FAQ's für den Sackpfeifenbau

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    • FAQ's für den Sackpfeifenbau

      Mit der Abschaltung von Stephan's Sackpfeifenclub und dem Sackpfeifenbau-Forum sind die FAQ's mittlerweile verloren gegangen, so dass es Zeit für eine Neuauflage wird.
      Vorab noch einige Bezugsquellen für Werkzeuge:

      mima.de/
      holzundlicht.de/

      sherline.com/

      ballas-shop.de/online-shop/

      shop.hager-drechseln.de/

      killinger.de/

      drechslershop.de/

      drechselbedarf-schulte.de/

      dictum.com/de/

      wabeco-remscheid.de/

      paulimot.de/

      profishop.de/

      drechselshop-kramer.com/

      zuschnittholz24.de/

      contorion.de/




      FAQ's für den Sackpfeifenbau




      Vorwort

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      Wenn du überlegst ein eigenes Instrument bauen zu wollen, dann solltest du zuallererst in Betracht ziehen, ob ein Baukurs für dich infrage kommt. Baukurse haben den Vorteil, das du danach ein spielbares Instrument in den Händen hälst und zudem der Kosten- und Zeitfaktor über-und planbar bleibt. Außerdem besteht die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen, was durchaus eine wichtige Erfahrung ist, da die Szene doch recht überschaubar ist. Desweiteren bieten einige Hersteller z.B. Jürgen Ross oder Christian Dreier den Verkauf von Bausätzen und Halbzeugen an, was dir die Arbeit des Bohrens oder der Holzbehandlung erspart.



      Warum rate ich dir dazu?


      Für ein spielbares Instrument ist weit mehr vonnöten, als eine Drechselbank zu kaufen und Späne zu produzieren. Neben Zeit, Geld und einem geeigneten Arbeitsplatz sind neben den Drechselwerkzeugen an die man zuerst denkt,

      viele weitere Maschinen und Werkzeuge nötig - teilweise unverzichtbar - um entsprechende Werkzeuge und Vorrichtungen für das Instrument bauen zu können. Außerdem braucht man weiteres Vielfaches an Zeit um sich diese Fertigkeiten

      beizubringen und anzueignen, das Lehrgeld kommt noch obendrauf. Jemand ohne handwerkliche Ausbildung oder zumindest Veranlagung, muss sich im Klaren sein, das er quasi eine drei-/vierjährige Ausbildung in seiner Freizeit zu absolvieren

      hat um auf ein entsprechendes Qualitätsniveau zu kommen - der Zeitraum von drei-vier Jahren ist dabei durchaus als realistisch anzusehen.



      Instrumentenbau ist zuallererst etwas für Perfektionisten und Idealisten - wenn Zeit und Geld für dich eine größere Priorität haben als der Wunsch ein eigenes Instrument zu bauen, besteht die Möglichkeit eines Kursbesuches oder der Bestellung bei einem Hersteller. Falls du etwas Ausgefalleneres möchtest, wäre es immer noch sinnvoller sich von einem Fachmann kompetent beraten zu lassen und den Preisaufschlag inkauf zu nehmen - dabei gilt wieder, das es dich
      zeitlich und finanziell weniger belasten wird als der Bau eines eigenen Instrumentes.

      Falls dich das bis hierhin noch nicht abgeschreckt hat, wünsche ich dir viel Spaß beim Weiterlesen.


      1.0.0. Was brauche ich um ein eine Sackpfeife selbst zu bauen? - Grundvorrausetzungen



      1.0.1. Zeit und Geld

      Der Zeitfaktor hängt von deinen Fähigkeiten und maschinellen Möglichkeiten ab, aber zumindest einen Tag in der Woche (also 12-14 Stunden) solltest du zur Verfügung haben - auch damit Fortschritte für dich bemerkbar werden. Was das Geld betrifft, grundsätzlich kann man nie zuviel haben. Für eine Drechsel-Grundaustattung muss durchaus mit +2000€ gerechnet werden - Baumaterial und andere Werkzeuge sind darin aber noch nicht enthalten.

