Bestimmung von Bordunen

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    • Bestimmung von Bordunen

      Au Anfrage von Bytof habe ich mal einige Faustregeln zum bestimmen von Bordunen zusammengestellt, ausgehend von meinen Versuchen:


      1. Bordunlänge:


      Die Bordunlänge orientiert sich an der physikalischen Wellenlänge, da es
      sich um eine stehende Welle handelt, entspricht die montierte Länge des
      Bordun einem Viertel der Welllenlänge,
      daher ein Bordun in A2 hat eine Gesamtlänge von 779mm.
      Alternativ lässt sich der Bordun auf die Wellenlänge der Quinte oberhalb des Wunschtones verkürzen, in diesem Fall E3 = 520mm.


      Diese Variante wird bei Scottish Smallpipes verwendet, sie klingt
      obertonreicher als die Variante auf Basis der Grundlänge. Sinnvoll
      verwenden lässt sich das um Gewicht zu sparen, oder um bei doppelten
      Bordunen einen volleren Klang zu erzielen. Nachteil ist unter Anderem
      die schlechtere Stimmstabilität, weshalb diese Bordune auf einen Ton
      beschränkt werden sollten.


      2. Reelle Länge und Stimmzüge:


      Die oben genannte Länge von 779mm passt zwar, ist aber zu kurz - deshalb
      muss ein zusätzliches Aufmaß miteinberechnet werden. Zur Ermittlung der
      Stimmzuglänge Subtrahiert man jeweils die halbe Wellenlänge
      des Grundtones vom nächsten Ganzton unterhalb. Somit erhält man 191mm
      als Differenz. Da standardmäßig 3 Segmente verwendet werden, wird dieses
      Maß durch zwei geteilt und man erhält pro Stimmzug eine Länge von 95mm.
      Nun nimmt man 3/4 des Wertes, also 143,5mm und addiert diese. Somit hat man
      eine Gesamtlänge von 922,5mm und eine Länge von 307,5mm pro Segment.

      Da Standardkantel in der Regel 30mm lang sind kann man die Stimmzüge auf 100mm
      verlängern und somit die fehlende Länger durch herausziehen kompensieren.
      Grundsätzlich sollten die Stimmzüge nicht zu lang sein, da ansonsten die Lautstärke und
      Stimmstabilität abnimmt.

      3. Stimmzugdurchmesser:


      Hier orientiert man sich an den Innenbohrungen, entweder man wählt das
      Verhälntis 2:1 zur Innenbohrung des untersten Segments, was bei einem
      Marktsack also Stimmzüge mit 20mm ergäben,
      oder das Verhältnis 3:2 zur Innenbohrung des mittleren Segments. Die
      Volumenänderung pro Zentimeter liegt bei Ersterer bei 2,5 - und bei
      zweiterer bei 1,86.


      2:1 bietet sich für hochgestimmte Bordune an, da so oft auch der Bordun
      auf einen zweiten Ton umgestimmt werden kann - Nachteil Stimmbarkeit und
      -stabilität.
      3:2 bietet sich für tiefe Bordune an, da die Stimmstabilität besser ist.


      4. Innenbohrungen:


      Die Bohrungen legen Klangcharakter, sowie Lautstärke fest. Hier mehrere Varianten.


      - Alle Teile haben den gleichen Innendurchmesser, klingt grundtönig
      - Gleichmäßiger Zuwachs, z.B. 10-12-14 oder -5-6-7, klingt relativ ausgewogen
      - Das Oberteil hat im Verhältnis zum Mittelteil von 3:2, klingt lauter und obertonreicher


      Von der Lautstärke, ausgehend vom untersten Segment gibt es folgende
      Varianten, dabei lässt sich eine Verringerung um 1/3 feststellen. Dabei sind Toleranzen +/- vorhanden, die von diesen Werten abweichen,
      etwa wenn lautere Bordune vom Klangbild her vorgesehen sind.

