Problemchen mit dem Bass-Bordun

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    • Problemchen mit dem Bass-Bordun

      Moin zusammen,

      ich habe nun seit mehreren Monaten eine Schäferpfeife (G) und leider auch einige Probleme mit der Tonstabilität des Bass-Borduns (der Quint-Bordun läuft sehr gut!).

      Anfangs war der Ton bei Druckschwankungen recht instabil (bei höherem Druck wurde der Ton tiefer).
      Auch ließ sich das G nur mit komplett zusammengeschobenen Bordun erreichen (nicht Sinn der Sache, oder?).
      Mein Dudelsackbauer hatte daraufhin das Kunststoff-Rohrblatt etwas kürzer eingebunden, Ton lief wieder gut, doch nun kommt ein neues Problem:

      Beim Anspielen der Bordune (also mit weniger Druck) schnarrt / quäckt ein höherer Ton, bevor dann mit dem Spieldruck das weiche G kommt.
      Das macht sich v.a. bemerkbar, wenn ich die Spielpfeife abschalten möchte während die Bordune weiterlaufen sollen (der Tenor-Bordun macht das prima mit!)
      Bevor ich nun wieder meinen Dudelsackbauer konsultiere und besuche (und ich auch selbst verstehen möchte, was da vorsich geht), möchte ich mir gerne ein paar weiter Meinungen einholen.

      Leider finde ich auch recht wenige "Theorie" zu der Materie, in welchem Verhältnis Länge und Bohrungsdurchmesser des Borduns, Länge, Breite, Stärke der Rohrblattzunge, usw. auf den Ton haben.
      Was mir aufgefallen ist, dass der Tenor-Bordun (auf g gestimmt) weniger als halb so lang ist, wie der Bass-Bordun (nach naiver Denkweise: halbe Länge = doppelte Frequenz => Der Bass-Bordun ist zu lang!?).
      Einige Spielereien mit der Wicklung an der Rohrblattzunge und ein paar selbstgebastelten Rohrblattzungen aus Kunststoff unterschiedlicher Stärke (0,5, 0,8) haben ergeben, dass ich ein sehr stabiles und sofort richtig schwingendes F hinbekomme, was maximal zum Fis durch Verkürzen der Zunge hochgestimmt werden kann, bevor beim G wieder der beschriebene quäckende Ton kommt bzw. ein tieferer schnarrender Ton.

      Infos zum Rohrblatt:
      • Kunststoff (weiß, ABS?, PE?)
      • ca. 0,5mm stark
      • ca. 4mm breit
      • ca. 16-20mm schwinglänge
      • Ende mit Stimmwachs versehen (entfernen oder reduzieren bringt (subjektiv) nichts)

      Ich hoffe jemand von euch kann etwas mit diesem Problem anfangen und mir weiterhelfen.
      :dankeschild:
      So long,
      MagSun / Stefan / Meister Missklang ;)
    • Hör auf zu basteln und üb', den Druck beim Starten gleich auf den richtigen Level zu bringen und beim Aufhören bzw. pausieren der Spielpfeife ebenso.

      Mein Bordun macht auch lustige Geräusche, wenn ich nicht den richtigen Druck treffe. Das ist ganz normal. Unsere Instrumente mögen in manchen Bereichen schlicht und mit weniger Möglichkeiten ausgestattet sein, aber die Sache mit dem Druck ist etwas, das man sehr fein einstellen und zur Perfektion üben kann und sollte.

      Von wem ist denn deine Schäferpfeife?
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

      ____________________________

      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Wer ist denn der Hersteller?

      Mann könnte Seitenweise über Deine Fragen schreiben, ohne unbedingt zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen.

      Neben Kristofs sehr wichtiger Anmerkung in Kürze nur so viel:

      - Schäferpfeifenbordune sollten nach Möglichkeit nicht "vorquietschen". Sowas lässt sich i.d.R über das Blatt regeln, wofür man aber viel Erfahrung braucht. Also meist ein Fall für den Hersteller.