      1.0.2. Der richtige Arbeitsplatz

      Ein entsprechender Platz um zu arbeiten ist essenziell, nicht nur was den Hausfrieden und das Verhältnis zu den Nachbarn betrifft, sondern auch was deine Sicherheit und Gesundheit angeht. Eine Garage, Scheune, Gartenhaus, Keller
      oder Dachboden kommen hier infrage. Im Idealfall verfügt der Raum über ausreichend Tageslicht und eine gute Möglichkeit zur Durchlüftung, um Stäube von Holz und Metall sowie Dämpfe von Lösemitteln, Klebstoffen und anderen
      Chemikalien abzuführen. Je nach Maschinen und Werkzeugpark sind noch ausreichend Steckdosen (und Sicherungen, Mehrfachstecker sind nur für Kleingeräte geeignet!) ggf. noch 400V Drehstromanschlüsse notwendig. Eine solide
      Werkbank ist auf jeden Fall ein Muss, Regale, Schränke und Kisten helfen Struktur in das entstehende Chaos zu bringen.

      1.0.3. PSA - Persönliche Schutzausrüstung

      Dazu zählen Sicherheitsschuhe oder zumindest geschlossenes Schuhwerk, Mund-Nasenschutz, Schutzbrille sowie Gehörschutz. Beim Arbeiten mit Chemikalien kommen noch Gummihanschuhe dazu. An Maschinen mit rotierenden Teilen
      (Drechselbank, Bohrmaschine, etc.) dürfen keine Handschuhe wegen der Verletzungsgefah getragen werden!


      1.0.4. Ich habe nur eingeschränkt Platz oder kann nicht alle Arbeiten zuhause ausführen, welche Ausweichmöglichkeiten gibt es?

      Wie bei Allem, bietet es sich an im Bekannten-und Freundeskreis anzufragen ob jemand einem die Möglichkeit bietet einem den Platz zeitweise zur Verfügung zu stellen (auch Werkzeuge ausleihen wäre eine Option, das man diese pfleglich behandelt ist selbstverständlich), eine kleine Gefälligkeit im Gegenzug erleichtert die Entscheidung des Gegenübers und festigt die Freundschaft.

      Sollte es keine Möglichkeit geben, sind unter anderem öffentliche Werkstätten (meist von Vereinen in Städten betrieben), Bildunseinrichtungen (Schulen, Kindergärten, Behindertenwerkstätten, usw.),
      sowie Gemeindeeinrichtungen wie Bauhöfe oder Vereinesheime (z.B. Freiwillige Feuerwehren, Motorradclubs, etc.) noch in Erwägung zu ziehen. Vitamin-B ist wie bei allem sehr hilfreich, denn Viele
      scheuen sich vor der Versicherungsfrage im Schadensfall.

      1.0.5. Zielsetzung

      Ohne ein konkretes Ziel entwickelt sich das Ganze schnell zu einem Fass ohne Boden, deshalb ist vorab wichtig sich zu fragen, wie dein Vorhaben mit deiner Lebenssituation und deinen zuukünftigen Plänen
      vereinbar ist (da du vermutlich längerfristig deine Zeit damit verbringen wirst, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen), in welchem Rahmen und Umfang du Instrumente bauen willst, ob du vielleicht noch
      andere Instrumente bauen willst, welches Instrument und wieviele. Hinzu kommt noch, ob du die Maschinen und Werkzeuge noch für andere Arbeiten nutzen willst und wie sich der Kosten-/Nutzenfaktor verhält. Du musst keinen 500€ Akkuschrauber anschaffen, wenn du diesen lediglich zweimal im Jahr brauchst. Zudem musst du dir Gedanken machen, welche Werkzeuge und Vorrichtungen du selbst bauen musst um dein Instrument bauen zu können und entsprechende Vorbereitungen treffen, z.B. Halbzeuge zusammenstellen, Pläne zeichnen, etc..