      10,0mm = sehr laut, GHB und Marktsack
      6,5mm = mittellaut, Borderpipes und kleine Marktsäcke, Gaita Gallega
      4,0mm = leise, Hümmelchen und Northumbrian Smallpipes
      3,0mm = leise, Hümmelchen un Northumbrian Smallpipes, Sopranbordune

      Natürlich gibt es auch noch die Varianten 3/4 bzw. 1/2:


      7,5mm = laut, 3/4 GHB, Gaita Gallega
      5,0mm = zimmerlaut, Schäferpfeife und Uilleann Pipes, Scottish Smallpipes


      Die Bohrung des untersten Segmentes hängt allerdings auch immer mit der
      Tonlage des Bordun zusammen - möchte man für sein Hümmelchen in A einen
      Subbass, dann sollte man diesen mit 6,5mm
      Bohrung im untersten Segment versehen, da er bei gleicher Bohrung gar
      nicht - oder nur halb so laut klingen würde, wie der Bordun der als
      Referenz dient. Dieser liegt in der Regel eine Oktave unter
      dem Grundton der Spielpfeife


      Apropos Subbass: Für ein A-Hümmelchen macht die Abstufung 6,5-7-10 Sinn -
      jedenfalls haben es Verusche in diese Richtung gezeigt, wobei das 6,5mm
      Stück 1/6 der Länge ausmachen sollte.
      Da Längenverhältnis der einzelnen Teile wäre Unterteil: 1/6, Mittelteil: 1/2, Oberteil: 1/3.
      Dieses Verhältnis scheint auch für die Verwendung mehrstufiger Koni
      sinnvoll zu sein, wobei die Reihenfolge mit 1/6 vom Reedsitz abwärts
      beginnt, dieses darf auch etwas kürzer ausfallen (also bei Spielpfeifen)


      5. Umstimmlöcher:


      Umstimmlöcher erweitern die Möglichkeiten enorm, um diese zu berechnen
      muss man zuerst wissen, das man immer vom Mittelpunkt der Bohrung
      ausgeht - was die Sache schonmal enorm vereinfacht.
      Zuerst nimmt man wieder die Wellenlänge/4 des Grundtons des Bordun und
      subtrahiert die Wellenlänge/4 des nächsten Tones. Die daraus berechnete
      Differenz ergitb die Position des Umstimmloches.
      Dabei geht man von der Austrittsöffnung den Bordun hinunter. Das
      Umstimmloch entspricht somit 1:1 der Innenbohrung, was beispielsweise
      bei der Northumbrian Smallpipes Anwendung findet.
      Da allerdings durch die verkürzte Lufsäule die Lautstärke aufgrund
      gleichbleibenden Druckes zunimmt, sollte der Durchmesser um 12,5%
      reduziert sein - diese erhält man wenn man 100% durch 8 -
      nämlich 8 Ganztonschritte teilt. Dadurch das die Bohrung kleiner ist,
      wird auch der erzeugte Ton tiefer - deshalb muss man zusätzlich das Loch
      um diese 12,5% nach unten versetzen, im Verhälntis
      zum errechneten Maß. Dabei muss außerdem noch die Wandungsdicke an der
      Austrittsstelle berücksichtigt werden, auch wenn es nur minimal ist.
      Korrekturen - etwa weil der Bohrer in diesem Maß
      nicht vorhanden ist müssen angewandt werden. So wäre der Faktor bei
      einer 14mm Innenbohrung 87,5% - was einerm Umstimmloch von 12,25mm
      entsprechen würde, für einen 12,0mm Bohrer wäre
      allerdings der Faktor 86,0% notwendig, ausgehend von den 14mm.



      Anmerkung: Man hat es also wie man sieht vielfach mit ganzzahligen
      Brüchen zu tun, wenn man Dinge berechnen möchte. Beispielsweise sollte
      ein Tief-D Marktsack Bohrungen im Verhälntis zum A-Marktsack
      anstatt 10-12-14, 12-15-17,5 aufweisen.


