Es gibt eine große Diskrepanz zwischen Wissenschaftlern und Laien, die man auch nicht außer Acht lassen sollte. Mittelalter-Historiker interessieren sich in aller Regel nicht oder kaum für das Alltagsleben der Menschen (mich eingeschlossen). Relevant für die Geschichtswissenschaft sind eher größere Zusammenhänge, also politische Geschichte, Gesellschaftsordnungen, Kultur- und Geistesgeschichte etc. Eine Geschichte aus dem Nähkästchen: Ich habe mich im Rahmen der Doktorarbeit bspw. sehr intensiv mit spätmittelalterlichen Klöstern beschäftigt. Unter anderem auch mit der Frage nach dem Speiseplan (kleiner Mini-Teilaspekt meiner Arbeit). Aber mich interessiert grundsätzlich nicht, wie und was die gegessen haben oder wie das Essen gewürzt war oder sonstwas, sondern die Frage dahinter war die, welche Rückschlüsse man daraus in Hinblick auf die Beachtung der Disziplin, des Fastengebotes und des Armutsgebotes ableiten kann. Historiker denken in Zusammenhängen und wollen keine Rezepte nachkochen. Kein Mittelalter-Historiker wird ein Mittelalter-Kuchbuch auf den Markt bringen, weil das für das Fach einfach nicht relevant ist.
Laien hingegen wollen - so mein Eindruck - das Mittelalter "erlebbar" machen. Sie haben einfach einen anderen Zugang zu dieser Epoche. Ob man hier aber von fundiertem Wissen sprechen kann, weiß ich nicht. Können Laien die Quellen in Originalsprachen lesen? Also können sie Latein, Alt-, Mittel- oder Frühneuhochdeutsch? Oder sind sie auf Quellenübersetzungen (die auch immer schon eine Interpretation sind) angewiesen? Außerdem interessieren sich Laien in der Regel nicht für größere Zusammenhänge oder Fragestellungen, sondern wollen Schlachten nachkämpfen, Rezepte nachkochen oder Klamotten nachnähen. Eben, der Zugang ist ein anderer. Dass sie den Wissenschaftlern überlegen sind, wage ich doch stark zu bezweifeln. Sie interessieren sich einfach für Aspekte, die für die Geschichtswissenschaft irrelevant sind, weil sie keine größeren Fragen beantworten. Ohne jetzt wie ein Snob klingen zu wollen, aber Laien würden oftmals nicht mal die Fragestellungen verstehen, mit denen Wissenschaftler sich beschäftigen. Der Punkt ist aber auch: Das müssen sie auch gar nicht! Man sollte einfach akzeptieren, dass es verschiedene Arten gibt, sich dem Themenkreis zu nähern und dass es eben Leute gibt, die fundiert mit Quellen arbeiten (die sie auch verstehen) und dass es eben Leute gibt, die nachleben, was sie irgendwann mal irgendwo aufgeschnappt haben. Beide haben Spaß an ihrem Tun und beide haben ihre Existenzberechtigung. Aber ich empfinde es als sehr anmaßend, wenn mir jemand ohne fundierte Grundausbildung erklären will, wo mein Fach Defizite hat und wie es besser funktionieren würde. Gleichzeitig maße ich mir nicht an, irgendwelchen LARPern zu erklären, was sie falsch machen und wie es richtig wäre. Ich meine, nur weil ich einen Computer zuhause habe und weiß, wie er angeht, erkläre ich einem Informatiker auch nicht seinen Job.
Darüber hinaus: Wenn Historiker in irgendwelchen Fernsehdokumentationen auftreten, sind sie gezwungen, zu vereinfachen. Wenn man Aspekte, mit denen man ganze Bibliotheken füllen könnte, in zwei Sätzen runterbrechen muss, KANN das gar keine adäquate Darstellung sein, sondern ist zwangsläufig verkürzt. Diesen ausgewiesenen Fachwissenschaftlern dann Unkenntnis vorzuwerfen, ist einfach falsch und fast schon undankbar.