      1.0.6. Der Bauplan

      Ohne einen Bauplan wirst du dir schwertun, ein komplett eigenes Instrument zu entwickeln vervielfacht den Zeit- und Kostenfaktor immens, da sich z.B. Werkzeuge als komplett untauglich herausstellen können. Außerdem müssen die verschiedenen Parameter wie Rohrblatt, Bohrung und Mensur in Einklang gebracht werden, was neben den zahlreichen weiteren Punkten die passen müssen, nicht ohne ein entsprechendes Maß an Erfahrung möglich ist. Selbst ein Bauplan eines funktionierenden Instrumentes gibt keine Garantie das ein spielbares Instrument zum Schluss herauskommt, da es auch noch richtig eingestellt werden muss - es reduziert aber die Fehlerquellen deutlich, so dass es z.B. mit dem Austausch des Rohrblattes funktionieren kann.

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    • 1.1.0 Was brauche ich um ein eine Sackpfeife selbst zu bauen? - Grundausstattung

      1.1.1 Drechselbank oder Metalldrehbank?

      Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten, weil zum Einen wichtig ist was man mit der Maschine alles anstellen will und welche Möglichkeiten man in Hinsicht auf Preis, Platz und Gewicht hat. Auch das Verwenden von Zusatzgeräten spielt eine Rolle.

      Eine Metalldrehbank hat neben einer Drechselbank die Vorteile, dass sie sich zum Herstellen von Werkzeugen und Instrumententeilen aus Metall eignet, allen voran die Räumer für die Innenbohrung. Auf der Drechselbank lassen sich zwar in gewissem Maße Metalle auch bearbeiten, jedoch ist der Zeitaufwand, das Verletzungsrisiko um Vielfaches höher - die erreichbare Maßhaltigkeit dabei deutlich geringer und auch schwieriger. Der Kreuzsupport bietet den Vorteil zum Herstellen von maßhaltigen Flächen, wie etwa für das anbringen von Stimmzügen oder Flächen zum Anbringen von Metallzwingen, einen optimalen Schneidwinkel durch Stahlhalter. Außerdem können mithilfe einer Eurohalsaufnahme Bohrmaschinen oder Fräsmotoren eingespannt werden, welche zusammen mit der Winkeleinstellung des Oberschlittens
      ein präzises Bohren der Tonlöcher oder das Anbringen von Fräsungen oder Klappensitzen ermöglichen. Durch den automatischen Vorschub lassen sich neben Gewinden auch Kannelierfräsungen einfach herstellen. Insbesondere für komplexe Instrumente wie Uilleann Pipes oder Northumbrian Smallpipes ist eine Metalldrehbank der Drechselbank vorzuziehen. Für die gestalterischen Drechselarbeiten kann
      nachträglich immer noch eine Handauflage gefertigt werden. Hinzukommt, das Vierbackenfutter bereits zur Grundausstattung gehören, dazu später mehr.

      Eine Drechselbank lässt im Gegensatz zur Metalldrehbank mehr Raum für freiere Gestaltung der Teile, im Vergleich zur Metalldrehbank ist sie oft günstiger, Arbeitsgenauigkeit und Funktionen sind hingegen
      stark verringert. Im Vergleich zur Metalldrehbank ist der individuelle Ausbau der Maschine möglich. Eine Verlängerung des Bankbettes, Vorrichtungen zum Außendrehen oder Tiefendrehen gehören unter Anderem dazu. Eine Drechselbank auf die Funktionalität der Metalldrehbank aufzurüsten, ist kostspieliger als umgekehrt. Auch ist die Instandhaltung einfacher und die Maschinen sind häufiger mit einem 230V-Stecker versehen. Durch das geringere Gewicht eignet sich die Drechselbank für verschiedene Standorte, während die Metalldrehbank aufgrund des hohen Gewichtes eigentlich nur ebenerdig aufgestellt werden kann.