      Grundsätzlich sollte für einen Bordun mit Aufschlagzunge maximal ein
      Umstimmloch vorgesehen werden, für eine dorische Skala (=Marktsack)
      macht es Sinn den Bordun auf den tiefsten Ton der Spielpfeife
      zu stimmen, da so eine Dur-Tonleiter spielbar wird und für die
      mixylodische Skala (=GHB) auf den Leitton, da man so durch das
      Umstimmloch eine Moll-Skala erhält (in diesem Fall H-Moll). Sollte man
      weitere
      Umstimmlöcher vorsehen, so sind Doppelrohrblätter wie bei den
      Regulatoren der Uilleann Pipes oder der Musette de Cour vonnöten. Diese
      Blätter sollten einen konischen Verlauf, mit einer breiten Basis
      aufweisen, um einen entsprechend tiefen Ton erzeugen zu können.


      6. Bordunkammern:



      Doppelrohrblätter und Einfachrohrblätter sollten grundsätzlich räumlich
      getrennt werden, da es ansonsten zu Störgeräuschen kommt. Werden
      wiederum Bordunrohrblätter gleicher Bau- und Tonart betrieben,
      so kommt es zu einer Stabilisierung des Tones - vermutlich aufgrund der
      gemeinsamen Oberschwingungen. Die Tonqualität nimmt dadurch zu.



      7. Rohrblätter:



      Die Trägerlänge sollte in etwa der Differenz Wellenlänge/4 zwischen dem
      Grundton des Bordun und des nächst höheren Halbtons betragen.


      Die Tiefe der Innenbohrung sollte ca. 80% der Gesamtlänge des Trägers
      ausmachen, der Durchmesser sollte im Verhälntis 4:3 zur Bohrung des
      Unterteils sein.
      Bei einem Bassbordun eines Marktsacks wären es somit 7,5mm Innendurchmesser.


      Bei der Spaltbreite sind zwischen 1,5-3mm üblich. Diese haben vorallem
      Auswirkung auf das entweichende Luftvolumen, grundsätzlich brauchen
      tiefe Bordune ein größeres Luftvolumen,
      da auch eine größere Luftsäule in Schwingung versetzt werden muss.


      Laut = 3mm, Aufschlagzunge 7-8mm
      Mittellaut = 2mm-2,5mm, Aufschlagzunge 6mm
      Leise = 1,5mm, Aufschlagzunge 5mm


      Die Spaltlänge kann über die gesamte Bahn vorhanden sein - der Vorteil
      der Bergenzung liegt meines Erachtens darin, dass so das
      Durchflussvolumen konstant bleibt und
      dadurch das Rohrblatt stimmbar wird und nicht noch eine Änderung des Luftstromes zur Tonänderung hinzukommt.


      Bei besonders tiefen Bordunen, etwa den oben genannten Subbass ist es
      sinnvoll, wieder das Verhälntis 3:2 zu verwenden, da ansonsten der
      Träger alleine bereits ca. 140mm messen würde.
      Stattdessen verwendet man nun als Ausgangston die Länge des Halbtones
      von der Quinte aus und verbreitert die Aufschlagzunge von 6mm auf 9mm.


      Der schwingende Teil der Zunge sollte 1/32 der Wellenlänge betragen, die
      Gesamtlänge der Zunge sollte 2/3 des Rohrblatträgers entsprechen.


      Als Material für Rohrblatträger kommen vorallem Kunststoffe - etwa POM
      oder Acryl in Betracht, da an Trägern aus Metall die Atemfeuchtigkeit
      stärker kondensiert,
      als Material für die Aufschlagzungen neben Arundo donax etwa Plexiglas,
      PS oder Carbon - wobei die "Aufschlagfase", also jener Teil über dem die
      Zunge frei schwingt,
      bei Carbon aufgrund der Steifigkeit des Materials flacher sein sollte als bei anderen Werkstoffen.
      Eine Beschwerung mit Siegellack funktioniert nur bedingt, da relativ
      große Mengen benötigt werden um das Schwingungsverhalten von Carbon zu
      beeinflussen
      - seitliche Ausbuchtungen wie sie bei den Mamba Reeds von McCallum
      vorhanden sind, erleichtern das Schwinverhalten mehr als es Abschleifen
      der Zunge täte.