Edit: Man muss hier wohl auch zwischen europäischen und amerikanischen Historikern unterscheiden. Mein Eindruck ist, dass amerikanische (College-) Professoren längst nicht so umfassend ausgebildet sind wie hierzulande und dementsprechend auch Unsinn verzapfen. Oft sind ihre Methoden und Schlussfolgerungen auch wissenschaftlich fragwürdig und tendenziös. Das mag einerseits mit dem amerikanischen Bildungssystem zusammenhängen, aber auch darin begründet liegen, dass Amerika selbst kein Mittelalter hatte. Es ist insgesamt "reißerischer" und weniger seriös als in Europa. Man möchte halt, dass es spannend ist....
Laien hingegen wollen - so mein Eindruck - das Mittelalter "erlebbar" machen. Sie haben einfach einen anderen Zugang zu dieser Epoche. Ob man hier aber von fundiertem Wissen sprechen kann, weiß ich nicht. Können Laien die Quellen in Originalsprachen lesen? Also können sie Latein, Alt-, Mittel- oder Frühneuhochdeutsch? Oder sind sie auf Quellenübersetzungen (die auch immer schon eine Interpretation sind) angewiesen? Außerdem interessieren sich Laien in der Regel nicht für größere Zusammenhänge oder Fragestellungen, sondern wollen Schlachten nachkämpfen, Rezepte nachkochen oder Klamotten nachnähen. Eben, der Zugang ist ein anderer. Dass sie den Wissenschaftlern überlegen sind, wage ich doch stark zu bezweifeln. Sie interessieren sich einfach für Aspekte, die für die Geschichtswissenschaft irrelevant sind, weil sie keine größeren Fragen beantworten. Ohne jetzt wie ein Snob klingen zu wollen, aber Laien würden oftmals nicht mal die Fragestellungen verstehen, mit denen Wissenschaftler sich beschäftigen. Der Punkt ist aber auch: Das müssen sie auch gar nicht! Man sollte einfach akzeptieren, dass es verschiedene Arten gibt, sich dem Themenkreis zu nähern und dass es eben Leute gibt, die fundiert mit Quellen arbeiten (die sie auch verstehen) und dass es eben Leute gibt, die nachleben, was sie irgendwann mal irgendwo aufgeschnappt haben. Beide haben Spaß an ihrem Tun und beide haben ihre Existenzberechtigung. Aber ich empfinde es als sehr anmaßend, wenn mir jemand ohne fundierte Grundausbildung erklären will, wo mein Fach Defizite hat und wie es besser funktionieren würde. Gleichzeitig maße ich mir nicht an, irgendwelchen LARPern zu erklären, was sie falsch machen und wie es richtig wäre. Ich meine, nur weil ich einen Computer zuhause habe und weiß, wie er angeht, erkläre ich einem Informatiker auch nicht seinen Job.
Darüber hinaus: Wenn Historiker in irgendwelchen Fernsehdokumentationen auftreten, sind sie gezwungen, zu vereinfachen. Wenn man Aspekte, mit denen man ganze Bibliotheken füllen könnte, in zwei Sätzen runterbrechen muss, KANN das gar keine adäquate Darstellung sein, sondern ist zwangsläufig verkürzt. Diesen ausgewiesenen Fachwissenschaftlern dann Unkenntnis vorzuwerfen, ist einfach falsch und fast schon undankbar.
Edit: Man muss hier wohl auch zwischen europäischen und amerikanischen Historikern unterscheiden. Mein Eindruck ist, dass amerikanische (College-) Professoren längst nicht so umfassend ausgebildet sind wie hierzulande und dementsprechend auch Unsinn verzapfen. Oft sind ihre Methoden und Schlussfolgerungen auch wissenschaftlich fragwürdig und tendenziös. Das mag einerseits mit dem amerikanischen Bildungssystem zusammenhängen, aber auch darin begründet liegen, dass Amerika selbst kein Mittelalter hatte. Es ist insgesamt "reißerischer" und weniger seriös als in Europa. Man möchte halt, dass es spannend ist....
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