gaeilge bhriste ná Béarla cliste.
    • Hi Ihr

      Verzierungstechnik ist für mich als Bauer nicht das Hauptargument pro HG.

      Vielmehr ist es physikalisch einfacherer, sicherer und sinnvoller, eine (Sack)Pfeife, die was können soll, in der halbgeschlossenen Griffweise zu bauen. Die Chromatik ist genauer, so ziemlich die ganze Oberhand klingt besser (sowohl lauter als auch "strahlender", "knackiger" etc.).

      Ich persönlich bin mit AVB einer Meinung, dass man sich von dem Dogma: "Marktsackpfeife=deutsch offen" wirklich besser verabschieden sollte. Obwohl ich das selber lange so gesehen habe. Und nochmal: Die technischen Möglichkeiten sind für mich dabei nicht das Hauptargument! Denkt mal so: Ein Dogma ist und bleibt ein Dogma, also auch in mancher Hinsicht immer eine Einschränkung. Oder krass und leicht übertrieben ausgedrückt: das hat was von Fanatismus *duck und weg*
    • Erster Punkt: Überblasbarkeit hat nichts mit der Griffweise zu tun!!! Die überblasenen Töne in der französischen Griffweise sind prinzipiell offen.
      Zweiter Punkt: Halbtöne: Sind auch eher Bauweise als Griffweise. Ein Zweites Daumenloch erlaubt einfacheres spielen der Moll-/ Durterz (wobei auch ein 2. Daumenloch nicht Teil der halbgeschlossenen Griffweise sein muss), ansonsten ist es ebenso wie beim Marktsack genauso möglich / nicht möglich Halbtöne zu spielen. (bei meinem Sack vom Dom in offener Griffweise geht ein sehr gutes cis und ein gutes dis und gis)
      Dritter Punkt: Halten der Spielpfeife: Der kleine Finger kann (wie bei den Schotten bis zum Schließen der Unterhand ab dem d) zur bessern Haltung meist aufgelegt werden, verändert meist nichts am Ton. Genauso ist die französische Grffweise ja prinzipiell bis zum d offen mit einem (je nach Bauer) optionalem stützendem Ringfinger.
      Was aber FÜR die halbgeschlossene Griffweise spricht:
      Sprünge aus der Oberhand auf das a oder das g... Bei offen brauche ich 3 Finger mehr! Gerade der Rappel ist so erheblich schwieriger (aber dennoch machbar!!!)
      Ich persönlich spiele beides (ich spiele auch beides gerne), finde aber die offene Griffweise beim Marktsack nicht so schlecht wie alle immer behaupten (bspw. hat man beim Spielen gerne auch mal eine Hand frei, nicht Dani ;) ).
      Ganz abgesehen davon, es gibt auch traditionelle Instrumente mit offener Griffweise, die Gaita und auch die Gaida (wobei es bei beiden afaik beide Griffweisen gibt, aber dennoch hat sich dort nie jemand über die Offenheit beklagt)

      Meine Zusammenfassung: Beide Griffweisen sind legitim. Was interessant ist, ist ein zweites Daumenloch für eine wirklich gut funktionirende Dur- bzw. Mollterz (je nach Bauweise), aber ansonsten... Verzieren kann man auf beiden!
      "Wenn's ned qualmt, isses keine Zigarette." - Mattis Branschke, 2016

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von RickKrueger ()

    • Argh, na gut. Ist wohl echt Begriffsscheißerei. Hätte ich mal besser die Klappe gehalten :P

      Ich bin aber immer noch dafür, daß alle, die halbgeschlossene Marktsäcke (was macht einen Marktsack denn dann eigentlich jetzt aus?) spielen, diese in Zukunft als Fettgeilsäcke bezeichnen. Das verbreitet sich dann, und irgendwann muß die Dudelsackakademie ein Lehrbuch mit oben genanntem Titel bringen. Mit einem Practice Chanter, der einen ganzen Sack voller Stöpsel für die Halbtöne enthält.
      Is fearr Gaeilge bhriste ná Béarla cliste.
    • Anmerkung @Rick:

      Die Sache mit dem Stützfinger: Es sagt keiner, dass der auf einem Loch liegen muß, der darf auch "dazwischen" (mache ich bei offenen Säcken so). Beim Schotten hat das Auflegen auf das Loch auch spieltechnische Gründe und wurde auch baulich berücksichtigt. Sprich: Das Bischen, wasses dann denn doch intonationstechnisch ausmacht, wurde ausgeglichen.

      Ansonsten: Völlig Deiner Meinung.
    • Ja, daher hatte ich auch das
      (je nach Bauer) optionalem
      geschrieben.. Bei den Schotten ist er halt Standard, bei den Franzosen unterschiedlich, bei meiner Tille-Schäferpfeife macht es keinen Tonhöhenunterschied sondern nur einen Klangunterschied aus...
      Bei meinem Dom-Marktsack macht das Ablegen des kleinen Fingers auch einen kleinen Klangunterschied aus, daher leg ich den Finger auch lieber daneben... Mag den Klang so lieber...
      "Wenn's ned qualmt, isses keine Zigarette." - Mattis Branschke, 2016
    • Ich konnte mich mit der halbgeschlossenen GW nicht anfreunden. Den rechten Daumen für die Mollterz .... ich kriege jetzt noch einen Krampf in der Hand wenn ich daran denke. Cis, Dis, F und Gis kommen bei meinen Instrumenten auch so recht sauber. Ich selbst habe immer den Ringfinger der Unterhand aufliegen - und nenne das Schweinebarock - weil F und Gis dann stabiler sind und ich habe es auch so in meine Verzierungstechnik eingebaut. Meiner Meinung nach, sollten beide GW nebeneinander existieren. Wobei ich mich eher an den Griffweisen der Blockflöte (barock oder offen) orientiere, weil nach meinem Verständnis das die Griffweisen unserer Region sind. Halbgeschlossen ist für mich französisch, aber ich habe kein Problem damit wenn jemand dieser GW den Vorzug gibt.
      'n beeten scheev hett Gott leev 8o
    • matric schrieb:

      Ich konnte mich mit der halbgeschlossenen GW nicht anfreunden. Den rechten Daumen für die Mollterz .... ich kriege jetzt noch einen Krampf in der Hand wenn ich daran denke.
      Ich glaube das ist (neben den Crossing-noises, also vor allem die Verhinderung dieser) wirklich die härteste Umstellung für mich bei der Schäferpfeife... Aber es ist echt eine Sache der Übung... Spielbar ist beides eigentlich gleich gut... Also Mollterz vorne oder hinten, aber die Gewöhnung macht da halt echt einen Unterschied... Aber ich lerne und übe eigentlich jeden Tag und hoffe, dass da die Gewöhnung irgendwann quasi verfliegt ;)
      "Wenn's ned qualmt, isses keine Zigarette." - Mattis Branschke, 2016