      Die Zungenkante sollte rechteckig sein, aufgrund eines obertonreicheren
      Klanges. Je stärker die Spitze gerundet wird, desto grundtönige wird der
      Klang. Eine halbkreisförmige Spitze
      ist absolut kontraproduktiv, da dieser jede Oberschwingung fehlt und nur
      noch dumpf klingt. Eine leicht gerundete Spitze wie bei Klarinetten
      oder Saxophonblättern macht jedoch
      abhängig vom Bordunsetup durchaus Sinn, etwa um die Quinten sanfter klingen zu lassen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Schelmenkopf ()

    • Mal eine Frage an die etwas erfahrenen hier im Forum:

      Hat jemand von euch schon einmal versucht, Bordune um die Hälfte zu verkürzen?

      also meine Theorie ist derzeit, dass bei einer Erhöhung des Bohrungsvolumens, sowie Verdoppelung der Grundfläche der Aufschlagzunge (entsprechende Anpassung der Länge und Breite) - bei gleichbleibendem Luftschlitz, das Rohrblatt um eine Oktave tiefer klingen müsste und sich so zum Beispiel ein C2-Bass (= 131cm) als C3-Bordun (= 65cm) ohne Verkürzer reinquetschen lassen müsste.

      Klang und Druckstabilität würden mir dabei am meisten Sorgen machen, wobei man durch die stärker angeregte Oktave den Klangeindruck von zwei Tenorbordunen erzeugen könnte.
    • Halbiert habe ich noch keinen Bordun aber verschiedene Versuche haben ergeben dass die Tonhöhe rasch tiefer wird wenn man
      - einerseits das Innenvolumen des Bordunträges erhöht (also größerer Bohrungsdurchmesser innen beim Träger)
      - andererseits die Innenbohrung des untersten Bordunteiles (also den, wo der Tongenerator dran montiert ist) erhöht

      Weitet mal allerdings die Bordunteile gegen Ende auf, wird der Ton höher.
    • thomasrezanka schrieb:

      Halbiert habe ich noch keinen Bordun aber verschiedene Versuche haben ergeben dass die Tonhöhe rasch tiefer wird wenn man
      - einerseits das Innenvolumen des Bordunträges erhöht (also größerer Bohrungsdurchmesser innen beim Träger)
      - andererseits die Innenbohrung des untersten Bordunteiles (also den, wo der Tongenerator dran montiert ist) erhöht

      Weitet mal allerdings die Bordunteile gegen Ende auf, wird der Ton höher.

      Ersteres macht für mich Sinn, weil damit der Schalldruckpegel (?) schwächer wird. Die zugeführte Energie bleibt gleich, das Volumen nimmt zu.
      Bei der größeren Zunge wäre es dann umgekehrt - da mehr Luft nötig wäre um diese zu bewegen.

      Das mit der gößeren Innenbohrung passt auch, da Schall sich ja räumlich ausbreitet.


      Ich habe schon länger überlegt, ob statt einer Bohhrungs- oder Rohrschleife so etwas Sinn machen würde.

      Was mir in dazu eingefallen ist:

      Wenn man in die Bohrung mehrere Kammern aneinanderreiht - etwa das man Messingrohre mit gebohrten Deckeln einsetzt - und dabei auf den vorgesehenen Durchmesser, bspw. 5-7mm, verengt;
      ob das auch funktionieren könnte. In der Herstellung wäre es auf jeden Fall um Längen einfacher, gleichzeitig dürfte durch das deutlich größere,
      nutzbare Luftvolumen (Hohlräume zwischen Wandung und Rohrverkürzer) die effektive Verkürzung zunehmen.
    • Schelmenkopf schrieb:

      Ersteres macht für mich Sinn, weil damit der Schalldruckpegel (?) schwächer wird.