      Was die Spitzenweite betrifft, so sollte man die Bank so auswählen, das man ca. 150mm Übermaß im Verhältnis zum längsten Instrumententeil (häufig die Spielpfeife) hat, damit man auf jeden Fall die Pilotbohrung für den Tieflochbohrer setzen kann. Was die Leistung betrifft kommt es auf das Instrument an, für eine konische Bohrung braucht die Maschine mehr Durchzug - ich halte 0,75 PS als Mindestanforderung für eine Drechselbank. Wer sich für eine Drechselbank entscheidet muss sich darüber im Klaren sein, das die Maschine selbst oft nur einen Teil der Ausgaben ausmacht und es deshalb sinnvoll ist etwas mehr auszugeben, da es die Material-und Verschleißkosten reduziert.
      Aus eigener Erfahrung würde ich die Modelle die unter anderem von Drechselbedarf-Schulte als Hausmarke oder unter der Marke Drechselmeister vertrieben werden, empfehlen. Das Preis-/Leistungsverhältnis
      dürfte eines der Besten im Einsteigerbereich sein. Das Modell MINITECH E-125, sowie die MIDI 2 bieten eine Vielzahl an Zubehör, sowie Grundfunktionen wie Links-/Rechtslauf (wichtig zum sauberen Schleifen der Oberfläche), Drehzahlregelung (spart Zeit und erleichtert das Arbeiten), Teileinrichtung (für das markieren und Bohren der Fingelöcher, etc.) und bemaßte Reitstockpinole (erleichtert das maßhaltige Bohren).

      1.1.2 Bohrmaschine

      Egal ob man jetzt auf der Bank eine Möglichkeit Tonlöcher zu bohren, etc. für viele Arbeiten ist eine Bohrmaschine unverzichtbar. Sei es zum Werkzeugbau, dem Bohren von Tonlöchern oder zum Bau von Blasebälgen. Leider sind gute Tisch-oder Standbohrmaschinen relativ teuer, so das es sinnvoller ist, sich einen Bohrständer von Wabeco anzuschaffen und diesen mit einer leistungsstarken Handbohrmaschine
      auszustatten. Zusätzlich besteht hier die Möglichkeit der Aufrüstung, so das sich in Verbindung mit einem Koordinatentisch das Ganze als Fräsmaschine verwenden lässt und somit sich zumindest Teile aus Aluminium herstellen lassen, was für den Werkzeugbau eine immense Zeitersparnis bei gleichzeitig erhöhter Präzision ermöglicht.
      Außerdem haben die Bohrständer von Wabeco den Vorteil, das durch die langen Standsäulen auch Teile wie Bordunstöcke, problemlos gebohrt werden können oder entsprechende Aufbauten wie Bohrlehren oder Winkelanschläge möglich sind.

      1.1.3 Sägen

      Bei Sägen kommt es nicht nur auf das Material, sondern auch auf den Arbeitsgang an. Stichsägen, Kreissägen, Bandsägen, Kappsägen, Motorsäge, etc.. Für das Ablängen der Kantel reicht bereits eine Kappsäge

      oder eine Handsäge, sobald ich aber häufiger Metall bearbeite ist es sinnvoll z.B. eine Metallbandsäge anzuschaffen. Schneidet man hingegen seine Kanteln aus Holzbohlen, so ist je nach Dicke eine

      Band-, Kreis- oder Kettensäge vonnöten (Letztere nur mit entsprechendem Schein und Schutzausrüstung). Dekupier-oder Stichsägen sind eher für den Bau von Blasebälgen notwendig.

      1.1.4. Die Werkbank

      Man sollte einen soliden Untergrund für seine Arbeiten haben, jenachdem dient die Werkbank auch als Untergestell für die Maschine. Ideal ist eine Hobelbank oder eine Werkbank mit dicker Massivholzarbeitsplatte ( in der Regel Buche) und stabilem Gestell aus Stahlrohrprofil. Die Werkbank muss einen stabilen Stand aufweisen und darf nicht wackeln!