      - Dass sich die Bordunlängen von den "theoretischen" unterscheiden, ist normal. Übrigens misst man das korrekt vom Ende der Zunge des Blattes aus, also nicht nur die Holzteile!

      - Wachs macht die Sache tiefer. Immer. Es erhöht außerdem etwas den Luftbedarf. Ich halte es grundsätzlich für besser, wenn irgend möglich ohne Wachs auszukommen.

      - Längen, Bohrdurchmesser, Reeds und Reedmaterialien/Stärken spielen so eng zusammen, dass man ansonsten kaum pauschale Aussagen dazu machen kann. Deshalb findet sich nicht viel darüber. Man könnte wie gesagt sehr viel darüber schreiben. Es ist aber sehr viel sinnvoller, mit Fachleuten persönlich über diese Themen zu reden und ggf. auch noch Anleitung für Korrekturen zu bekommen.

      Zur Beruhigung:

      So richtig endgültig lassen sich die Zusammenhänge noch nicht mal wissenschaftlich erfassen, es gibt also niemanden, der das alles in seiner ganzen Tiefe wirklich versteht oder "punktgenau" vorausberechnen könnte! Mach Dir nichts draus, solange es tut, ist ja alles o.k. und wenn man weiß, wo man im Problemfall korrigieren Kann oder jemanden hat, der das kann, ist ebenfalls alles gut.
    • Moin ihr zwei.

      Der Sack ist vom Florian Ganslmeier. Wo ich bei ihm war hat er eben das Rohrblatt kürzer eingebunden, was aber zu besagtem Quäken führte.

      @Arno:Danke für deinen Überblick!

      Gemessen habe ich vom Reed-Ende zur Bordunspitze. Ich denke auch, dass die Länge stimmen sollte.
      ​Hierzu habe ich einfach mal das Experiment gemacht:
      • Wenn ich die Zunge länger einbinde und die Umstimmung per Stimmloch (auf A) vornehme, komme ich (perfekt) auf ein stabiles G inkl. ausrechen Weg zum nachstimmen.
      • Mit etwas kürzer Einbindung und ohne Umstimmen komme ich bei komplett zusammengeschobenen Bordung zum gleichen Ergebnis.
      • Kürze Binde ich das Rohrblatt weiter ein, dass der Bordun noch Stimmweg hat, quäkt der Ton wieder
      Für mich als Laie mit "wissenschaftlicher Vorgehensweise" ;) ergibt sich der Schluss, dass sich das Rohrblatt aus X Gründen unter besagten Bedingungen in eine andere (quäkende) Schwingung versetzt, ehe es unter Druck in den gewünschten Ton gezwungen wird.
      (Weitere "Testreihen" mit anderen gebastelten Blättern ergaben vergleichbare Ergebnisse. Höhere Materialstärke /-steifheit benötigte mehr Druck.)


      Das mit dem Wachs leuchtet ein. Mehr Masse -> Mehr Trägheit -> Langsameres Schwingen -> Tiefer Ton.
      Einen Tipp, den ich zum tiefer werdenen Ton noch gefunden habe, dass dem mehr Masse (Wachs) entgegenwirkt? (nur so am Rande)

      @Kristof:
      Das ist natürlich richtig, aber mit dieser Antwort kann ich mich nur halb zufrieden geben.
      Ohne Dich damit beleidigen zu wollen, aber "Du musst halt lernen damit klarzukommen" ist IMHO immer ein schwaches Argument.
      Das ist wie bei der Mathe-Nachhilfe, wo einesder Genies mit dem Spruch kam: "Da brauchste halt 'n Gespür dafür, welche Formel du nimmst!" (Hilft 1A! :ironieschild: )