      ...

      Das mit der gößeren Innenbohrung passt auch, da Schall sich ja räumlich ausbreitet.
      ...
      Nee, ein niedrigerer Schalldruckpegel würde bedeuten, dass es leiser wird, nicht tiefer.
      Damit es tiefer wird, müssen die Resonanzfrequenzen des Systems und damit die Frequenzen der schwingenden Luftsäule tiefer werden.

      In einer Innenbohrung kann man nicht wirklich von räumlicher Schallausbreitung (also dreidimensional) sprechen. Wirklich ausbreiten kann sich der Schall hier nur in eine Richtung, in Längsrichtung. Am offenen Ende wird er (fast vollständig) reflektiert und latscht enttäuscht zurück. Genau den gleichen Weg, den er gekommen ist. Also immer hin und her, das ist eindimensional.
    • Also vielleicht liege ich falsch, aber ich bin dabei mit meiner Denkweise momentan in der Pneumatik.

      Was bei beiden Punkten gemeint war ist, das durch den vergrößerten Querschnitt sich die vorhandene Kraft auf ein größeres Volumen verteilt und so die "Durchflussgeschwindigkeit" verringert, was sich in der Frequenz widerspiegelt.

      Stimmzüge funktionieren ja genau nach diesem Prinzip, ansonsten müssten diese die doppelte bis dreifache Länge haben, wie allgemein üblich.
    • Hej ho,
      ich hoffe ihr schlagt mich jetzt nicht, aber wenn jmd. Bordun verkurzen sagt,
      fällt mir als erstes (wär hätte das gedacht) ein Bordunverkürzer ein...
      Also ein im Zweifel zweiteiliger Bordun, in's Unterteil drei Bohrungen machen, fertig.
      Mein Tief-D Bordun funktioniert so. Um die Hälfte verkürzen is dabei immernoch schwierig,
      aber ein gutes Drittel ist drin.
      Grüße,
      Mattis
    • mattis schrieb:

      Hej ho,
      ich hoffe ihr schlagt mich jetzt nicht, aber wenn jmd. Bordun verkurzen sagt,
      fällt mir als erstes (wär hätte das gedacht) ein Bordunverkürzer ein...
      Also ein im Zweifel zweiteiliger Bordun, in's Unterteil drei Bohrungen machen, fertig.
      Mein Tief-D Bordun funktioniert so. Um die Hälfte verkürzen is dabei immernoch schwierig,
      aber ein gutes Drittel ist drin.
      Grüße,
      Mattis

      Damit habe ich in der Theorieauch schon mehrfach herumexperimentiert, Rob Moore hat damit einen Bassbordun für eine Northumbrian Smallpipes in D konstruiert und wenn ich es richtig weiß
      war bei den Uilleann Pipes der Taylor Brüder auch so konstruiert.

      Die Frage ist eben, ob es auch Alternativen gibt, die möglicherweise sogar effizienter sind.
    • Aus meiner Sicht gibt es da nur bedingt eine Alternative.
      Wenn der Bordun für ein Instrument ist welches nicht überblasen muss kriegt man
      da sicher was hin. Solange der Bordun nur bei immer gleichem Druck laufen muss
      kann man da sicher was machen. Stichwort Jungbauer Bock.
      Wenn allerdings eine überblasbare Spielpfeife mit einem über Bohrung und Blatt verkürztem Bordun
      laufen muss, wird dieser recht wahrscheinlich nicht stabil genug sein um den Druckschwankungen
      gewachsen zu sein.
      Ist aber zugegeben ehr Meinung als Erfahrung :)
      Grüße,
      Mattis
    • Hallo zusammen,
      Erstmal vielen Dank für die Beschreibung. Ich finde es absolut faszinierend und die Berechnungen in vielen Plänen wieder zufinden ist der Hammer.

