Selbstbau - Erstellen von Mensuren - Zylindrische Bohrungen mit Einfachrohrblatt

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    • 13.07.25:

      Ich habe mal die Schäferpfeife in die Hand genommen und das Mittelteil des Baritonborduns entfernt, da es wohl bei historischen Lowland Pipes so ist, dass die beiden Tenor Drones unterschiedliche Bohrungen aufweisen. Jedenfalls, mit dem Rohrblatt meines Tenorborduns lässt sich der so gekürzte Baritonbordun von F auf G bzw. auch von G als tiefsten Ton auf A umstimmen (beide ca. -15cent). Daher, auch wenn der Umstimmton noch nicht ganz passt (das Loch um 0,5mm aufbohren sollte theoretisch ausreichen) ist es so ein Ganzton, im Gegensatz zum Original-Rohrblatt welches nur einen Halbton Unterschied ausmachte.
      Das heißt also, die Position des Umstimmloches hängt nicht von der Bordunlänge oder dem Borhungsdurchmesser ab, sondern in erster Linie vom Bordunrohrblatt und seiner Zungenlänge.

      Folglich sind für Mensur Öffnungswinkel und schwingende Länge ausschlaggebend. Die schwingende Länge ist dabei von 15,5-16,0mm auf ca. 19,0mm verlängert worden und der Öffnungsabstand ist zwischen 1,5-2,0 so groß wie beim ursprünglich vorgesehen Rohrblatt, der Träger 1/4 kürzer.


      Mein Rat dazu wäre, Umstimmlöcher wie folgt zu berechnen und die Rohrblattträger dementsprechend anzupassen, da leichter reproduzierbar:

      Wellenlänge des Grundtones - Wellenlänge des Umstimmtones = Differenz der Wellenlänge x Faktor 1,25* x Faktor Bohrungsdifferenz* + Kaminhöhe = Position Umstimmloch

      * Dieser Wert kommt wohl durch die ∐²√2 zustande 1,06 = entspricht einem Halbtonschritt > folglich sind 1,12 ein Ganzton und der Endwert 1,25 kommt wohl durch die Physik der stehenden Welle

      ** Bohrungdifferenz zwischen Umstimmloch und Borduninnenbohrung, z.B. 7,0mm Umstimmloch und 10,0mm Innenborhuung => ca. 140%, ergibt also einen Faktor von 1,4.


      Wichtig: Die Länge Resonanzkammer muss hinzu addiert werden, da sich der Schwingungsknoten am Beginn der Resonanzkammer bildet und nicht an der Austrittsöffnung des Borduns.


      Wenn man das auf Spielpfeifen mit Einfachrohrblatt überträgt, sind die Tonlochpositionen ziemlich einfach zu kalkulieren und man sollte bei der Entwicklung einer entsprechenden Spielpfeife
      mehr den fokus auf die Anpassung des Rohrblattes, als auf die Veränderung der Mensur legen - es sei denn, es betrifft Feinabstimmung und Ergonomie.


      Was die Bordunlautstärke betrifft, sollte die Innenbohrung des Endstücks in folgendem Verhältnis zum größten Tonloch stehen, der Bordunton ist bei dieser Annahme 2 Oktaven tiefer und entpricht der regulären Wellenlänge (z.B. G2 = 875mm)*:

      Verhältnis Fingerloch : Bordunbohrung

      1 : 1,0 Schäferpfeife, Binou
      1 : 1,25 Northumbrian Smallpipes
      1 : 1,33 Grande Borbounnaisse
      1 : 1,4 Uilleann Pipes
      1 : 1,5 Gaita, Borderpipes
      1 : 1,55 Marktack, GHB
      1 : 1,66 Gaida, Torupill
      1 : 1,83 Musette de Cour
      1 : 2,0 Säckpipa
      1 : 2,5 Bock
      1 : 4,0 Hümmelchen

      * Dabei muss man beachten dass bei Torupill (G4), Gaida (D), Bock (F4) und Säckpipa (A4) vom Stimmton als Referenz ausgegangen wird. Doppellöcher sind nicht beachten worden,
      beim Hümmelchen gehe ich z.B. von einer Sopranspielpfeife aus, deren größtes Tonloch etwa 2,5mm beträgt - bei Bock (F) und Säckpipa (E/A) je 4,0mm.

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    • Letzte Woche habe ich einen ersten Versuch für eine Säckpipa-Spielpfeife in A/D gemacht.