      1.1.5. Der Schleifbock

      Drechseleisen müssen regelmäßig geschärft werden, deshalb ist ein entsprechendes Schärfgerät vonnöten. Billige Schleifgeräte sorgen für erhöhten Materialabtrag, erhitzen die Schneiden schnell zu stark (Verringerung der Härte) und die Drechseleisen werden aufgrund des größeren Materialabtrages auch nicht so scharf, wie es mit einem höherwertigen Gerät der Fall wäre. Außerdem können Kanonenbohrer
      durch die gröberen Schleifscheiben schneller verhaken und sich verbiegen und sind damit unbrauchbar. Geeignete Geräte beginnen ab ca. 300€.

      1.1.6. Das Ölgefäß

      Fast alle europäischen Hölzer sollten mit Holzschutzmitteln (z.B. Leinölfirnis) behandelt werden, dies erhöht zum einen die Lebensdauer und füllt die Holzporen, was z.B. bei Tropenhölzern wie Palisander durch den hohen Ölgehalt in den Poren nicht notwendig ist. Auch wenn Leinölfirnis nicht ganz billig ist, so ist in Verbindung mit Verdünnung durch Balsamterpentinöl die Ergiebigkeit groß genug, das einheimische Hölzer deutlich kostengünstiger bleiben. Was die Aushärtezeit betrifft, ist man behandelten Hölzern ebenfalls schneller, da diese in der Regel 2-3 Monate dauert, während Tropenhölzer nach dem Bohren
      eher bis zu 6 Monaten ruhen sollten, bevor man diese weiterverarbeitet. Für ein entsprechendes Gefäß bieten sich KG-Rohre an auch Stahlrohre oder entsprechend große Eimer oder Kochtöpfe bieten sich an.

      Will man einen Schritt weitergehen und eine Vakuumimprägnierung vornehmen, braucht man eine Vakuumpumpe und einen entsprechenden Deckel um das Rohr zu verschließen. Dabei sollte man 25%-30% zusätzliches Volumen einplanen, da das Öl zu schäumen beginnt. Auch muss die Leistung der Pumpe nicht hoch ausfallen da sonst ein Gefäß aus Stahl nötig ist, der Schlauch darf sich auf jeden Fall nicht bei Unterdruck zusammenziehen - Gewebeschläuche für den Garten aus dem Baumarkt sind hier empfehlenswert.

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    • 1.1.7. Bohrer, Fräser, Reibahlen

      Das Sortiment an Bohrern, Fräsern, Reibahlen, etc. hängt in erster Linie vom geplanten Instrument ab. Grundsätzlich sollte man eine Bohrerkasette von 1,0-6,0mm in der Abstufung 0,1mm haben, sowie eine
      Kasette mit Bohrern von 6,0-13,0mm in 0,5mm Abstufung und möglichst noch einen Satz Bohrer von 16,0/18,0/20,0/25,0mm - damit lässt sich bereits das Meiste realisieren. Ein Gewindeschneidersatz von
      M3-M12 ist ist sowohl für der Werkzeug- als auch für den Instrumentenbau sinnvoll. Hinzu kommen noch Zentrierbohrer und Kanonenbohrer sowie je nach Instrument, Reibahlen verschiedener Form.

      Kanonenbohrer werden in der Regel aus Silberstahl hergestellt, da diese geschliffen und in präzisen Maßen erhältlich sind. Für den Anfang sollte man jeweils einen Kanonenbohrer für die Pilotbohrung
      und eine für das Endmaß einplanen, wobei ich eine Länge von 50cm für die meisten Teile für sinnvoll erachte - für Stimmzüge machen kürzere Bohrer Sinn, da diese aufgrund des höheren Drehmoments
      nicht immer von Hand geführt werden können. Da Silberstahlstangen aufgrund der Toleranzklasse in der Regel 0,05-0,1mm unterhalb des Nennmaßes liegen, können zylindrische Bohrungen mit verlängerten Hand-oder Maschinenreibahlen auf Endmaß gebracht werden, bei gleichzeitig höherer Oberflächengüte.