      Jetzt schaffe ich es aber nicht die Umstimmlöcher zuverlässig zu berechnen. Ich hab hin und hergerrechnet und es passt nie, weder mit einem G2 Bordun noch mit meinem Hümmelchen Bordun.

      Bei meinem G2 bordun kommen ca. 10 cm raus. Das klappt aber nicht. ABER ich habe einfach random ein loch (bei ca. 14.5cm) und ein Stimmzug drüber gesetzt und nach ein bisschen gefriemel passt es perfekt. Also Loch zu, G2 und loch auf A2.

      Bei meinem Hümmelchen (gekauft) bordun ist es noch faszinierender.
      Die Berechnung für das c Bordun stimmt mit den holzteilen überein. Die Berechnung für den d Bordun ist identisch mit der Länge (Aufschlagzungenspitze bis Umstimmlochmitte). Die errechnete Differenz findet sich jedoch nicht zwischen Lochmitte und Bordunende.

      Darüber hinaus habe ich Berechnung mit diversen Plänen abgeglichen und meine Ergebnisse waren immer unterschiedlich von den Plänen (und zwar richtig unterschiedlich. Nicht nur 2 oder 3mm).

      Jetzt stellt sich mir die Frage, Woran liegt es, was mache ich falsch und kann es wirklich sein das ich mich seit einem halben Jahr jedes mal verrechne?

      Ich bedanke mich bei euch und wünsche einen Guten Rutsch ins neue Jahr.
    • Drieling schrieb:

      Hallo zusammen,
      Erstmal vielen Dank für die Beschreibung. Ich finde es absolut faszinierend und die Berechnungen in vielen Plänen wieder zufinden ist der Hammer.

      Jetzt schaffe ich es aber nicht die Umstimmlöcher zuverlässig zu berechnen. Ich hab hin und hergerrechnet und es passt nie, weder mit einem G2 Bordun noch mit meinem Hümmelchen Bordun.

      Bei meinem G2 bordun kommen ca. 10 cm raus. Das klappt aber nicht. ABER ich habe einfach random ein loch (bei ca. 14.5cm) und ein Stimmzug drüber gesetzt und nach ein bisschen gefriemel passt es perfekt. Also Loch zu, G2 und loch auf A2.

      Bei meinem Hümmelchen (gekauft) bordun ist es noch faszinierender.
      Die Berechnung für das c Bordun stimmt mit den holzteilen überein. Die Berechnung für den d Bordun ist identisch mit der Länge (Aufschlagzungenspitze bis Umstimmlochmitte). Die errechnete Differenz findet sich jedoch nicht zwischen Lochmitte und Bordunende.

      Darüber hinaus habe ich Berechnung mit diversen Plänen abgeglichen und meine Ergebnisse waren immer unterschiedlich von den Plänen (und zwar richtig unterschiedlich. Nicht nur 2 oder 3mm).

      Jetzt stellt sich mir die Frage, Woran liegt es, was mache ich falsch und kann es wirklich sein das ich mich seit einem halben Jahr jedes mal verrechne?

      Ich bedanke mich bei euch und wünsche einen Guten Rutsch ins neue Jahr.


      G2 = 875,0mm
      A2 = 779,5mm

      875 - 779,5mm = 95,5mm x 1,125 (Ganzton höher, eine Oktave 8:100 = 12,5%) = 107,4mm

      Zusätzlich muss noch die Kamintiefe addiert werden z.B. 4-5mm. Effektiv wären es also mindestens 112-113mm.


      Was in dieser Berechnung nicht enthalten ist:


      1. Die genaue Abweichung in Hertz. Da das G2 bei einer in A gestimmten Spielpfeife - 4 Hertz tiefer ist kann das bereits ein paar Millimeter Unterschied bedeuten,
      je tiefer der Bordun desto gravierender mach sich diese Abweichung bemerkbar.

      2. Die Schallabsorbation des Holzes. Nach der verlinkten Berechnung würde das theoretisch weitere 10,9mm zusätzlich bedeuten.