      Die Töne A un A' stimmten trotz schlecht gearbeitetem Rohrblatt überein, jedoch war das Problem
      dass die vorderseitigen Grifflöcher jeweils einen Halbton weiter nach unten versetzt waren.
      Das G' war ein G# und das D war ein Eb, so dass die Skala einen Ton zu hoch war und der 6-Fingerton
      ein H anstatt A erklingen ließ. Für das tiefe G wäre die Spielpfeife wohl etwas zu kurz, weshalb ich die Spielpfeife
      auf 430-440mm verlängern würde - die Klappe für den kleinen Finger macht so nur für das tiefe G# Sinn oder
      man kürzt die Klappe um sie stattdessen für das Bb zu verwenden.

      Da die Zunge aus Kohlefaser gemacht war und damit in der Dicke linear, ist die Frage was physikalisch diesen
      maßlichen Sprung im Quartabstand verursacht.

      Außerdem ist mir aufgefallen, das sich die Spielpfeife (das hohe H' wurde ohne den Polstersitz als normale Bohrung ausgeführt und hatte einen dementsprechend hohen Kamin) bis zum E'' (E5) überblasen ließ und das Rohrblatt bei zuviel Druck zum "Roaring" neigte,
      was man eigentlich mit dem Saxophon in Verbindung bringt.

      Ob der etwas versetzt angebrachte Schlitz im Rohrblatt dafür verantwortlich war weiß ich nicht (durch ein seitliches Kippen der Rohrblattzunge?), aber es scheint das Einfachrohrblätter - auch im Hinblick auf meine ersten Versuche bei den Gaida Reeds - trotz Windkapsel und indirektem Anblasen ein dynamisches Spiel erlauben.


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      14.08.22:

      Mittlerweile sind die Mensuren in A/D, B/E und C/F für die Säckpipa entstanden - das Phänemon mit dem Sprung um einen Halbton in der Mensur war dabei konstant bzw. konnte durch Korrektur
      behoben werden.

      Die Rohrblattmaße aus dem Buch von Pavel Cip lassen sich für die CFK-Blätter einer Säckpipa direkt übernehmen, die Bahn und der Rohrblattschlitz sollten allerdings 2-3mm mehr Länge Richtung
      Aufbindung aufweisen. Allerdings muss beachtet werden dass diese Rohrblätter dann eine Quarte-Quint über einem vergleichbaren Bock-Rorhblatt liegen. So verwendet man die Maße eines F-Bass-Rohrblattes
      vom Bock für einen Säckpipa-bassbordun in Bb, während man für die C/F Spielpfeife das Rohrblatt der Eb-Spielpfeife (tiefster erzeugbarer Ton = Bb3) verwendet - welche den gleichen Tonumfang hat.

      Noch einige Feststellungen zu den Einfachrohrblätter:

      - Der Winkel der Bahn sollte bei 1° liegen (Optimum vermutlich 1,125°; wie an anderen Stellen zum Thema Mensurberechnung festgehalten), größere Abweichungen davon beeinträchtigen die
      Funktion stark. Insbesondere CFK-Zungen kriegen bei größeren Winkeln bei den unteren Tönen Probleme - aufgrund der höheren Steifigkeit des Materials.

      - Was die Dicke von CFK-Folien angeht, kann man sich an den dünnsten Stellen der Rohrblattzungen bei Pavel Cip orientieren (0,6-0,8mm für tiefe Spielpfeifen und tiefe Bordune - 0,5 mm Dicke für Spielpfeifen
      in D/G und E/A sowie hohe Bordune)

      - Die Zungenbreite hat keine Auswirkung auf die Tonhöhe (wird wohl in erster Linie durch den Elastizitätsmodul des Materials bestimmt), lediglich auf die Klangfarbe. Je breiter, desto dumpfer und
      obertonärmer.

      - Andere synthetische Materialien für die Zungen sind Acryl, PET oder Hart-PVC (Kreditkarten wie bei Cip). Diese erzeugen bei gleichen Rohrblattmaßen etwa etwa die Unterquart unterhalb der CFK-Rohrblätter,
      bei 1,0mm Dicke. Aufgrund der höheren Elastizität sind diese wohl besser für Bordune geeignet, da sie insbesondere in tieferen Lagen problemlos funktionieren und unempfindlicher auf Druck reagieren.
      Klanglich verfügen diese Materialien aber über ein geringeres Obertonspekrtum, so dass man sich bezüglich der Zungenbreite an der Spielpfeife orientieren sollte (4-6mm).