      Bei konischen Bohrungen werden normalerweise Räumahlen verwendet, man unterscheidet zwischen Rund-und Flachräumern. Rundräumer sind sehr aufwändig in der Herstellung und dementsprechend teuer, bieten jedoch ein hohes Maß an Maßhaltigkeit und Schnittqualität. Flachräumer sind in der Herstellung deutlich preisgünstiger und einfacher, können aber falscher Anwendung Rattermarken verursachen oder
      den Rohling spalten. Das geeignetste Material für Flachräumer sind Sägeblätter von Maschinenbügelsägen, da diese bei entsprechender Elastizität über eine ausreichende Härte verfügen.

      Bei Flachräumern ist wichtig zu beachten, das der Enddurchmesser der Innenbohrung der Diagonale zwischen den Schneiden entspricht und nicht der Kantenlänge bei Draufsicht!


      Herausgetrennt werden die Rohling mit dem Winkelschleifer, falls die Möglichkeit besteht auch mit Wasserstrahlschneider, geschärft werden sie anschließend Diamantfeilen oder Schleifsteinen.

      Forstnerbohrer sind eher bei größeren Bohrungen wie bei Bordunstöcken (+3 Bordune) nötig, bei z.B. Spielpfeifenstöcke, etc. sind sie bei kleinem Durchmesser, Spiralbohrern (z.B: 25mm) vorzuziehen,
      da sie eine bessere Laufruhe besitzen.

      1.1.8. Nähwerkzeug

      Für den Bau einer Sackpfeife muss normalerweise ein Lederbalg genäht werden, zwar gibt es für Gaita, Great Highland Bagpipes und einige andere, Bälge aus syntethischem Material - aber diese machen
      in der Regel die Verwendung eines Trocknungsystems notwendig, zum Anderen ist die Haptik von echtem Leder -zumindest aus meiner Sicht - deutlich angenehmer.

      Man verwendet Sattlernadeln, ohne verbreitete Spitze, damit der Balg möglichst dicht wird, außerdem gewachstes Leinengarn und Lederkleber. Es ist sinnvoll Blagschablonen herzustellen, HDF-Platten bieten sich dafür an. Daneben sind Vorstechahle, Markierrädchen und eine Lederschere sinnvoll.

      1.1.9 Drechseleisen

      Es gibt eine Vielzahl an Drechseleisen, die Wesentlichen sind jedoch in unserem Fall Schruppröhre, ein Schaber mit gerader Schneide, ein Drehmeißel sowie ein Abstechstahl. Mit diesen lassen sich
      etwa 80% der Arbeiten ausführen, für filigranere Formen kommen noch schmale Formröhren oder Miniaturdrechseleisen, wie etwa zum Stifte drechseln zum Einsatz. Ein gutes Starter-Set ist also in der Regel bereits ausreichend und nötigenfalls, kann man aus Silberstahl Stichel für die Formgebung selbst herstellen.

      1.1.10 Schraubstock

      Beim Schraubstock sollte man über einen stationären, sowie einen tragbaren verfügen, ggf. noch einen Feinmechaniker-Schraubstock zum Bau Rohrblättern. Ein tragbarer Schraubstock mit Winkeleinstellung ist sehr hilfreich, da so auch präzise schräg gebohrt werden kann. Der stationäre Schraubstock sollte einen robusten Aufbau haben um nötigenfalls als Amboss/Schlagfläche dienen zu können.
      Schonbacken sind insbesondere zum bearbeiten von Instrumententeilen wichtig, da ansonsten Kratzer oder Druckstellen entstehen.

      1.1.11. Zangen, Messer, Gabelschlüssel, Schraubenzieher, Hämmer

      Es ist schwer zu sagen, was individuell notwendig ist, aber diese Kleinwerkzeuge gehören zur Grundaustattung jeder Werkstatt und sind vielseitig einsetzbar.