      3. Die Rohrblattgeometrie. Diese taucht ebenfalls nicht in der Berechnung auf. Ist beispielsweise die Spitze mit Wachs beschwert, dann wirkt sich dass vermutlich auf das Schwingverhalten aus.

      4. Der Bohrungsverlauf und die Schlitzform. In der Regel sind z.B. Hümmelchen und Marktsackbordune stufig gebohrt, physikalisch auf die gesamte Länge betrachtet schwach konisch.
      Da die Schlitze im Normalfall als Langloch gefräst sind, ist das Volumen des Luftstromes gleich, aber eigentlich müsste der Schlitz enger werden. Da A2 als höherer Ton auch mehr Energie benötigt,
      kann eben diese Abweichung vom Ideal sich auch durchaus bemerkbar machen.

      5. Bordunende. Jenachdem wie das Ende geformt ist, verändert sich auch die Position des Druckknotens. Bei einem Trichter ist in etwa ab 3-fachem Bordunbohrungsdurchmesser (Angabe ohne Gewähr,
      ich habe nur so etwas SEHR vage in Erinngerung).

      6. Stimmzüge. Eventuell gibt es auch hier nochmals Interferenzen oder eine Veränderung die den Luftstrom beeinflusst, insbesondere wenn das Umstimmloch sich sehr nach an einer Stimmzugkammer befindet.


      Mit den von mir berechneten Werten kommt man auf ca. 124mm. Rechnet man noch +3-4mm für die Abweichung in Hertz hinzu und nimmt nochmals den Faktor 1,125 hinzu - da durch die lineare Form
      des Rohrblattschlitzes diese Korrektur nochmals angewandt werden muss - so kommt man bei 142,5mm - 143,5mm an.

      Aus meiner Sicht klingt es damit plausibel, dass du bei deinen 14,5cm angekommen bist.

      Grundsätzlich: Ich bin alles andere als ein Mathegenie oder Physikass - ich versuche es lediglich auf eine Weise zu erklären, die mir verständlich ist - und vielleicht auch gerade deshalb auch für andere zugänglich
      sein könnte.
    • laukhuff.de/wp-content/uploads/2018/05/12.pdf

      Auf Seite 7 sind verschiedene Schlitzformen zu sehen. Ich gehe davon aus, das der erste Träger von links in etwa dem pyhsilalischen Ideal entspricht, da sich
      bei dem Faktor von 1,125 die Schlitzbreite auf die gesamte Länge halbieren muss.

      Wenn man sich die Pläne von Pavel Cip ansieht, dann scheint die Trapezform identisch zu sein.
    • Die Trapezform bei Cip ergibt sich alleine durch die beiden Fräsungen bei der Herstellung. Zuerst eine gerade Bahn bis ca. 5mm vom Ende, danach eine schräge Bahn mit definierten Winkel und Abstandsmaßen von der Spitze des Trägers.

      Ist aber ein spannendes Thema mit den verschiedenen Formen und auch Innenausformungen der Träger. Wäre interessant zu Wissen, welche Faktoren was klanglich beeinflussen....

      Gutes Neues Jahr,
      Thomas
    • thomasrezanka schrieb:

      Die Trapezform bei Cip ergibt sich alleine durch die beiden Fräsungen bei der Herstellung. Zuerst eine gerade Bahn bis ca. 5mm vom Ende, danach eine schräge Bahn mit definierten Winkel und Abstandsmaßen von der Spitze des Trägers.

      Ist aber ein spannendes Thema mit den verschiedenen Formen und auch Innenausformungen der Träger. Wäre interessant zu Wissen, welche Faktoren was klanglich beeinflussen....

      Gutes Neues Jahr,
      Thomas

      Ich weiß, das es in erster Linie an den Fräsungen liegt - was ja aber nicht ausschließt, das die Form einen zusätzlichen physikalischen Nutzen hat. Klarinettenmundstücke haben ja auch einen ähnlichen Schlitz -
      allerdings ist die Bohrung in der zweiten Hälfte leicht konisch.