      - Der Rohrblattschlitz sollte eine Breite von 50% des Durchmessers der Innenbohrung aufweisen um zuverlässig zu funktionieren. Zumindest CFK reagiert bereits auf minimale Abweichungen
      (zu breit - Rattern bei tieferen Töne, zu schmal - Druckschwankungen und Verschließen des Rohrblattes), deshalb musste ich für die Säckpipa die Innenbohrung auf 5,5mm erweitern - da beim Fräsen der
      der Träger bisher mit 2,5mm-Fräser eine Ungenauigkeit von 0,1-0,2mm auftritt.




      Für das Schneiden der Zungen verwende ich die Proxxon KS230, Sägeblätter mit Diamantbeschichtung (CFK) und Hss mit 100Z (für Kunststoffe, verkehrt herum eingesetzt). Die Einstellung des Anschlages funktioniert nicht wirklich optimal, aber etwas Besseres auf dem Markt ist mir nicht bekannt, für den Preis und die Zeitersparnis ist meiner Meinung nach die Anschaffung sinnvoll.

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      16.08.22:

      Zum Thema Mensuren habe ich heute einige Probebohrungen für Umstimmlöcher an Bordunen gemacht - der Bassbordun der Säckpipa hatte mit dem im Plan vorhandenen Rohrblatt ein Umstimmloch bei 162mm,
      bei einem Durchmesser von 7,0mm. Damit waren beide Borduntöne A und B, in etwa gleich laut. Das verwendete Zungenmaterial ist 0,8mm CFK. Problematisch ist, dass das Umstimmloch damit ziemlich mittig
      am Oberteil sitzt und somit an der dicksten Stelle.

      Um den Bordun also umstimmbar machen zu können wäre sinnvoller, dass Rohrblatt des Tenorborduns mit einer Kunststoffzunge zu verwenden - für den Tenorbordun musste die Kunststoffzunge soweit abgebunden werden, dass die schwingende Länge der Zunge mit einem Standard D/E Bordun vergleichbar sein dürfte. Für den kleinen A/B Bordun saß als Ergebnis das Umstimmloch genau auf dem Mittelring.


      05.09.23:

      Im Gegensatz zu Spielpfeifen mit Doppelrohrblatt, spielt die Grifflochgröße bei zylindrischen Spielpfeifen mit Einfachrohrblatt kaum eine Rolle was sowohl Lautstärke als auch Crhomatik betrifft.
      Für die Lautstärke ist in erster Linie das Durchflussvolumen am Rohrblatt verantwortlich. Beispielsweise klingt eine C/F Säckpipa-Spielpfeife mit einem Ezee-Drone-Reed (Smallpipe Tenor) genauso laut wie
      eine F-Spielpfeife einer Northumbrian Smallpipes, ebenso wie eine Hümmelchen Spielpfeife in C - trotz halb so großer Grifflöcher und fast nur halb so großer Innenbohrung.
      Die Innenbohrung des Reeds liegt wohl bei 2,5-3,1mm und die erzeugte Lautstärke bei schätzungsweise 65 Dezibel. Die gleiche Säckpipa Spielpfeife kommt mit dem CFK-Reed im Plan, mit 5,5mm Innenbohrung
      auf geschätzte 85-90 Dezibel.

      Im Grunde kann eine Gaida oder ein Bock mit einer 6,0mm lauter sein, wie z.B. ein Torupill mit einer 8,0mm Spielpfeifenbohrung - da es in erster Linie vom Rohrblatt abhängt. Zwar ist ein gewisser Bohrungsdurchmesser für den Luftstrom notwendig, aber es lässt sich daraus schlussfolgern, dass bei Einfachrohrblättern mehr Spielraum bei der Wahl der Bohrungsdurchmesser herrscht.
      Bei der Musette de Cour verhalten sich die Bordune mit Doppelrohrblättern deutlich erkennbar größentechnisch proportional.


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      digibuo.uniovi.es/dspace/bitst…DnGarc%EDa.pdf?sequence=4


      Spanisch verfasste Dokumentation in Spanisch die sich wohl mit der Klangmodulation mithilfe von Resonanzkammern bei Bordunen beschäftigt inkl. Zeichnungen für Gaita-Bassbordun.

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