      1.1.12 Feilen, Raspeln

      Insbesondere Metallfeilen sind von hohem Wert, da sich mit ihnen durch die feinere Zahnung Flächen an der Drechselbank begradigen lassen (insbesondere wenn man noch am Anfang steht und es an Übung mangelt), sich damit diverse Kleinwerkzeuge und Rohrblätter herstellen lassen und Griffmulden, etc. herstellen lassen. Ein Satz Nadelfeilen ist zudem sinnvoll, um Drechselformen zu verbessern, wo man mit seinen Drechseleisen nicht weiterkommt oder um Spielpfeifen zu stimmen, usw..

      1.1.13 Verbrauchsmaterialien

      Dazu zählen Klebstoffe, Kreppband, Teflonband, Kabelbinder, Schleifpapier, Rohrblattgarn, Zahnarztgummis, Schrumpfschläuche, Messingrohre, Joghurtbecher, Schrauben, Poliermittel

      1.1.14 Multifunktionswerkzeug Dremel/Proxxon

      Halte ich für die Grundaustattung wichtig, da sich damit Rohrblatthülsen herstellen lassen, Kanonenbohrer schleifen und viele andere kleinere Arbeitsgänge durchführen lassen, die ansonsten
      zusätzliches Werkzeug nötig machen würden.

      1.1.15 Gasbrenner

      Ist unter anderem für das Härten der Kanonenbohrer notwendig oder das Ausglühen von Rohrblatthülsen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Schelmenkopf ()

    • 1.2.0. Werkzeuge für den Musikinstrumentenbau - Grundausstattung


      Jedes Instrument hat seine eigenen Anforderungen, der Aufwand zum Bau von Werkzeugen und Vorrichtungen ist für einen Bock oder eine Uilleann Pipes deutlich höher wie für ein Hümmelchen oder
      eine Gaida. Es gibt aber ein paar Werkzeuge, die man grundsätzlich immer benötigt auf die nun eingegangen werden soll.

      1.2.1 Hülsendorne

      Hülsendorne sind notwendig, weil die Form der Hülse starken Einfluss auf den Klang hat und bereits kleine Abweichung Auswirkungen auf Klangqualität und Intonation haben - in der Regel baut man sowieso mehrere Rohrblätter, das es aufgrund der Wiederholgenauigkeit ohnehin unverzichtbar ist einen entsprechenden Hülsendorn herzustellen. Der Dorn kann dabei aus einem flachgefeilten Nagel für zylindrische Hülsen
      gemacht werden, oder auf der Drechselbank mit HM-Drehstählen aus einer Stange Silberstahl. Außerdem kannman diesen als Aufbindedorn verwenden was diese Arbeit erleichtert.

      1.2.2. Reibahle für den Rohrblattsitz

      Muss ähnlich wie ein Flachräumer hergestellt werden, es kann z.B. für Schäferpfeifen der Ausreiber eines Fagottrohres verwendet werden.

      1.2.3. Fassonschneider

      Ist notwendig um die Rohrblattzungen sauber in Form zu schneiden, eine zurechtgeschliffene Zange eignet sich gut dafür, wie unter anderem in Jürgen Ross's Buch zum Rohrblattbau für Schäferpfeifen zu lesen ist.

      1.2.4. Schleifrollen

      Der Innenradius der Rohrblatthülsen hat ebenfalls Auswirkungen auf die Ansprache und den Klang, deshalb verwendet man Kunststoffrohre, auf die mithilfe von doppelseitigem Klebeband Schleifpapier angebracht wird, um den gewünschten/erforderlichen Radius zu erzielen.

      1.2.5. Hobelblock

      Wird in Verbindung mit einem geeigneten Stechbeitel dazu benutzt um das Rohrholz in die richtige Dicke zur Weiterverarbeitung zu bringen.