      Drieling schrieb:

      Gibt es zu der Thematil Berechnung denn irgendwelche Literatur? Imsbesondere in Bezug auf MusikInstrumenten und Holzblasinstrumenten? Meine Suche diesbezüglich war eher wenig erfolgreich.

      Frohes neues Jahr

      moeck.com/de/verlag/buecher/ho…strumentenbau/?no_cache=1

      Schema zur Bestimmung der Löcherstellung auf Blasinstrumenten

      Das Oboenrohr

      Kompendium zur Akustik der Blasinstrumente


      Falls man das Geld in die Hand nehmen möchte - Holzblasinstrumentenbau

      --------------------------------------------------------------------------------------------------------

      ccrma.stanford.edu/marl/Benade…ingerHoleSummary-1960.pdf

      pages.mtu.edu/~suits/fingers.html

      chrysalis-foundation.org/music…s-pages/flute-tone-holes/

      Meiner Erfahrung nach findet man hauptsächlich auf Englisch verschiedene wissenschaftliche Arbeiten dazu im Netz. Oboe und Klarinette sind in der Hinsicht gut erforscht.

      Was insbesondere Trichter und Klangbildung betrifft, sollte man sich mit Blechblasinstrumenten beschäftigen. "Acoustic dynamics" heißt hier das Zauberwort.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Schelmenkopf ()

    • @Schelmenkopf

      Ich versuche gerade die Bordun-Längen-Berechnung zu verstehen, scheitere aber schon ganz am Anfang.

      Wie kommst du auf A2=779mm?

      Ich habe versucht, dahinter zu kommen, wie du auf diese 779mm kommst.
      Hast du da eventuell ein formel? Wenn ja, kannst du bitte Formel sowie Werte schreiben?
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • subi schrieb:

      @Schelmenkopf

      Ich versuche gerade die Bordun-Längen-Berechnung zu verstehen, scheitere aber schon ganz am Anfang.

      Wie kommst du auf A2=779mm?

      Ich habe versucht, dahinter zu kommen, wie du auf diese 779mm kommst.
      Hast du da eventuell ein formel? Wenn ja, kannst du bitte Formel sowie Werte schreiben?




      sengpielaudio.com/Rechner-wellen.htm

      Eigentlich hat A2 eine Frequenz von 110Hz, um die Länge einer stehenden Welle mit zwei festen Enden zu berechnen dividiert man noch durch 4 - ich mach es so und nehme die
      Frequenz des gleichen Tones um zwei Oktaven höher. In der .pdf findest du die jeweiligen Frequenzen aller Töne (temperiert).

      dominik-braun.net/wp-content/u…09/Frequenztabelle-v3.pdf

      Hier noch die Formel (offen = konisch, gedeckt = zylindrisch):




      leifiphysik.de/akustik/akustis…en-der-luftsaeule-pfeifen


      --------------------------------------------------------------------

      Alternativ noch reintönige Stimmung in 432Hz:

      [Blockierte Grafik: https://i1.wp.com/www.healingfrequenciesmusic.com/wp-content/uploads/2018/03/A432-Concert-Pitch-with-Pythagorean-Ratios.png?resize=1024%2C652&ssl=1]

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    • Danke sehr. Zwar hatte ich diese Formeln auch alle gefunden, aber das mit dem 2 Oktaven höher hatte ich nicht verstanden. Daher kamen bei mir immer Bordunlängen von : "man kommt nicht mehr durch den Schlosstorbogendurch" länge heraus.

      Nun habe ich selbst in einer Tabelle alle Bordunlängen errechnet und die Ergebnisse kommen meinen existierenden Hümmelchen Bordunen gleich.

      Damit kann ich mir jetzt Parameterbasierende Bordune am Computer bauen.

      Das sollte ja um ein vielfaches einfacher sein, als eine Spielpfeife. (Die mittlerweile 1A und fast perfekt gestimmt aus dem Drucker gepupst wird :D)
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...