      Mich als Musikus interessiert einfach, wie das Instrument funktioniert und wie ich selbst Probleme lösen kann (geht Autoschraubern sicher genauso, oder jenen, die selbst die Reifen und Glühbirnen nicht teuer in der Werkstatt wechseln lassen wollen).
      Dass hinter alledem viel Erfahrung und Know How streckt bezweifle ich nicht. Es ist nur außerordentlich schade, hierrüber so wenig in Erfahrung bringen zu können.
      Zu den GHB-Reeds findet man z.B. einige Troubleshooting Guides. Diese beziehen sich jedoch leider nur auf die Eingeschaften der speziellen (industriell gefertigten?) Reeds, was hier vllt. nur z.T. zutrifft?
      Wäre das nicht eine schöne Section im Forum? "Troubleshooting"? :saint:
      So long,
      MagSun / Stefan / Meister Missklang ;)
    • Alternativ kannst du dich natürlich auch an andere profesessionelle Dudelsackbauer wenden musst dann aber damit rechnen dass diese den vollen Stundensatz verrechnen da es sich um ein Fremdprodukt handelt.

      Ein Rohrblatt bauen ist einfach. Ein Rohrblatt dazu zu bringen genau das zu tun was man möchte braucht aber einiges an Erfahrung.
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • Hallo nochmal

      Ich würde sehr gerne eine Ferndiagnose zu dem Problem stellen, aber das kann ich nicht, weil mir vorquietschende Schäferpfeifenbordune quasi noch nie untergekommen sind ("Vorröhren" ist häufig und imho einigermaßen akzeptabel wenn, das gilt aber auch für "Vorquietschen", der Druckbereich in welchem das Problem auftritt, eng ist und somit schnell, also unauffällig durchlaufen werden kann. Das fällt dann unter "damit klar kommen lernen").

      Thema "Wissenschaftliche Vorgehensweise":

      Bin ich auch ein großer Freund von!

      Folgende Faktoren müssten halt mindestens noch mit einfließen:

      - Zungenstärke (messbar)
      - Zungenvorspannung (quasi nicht messbar)
      - Gewichtsverteilung der Zunge (also das, was man z.B. mit Wachs oder Ecken Abschneiden machen kann. Kann man aber letztlich auch nur ausprobieren).

      Außerdem:

      - Die beim Ausziehen entstehenden Hohlräume in den Stimmzugbohrungen (hier u.U. ziemlich wichtig!)
      - Die ganzen Bohr- und Zapfendurchmesser und Längen (auch vom Reed)
      - Alle, die ich jetzt auf die Schnelle vergessen habe...

      Unterm Strich kann ich auch nur raten, den Flo nochmal ran zu lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, das er das hinbekommt ;)

      Allgemein fielen mir bei einem allgemeinen "zu tief Problem" noch Nachräumen und ggf. Ölen ein. Was ebenfalls in die Herstellerwerkstatt führt...
    • P.s, weil vergessen zum Thema "Troubleshooting":

      Es ist ein großes Problem, dass es gewisse Standards fast nur bei den Schotten und im Ausbau begriffen bei den Gaiteros gibt. Da kann man Lösungswege ggf. von einem- auf ein anderes Instrument noch einigermaßen übertragen.

      Leider ist das bei fast allen anderen Instrumenten der Gattung Sackpfeife kaum bis gar nicht machbar. Einfach weil fast jeder Hersteller so seine Eigenheiten hat, die man erstmal kennen muß.
    • :dankeschild: Leute für die zahlreichen hilfreichen und umfangreichen Antworten :thumbup:
      Mit der wiederhergestellten Grundeinstellung ist der "unsaubere" Bereich erstmal wieder vorhanden, aber kann schon mit etwas Strike-In Power überwunden werden. Da habt ihr sicher Recht, dass ich da noch lernen muss, besser mit umzugehen. Wäre wie gesagt schön, diese Eigenart bautechnisch umschiffen zu können.

      Werde mich auf jeden Fall weiter mit dem Flo in Verbindung setzen.

      Bin in der Beziehung "das ist einfach so" schlecht abzuspeisen ;)
      So long,
      MagSun / Stefan / Meister Missklang ;)