Material und Klang

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    • Material und Klang

      Liebe Sackpfeifengemeinde,

      die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Baumaterialien und Klang eines Dudelsacks treibt mich schon eine ganze Weile um. Wichtig scheint mir diese Frage vor allem für Anfänger, aber auch für Laien der Physik zu sein, die keine Ahnung von Resonanzen, Schwingungen etc. haben. Mir geht es hier um die Frage, welche Hölzer für den Sackpfeifenbau geeignet sind und welche nicht. Interessant schein in diesem Zusammenhang auch zu sein, dass die Meinungen hierzu teilweise deutlich auseinandergehen. So schreibt Jürgen Ross auf seiner Homepage: "Billighölzer wie z.B. Ahorn sind für hochwertigen Dudelsackbau nicht geeignet und werden daher von uns nicht verwendet." (dudelsackbau.de/index.php/wir-ueber-uns) Andere, auch etablierte Dudelsackbauer (wie bspw. Arno Eckhardt) bauen ihre Instrumente aber durchaus aus Ahorn. Was ist denn nun richtig? Weiterhin sind es folgende Fragen, deren Antwort mich interessieren würde:

      - Welche Eigenschaften machen manche Hölzer ("Redwood", Buche, Eiche etc.) für den Sackpfeifenbau ungeeignet?
      - In diesem Zusammenhang auch: Warum werden kaum Instrumente aus Hölzern, die man sonst als hochwertig kennt (bspw. Mahagoni), gebaut? Die Sackpfeifenkunstschmiede Pozar ist meines Wissens nach der einzige Hersteller, der das macht ... Warum ist das so?
      - Welche Eigenschaften des Holzes haben welche Auswirkungen auf den Klang (und die Qualität) eines Instrumentes?
      - Welches Holz ist nach eurem Dafürhalten das beste für den Dudelsackbau? (Mir ist klar, dass hier die Meinungen divergieren werden - es wäre schön, wenn hier jeder seine Meinung kund tun würde, ohne andere Meinungen anzugreifen.)

      Ich wollte bei meiner Hümmelchenbestellung auf der sicheren Seite sein und habe mich deshalb dafür entschieden, das komplette Instrument aus Grenadill fertigen zu lassen. Hierzu haben mich folgende Punkte bewogen.
      1.) Grenadill scheint die besten Klangeigenschaften zu haben (weil viele Hersteller ihre Spielpfeifenrohre aus Grenadill fertigen, wohingegen der Rest aus anderen Hölzern gefertigt wird).
      2.) Grenadill steht in dem Ruf, quasi unzerstörbar und sehr "haltbar" zu sein.
      3.) Grenadill hat im Dudelsackbau eine ziemlich lange Tradition und scheint seit jeher als sehr geeignet dafür betrachtet worden zu sein.
      4.) Es ist SCHWARZ - und schwarz ist meine Farbe :thumbsup:

      Es wäre schön, wenn ihr mir (und anderen interessieren Laien, die keine Ahnung davon haben) hier weiterhelfen könntet :dankeschild:
    • Wenn ein Kunsstoffrohrblatt anders klingt als eines aus AD, dann liegt es eher nicht am Material ;)

      Zum Thema Holz ein Zitat von Arno aus einem andren thread, dieser meinung kann ich mich nur anschließen

      Arno schrieb:

      Die meisten Obsthölzer sind relativ unempfindlich, kommen aber halt klanglich nicht mit den leider meist empfindlicheren "Edelhölzern" mit.

      Wobei man zum Thema Klang noch sagen muß, dass dieser bei weitem nicht nur am Holz hängt. Gerade bei uns macht das Rohrblatt mindestens 70% der "Musik". Ich habe auch schon von Blockflötenbauern gehört, die sagen, das Holz sei für den Klang völlig egal und im Prinzip alles über Windkanal, Labium und Mensur/Konus/Innengeometrie optimiert bekommen. Die Wechselbeziehung Klang/Material sollte man also nicht überbewerten oder pauschalisieren.

      dudelsackseite.de mit Bauplänen und dem Lehrbuch für die schwedische Säckpipa...

    • subi schrieb:

      Solange das Hümmelchen ein Kunststoffrohrblatt in der Spielpfeifen haben wird, wird es nach Atari klingen

      Diese Aussage verstehe ich nicht. Ich muss zwar zugeben, dass ich noch nie ein Hümmelchen mit AD-Rohrblatt live gehört habe. Aber weder mein Siegismund-Hümmelchen noch mein Ross-Dudey hören sich nach - wie du es nennst - Atari an.

      Blattpapier schrieb:

      Welche Eigenschaften machen manche Hölzer ("Redwood", Buche, Eiche etc.) für den Sackpfeifenbau ungeeignet?

      Bei der Wahl des Holzes kommt es afaik vor allem auf Eigenschaften wie Härte, Bearbeitbarkeit und Beständigkeit (neigt das Holz zum Reißen/Verziehen?) an. Buche z.B. verzieht sich eher als andere Hölzer.

      Blattpapier schrieb:

      Welche Eigenschaften des Holzes haben welche Auswirkungen auf den Klang (und die Qualität) eines Instrumentes?

      Ich würde sagen vor allem die Oberflächenbeschaffenheit / Härte des Holzes. Je härter das Holz, desto kräftiger und obertonreicher der Klang. Birne ist ein weiches Holz und klingt daher weicher als Grenadill welches sehr hart ist. Besser als das andere ist objektiv betrachtet keins der beiden. Es kommt halt darauf an welche Klangeigenschaften gewünscht sind.

