Gaida

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    • Auch wenn ich weiß, dass man alte Threads nicht unbedingt aufwärmen sollte - aber dieses Thema hat mich gerade angesprungen, und ich denke, dass ich dazu etwas beitragen kann. Ich hoffe, die anfängliche Konfusion zwischen Gaida (bulgarisch) und Gaita (spanisch) hat sich mittlerweile geklärt.

      150 Euro für eine Gaida ist ein sehr günstiger Preis, auch in Bulgarien macht sich mittlerweile die EU-bedingte Preissteigerung deutlich bemerkbar, auch für einfach gestaltete Instrumente sind bei etablierten Instrumentenbauern Preise zwischen 300 und 400 Euro normal geworden. Das synthetische Material ist vermutlich nicht Pertinax, sondern Textolit, Du erkennst es an der Gewebestruktur. Für Zier- bzw. Verstärkungsringe, Stöcke und Anblasrohre ist es gut geeignet. Wenn der tiefste Ton C ist, ist das Instrument nicht in D, sondern in G (auch wenn die Bulgaren von einer C-Gaida sprechen würden), G sollte auch der Bordunton sein, bei Gaidi liegt der Grundton in der Mitte der Skala. G ist eine sehr seltene Stimmung, es ist die tiefste Djura-, wie auch die höchste Kaba Gaida-Stimmung, die es gibt. Auch wenn bei der Kaba Gaida die Unterhandtöne traditionell nicht als Melodietöne eingesetzt und die Tonlöcher konsequenterweise nicht sauber gestimmt werden, so liegen sie doch an der korrekten Position und sind üblicherweise ohne großen Aufwand stimmbar. In der Musik des Rhodopen-Gebirges (wo die Kaba Gaida zu Hause ist) werden die Unterhandtöne ausschließlich für Verzierungen und Melismen eingesetzt und sind nicht Bestandteil der Melodie. In der Musik des übrigen Bulgarien ist es anders - Djura und Kaba Gaida sind zwei unterschiedliche Instrumente mit unterschiedlicher Musik! Und ich spiele erst seit knapp neun Jahren Gaida... :D
    • Aha, interessant, ich hab das Instrument eigentlich als Kaba in D bestellt. Drum bin ich vom D -Bordun ausgegangen; klingt auch zum Spielpfeifen d harmonisch. Kannst Du über Textolit mehr sagen? Ich kenn nur Pertinax aus meiner Lehrzeit, hat eine leicht quadratische Struktur, leicht gelblich durchscheinend, wie das Material der Pfeife und der Stöcke. Nannten wir früher auch 'Hartpapier', da in Harz getränkte und gepresste Holzfasern. Ich glaube das ist einer der ältesten Kunststoffe, und da Bulgarien kein Hochtechnologie Land ist dachte ich, das wirds wohl sein.
      Der Herr im schwarzen Meer bei You tube hat glaube ich das gleiche Instrument.
      Kann es vielleicht sein, daß das Teil doch eine kleine, hohe Kaba ist? Gibt's das? Das Instr. gibt eine saubere Tonleiter her, und stammt angeblich aus den Rhodopen.
      Und danke, für dein Interesse;
      würdest Du, evtl. einmal die Wartung des Instrumentes durchführen?
      Mein Instrumentenbauer machts nicht.

      Grüße Harald
      Die Wurst ist rund, der Käs ist eckig, uns gehts gut, den andern dreckig!
    • Die Unterschiede zwischen Djura und Kaba Gaida sind:

      - die Spielpfeife ist bei der Djura deutlich konisch gebohrt, rund gedrechselt und gerade, bei der Kaba zylindrisch gebohrt, sechskantig geschnitzt, mit einem charakteristischen Knick am unteren Ende, und mit inkompletten Kreisaugen verziert.

      - bei der Djura steckt ein Röhrchen im Flohloch der Spielpfeife, bei der Kaba zumeist nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel)

      - der Balg ist bei der Kaba Gaida groß bis riesig.

      - der Bordun einer Djura Gaida macht "mööööh", der Kaba Bordun macht "BROOOOOAAAAH!"

      - eine Kaba Gaida in D (normal ist E, manchmal auch F) ist für mich mit einer Körpergröße von 1,65 schon fast nicht mehr spielbar, weil der Bordun aufgrund seiner Länge auf dem Boden aufstößt, ich sollte mich auf ein Kistchen stellen wie seinerzeit Humphrey Bogart bei der "schau-mir-in-die-Augen-Kleines"-Szene.

      Der fröhliche Planscher im Video spielt eine Djura in A, tiefster Ton der Spielpfeife D. Irritierenderweise benennen die Bulgaren die Djura Gaidi nach dem tiefsten Ton der Spielpfeife, die Kaba Gaidi hingegen nach dem tatsächlichen Grund-(=Bordun-)ton.

      Auch in den Rhodopen werden Djura Gaidi hergestellt, in Shiroka Lâka ist eine der großen Schulen für traditionelle Musik (haben die Sozialisten damals da hingesetzt, um die lokale Tradition zugunsten einer einheitlichen bulgarischen Kultur zu unterbinden).

      Textolit ist ähnlich wie Pertinax, aber auf Textil- statt Papierbasis. Das Gewebe wird eng gerollt und mit Phenolharz getränkt. Früher fand es Verwendung als Isoliermaterial in der Elektrotechnik. Die Farbe ist üblicherweise ein Braunton, der sehr gut zu dem bevorzugten Instrumentenbauholz passt. Da es heute kaum noch hergestellt wird, geht man mehr und mehr dazu über, graues PVC-Rohr aus dem Sanitärfachhandel zu nehmen, Du hast mit dem Textolit also noch Glück gehabt.

      Zur Wartung schicke ich Dir eine PM.

      Wie kann ich eigentlich verhindern, dass bei jedem Zeilensprung automatisch ein Absatz eingefügt wird?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von mick ()

    • Danke, für die präzisen Ausführungen. Konisch und Mööööööhh kann ich bestätigen. Was die Stimmung angeht, werde ich mal die Gebrüder Korg befragen. Gut möglich, daß mich mein ungeschultes Laien - Ohr getäuscht hat.
      Zuwas hab ich eigentlich ein Stimmgerät?
      Dilettanten ole'
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