      Blattpapier schrieb:

      Grenadill scheint die besten Klangeigenschaften zu haben (weil viele Hersteller ihre Spielpfeifenrohre aus Grenadill fertigen, wohingegen der Rest aus anderen Hölzern gefertigt wird).

      Siehe oben. Beim Marktsack ist wie auch bei der GHB ein lauter, kräftiger Klang gewünscht. Deswegen wird hier oft Grenadill verwendet. Dass Stöcke und Bordune meist aus einem anderen Holz gebaut werden, liegt imho daran dass Grenadill teuer ist und die geringen Klangunterschiede bei den Bordunen den Aufpreis normalerweise nicht rechtfertigen würden. Außerdem ist z.B. Ahorn um ein vielfaches leichter als Grenadill! Je härter (höhere Dichte), desto schwerer natürlich auch.

      Blattpapier schrieb:

      Grenadill steht in dem Ruf, quasi unzerstörbar und sehr "haltbar" zu sein.

      Grenadill neigt tatsächlich durch seine Härte eher zum Reißen als andere Hölzer. Allerdings verzieht es sich nicht so leicht wie Weichhölzer (Es reißt dann halt gleich :)).


      Falls ich jetzt hier irgendeinen Krampf verzapft haben, bitte ich um Korrektur von jemandem ders besser weiß. :D
      Beste Grüße
      Markus

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von mystacinus ()

    • @Mystacinus:

      Also zumindest inhaltlich habe ich keine Einwände :)

      Ach doch, Einen: Buche neigt im verarbeiteten Zustand nicht arg zum Reißen, dafür isse zu weich. Aber sie verzieht sich gerne und neigt zum Quellen. Das Reißen gilt eher beim Trocknen von Buche. Und da gibt es weit Schlimmeres wie als Extrembeispiel Flieder, aber auch Zwetschge...

      Ich betonte ja "Inhaltlich"...

      Didaktisch trifft mein oben zitiertes Posting imho etwas besser (bitte nicht als Arroganz auslegen!). Weil: Es bringt insbesondere dem Einsteiger so richtig gar nix, sich über Holzarten und Klangeigenschaften Gedanken zu machen. Das führt höchstens zu einem schmaleren Geldbeutel, aber nicht zu mehr Spass oder Erfolg an und mit der Musik...

      Das führt mal wieder zu den üblichen, anerkannten Thesen:

      - Bei renommiertem Hersteller kaufen.
      - Nach Möglichkeit Unterricht nehmen.
      - Üben!

      Alles Andere ist erstmal für lange Zeit ziemlich Egal...

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Arno ()

    • @Arno:

      Danke für deine Anmerkungen! Ich gebe dir grundsätzlich recht, aber es wurden ja explizite Fragen gestellt. Wenn ich wissen will, welche Parameter eines Holzes den Klang beeinfussen (auch wenn das Rohrblatt einen viel größeren Einfluss hat) bringt es ja nicht viel wenn ich als Antwort bekomme dass das verwendete Holz einen verhältnismäßig unbedeutenden Einfluss hat. Einen gewissen Einfluss hat es ja dennoch.
      Was ich vor allem mitteilen wollte ist, dass ein Instrument in der Tonqualität nicht "besser" wird nur wenn teureres Holz verwendet wird.
      Beste Grüße
      Markus
    • mystacinus schrieb:

      Diese Aussage verstehe ich nicht. Ich muss zwar zugeben, dass ich noch nie ein Hümmelchen mit AD-Rohrblatt live gehört habe. Aber weder mein Siegismund-Hümmelchen noch mein Ross-Dudey hören sich nach - wie du es nennst - Atari an.


      Ich habe mich hier auf eine Aussage von Christoph Pelgen im Sackpfeifenbauforum bezogen und so unrecht hat er wie ich selbst finde nicht, muss dazu aber gestehen dass ich noch nicht die Möglichkeit hatte ein Qualitativ hochwertiges Hümmelchen Mit PS Reed auszuprobieren.
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass das Holz prinzipiell fast keine bzw. eine zu vernachlässigende Rolle spielt? Falls das stimmt, warum werben dann viele Dudelsackbauer gerade damit dass sie ausschließlich diese oder jene Hölzer verwenden und dass derjenige, der andere Hölzer verbaut, quasi ein Unmensch ist?

      @ Subi: Gemäß meiner Erfahrung mit meinem BeamHo-Hümmelchen kann ich durchaus sagen, dass sich hochwertige Hümmelchen mit Kunststoffrohrblättern definitiv NICHT wie Atari anhören (ich weiß, du hast nur ein Zitat weitergegeben und niemanden angreifen, aber ich wollte das trotzdem klarstellen :) )
    • Warum sollte ich auch irgendjemanden angreifen deswegen. Meine persönliche Vorliebe beim Hümmelchen ist Schilf. Es hat für mich eben einen schöneren Klang und daher bin ich mit Christoph's Aussage konform.
      Dafür ist es aber auch weniger Anfängerfreundlich.

      (Ja, ich bin Widhalmverwöhnt, sowohl als Spieler als auch mit Mitspielern :) )
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass das Holz prinzipiell fast keine bzw. eine zu vernachlässigende Rolle spielt? Falls das stimmt, warum werben dann viele Dudelsackbauer gerade damit dass sie ausschließlich diese oder jene Hölzer verwenden und dass derjenige, der andere Hölzer verbaut, quasi ein Unmensch ist?


      1. Nicht ganz. Das Holz spielt schon eine Rolle, der Unterschied ist nur nicht sooo erheblich und am Anfang sowieso zu vernachlässigen.

      2. Wer macht das denn? Habe ich was verpasst ?(