      1.2.6. Bohrprisma

      Hierzu dient entweder eine im 90° Winkel gefräste Holzleiste oder ein entsprechender Winkel aus Aluminium oder Metall der mit Leder ausgelegt wird um ein Verrutschen und Verdrehen zu verhindern.
      Zumindest an einem Ende sollte ein Anschlag vorhanden sein, um ein Verrutschen beim Schrägbohren zu verhindern. Außerdem kann die Spielpfeife noch mit Spannschrauben oder Kabelbindern fixiert werden.
      Wichtig ist dabei, das beide Enden des zu bohrenden Teiles - egal ob Spielpfeife, Bordunteil oder Regulator - Auf gleicher Höhe liegen, was je nach Bauart Ausgleichsringe erforderlich macht, so das die Achse
      der Spielpfeife im 90° Winkel zum Bohrer steht. Die Spielpfeife wird sich beim Bohren verbiegen, wenn nicht mit entsprechender Vorsicht vorgegangen wird - mit Modellier-/Abformmasse, Knetdichtungen oder
      anderen Füllstoffen mit geringem Schwundmaß kann man das zu bearbeitende Teil weiter stabiliseren.

      1.2.7. Mittelachsenmarkierung

      Für die Spielpfeife ist es wichtig, das die Tonlöcher in gerader Achse sitzen. Deshalb fertigt man für die Handauflage einen Halter für einen Stift (im Idealfall Druckbleistift 0,5mm) dernach der Reitstockspitze ausgerichtet wird und in Verbindung mit der Teileinrichtung eine Markierung an der Mittelachse ermöglicht. Markierungen werden auf Kreppband angebracht um die Spielpfeife nicht zu beschädigen.

      1.2.8. Zwingendorn

      Dient zum Flechten der Drahtzwinge für Doppelrohrblätter, welche zum Einstellen des Rohrblattes benötigt wird.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Schelmenkopf ()

    • 1.3.0. Werkzeuge für den Musikinstrumentebau - Sonderaustattung


      Es gibt Werkzeuge, die für komplexere Instrumente notwendig, ich werde sicher nicht alles abbilden können, aber zumindest einen Teil damit du einen Überblick bekommst.

      1.3.1. Räumer für Trichter

      Sind in der Herstellung oft aufwändig, da sie groß und massiv sind - auch braucht die verwendete Bank einiges an Leistung um nicht zum Stehen zu kommen - und werden typischerweise
      für Trichter an Zampognas oder Marktsäcken verwendet. Die Form orientiert sich am Expotentialtrichter, wobei die Länge des Trichters an die physikalischen Wellenlänge des zu erzeugenden Tones
      gekoppelt ist, während der Öffnungswinkel den Klang beeinflusst. Anstatt des Herstellung aus einem ganzen Stahlstück bietet es sich aufgrund der Größe an einen Körper aus Hartholz zu drehen
      und eine entsprechende Klinge aus einem Sägeblatt anzubringen.

      1.3.2. Rohrbiegegeräte

      In der Regel werden Messingrohre für den Bau von Sakpfeifen verwendet, dafür kommen der Bock, Pastoral oder die Uilleann Pipes infrage. Es gibt einiges an käuflich erwerbaren Biegevorrichtung,
      jedoch sind die Biegeradien der jeweiligen Rohrdurchmesser oft zu groß, so das es teilweise nötig ist, sich entsprechende Biegerollen, teilweise ganze Vorrichtungen selber zu bauen.

      1.3.3 Bohrschablonen

      Sind Leisten, die an die Spielpfeife bündig angelegt werden können und eine Markierung der Tonlöcher ermöglichen, ohne das jedes extra markiert werden muss, was einiges an Zeitersparnis mit sich bringt.

      1.3.4. Schleifhilfen, Anschläge, Bohrschablonen

      Grundsätzlich dort, wo ein bestimmtes Maß erreicht werden soll und der Vorgang öfters wiederholt werden soll, macht es Sinn sich entsprechende Hilfen zu bauen. Das können Schablonen für den Bordunstock,
      Schleifhilfen für Rohrblattträger oder -zungen oder Anschläge zum präzisen Ablängen der Rohrblatthülsen sein.

      1.3.5. Klappenführungen, Biegeblöcke

      Blocklager werden bei Sackpfeifen bis heute verwednet, was teilweise an den filigranen Spielpfeifen liegt. um das umgebende Holz zusätzlich zu stabilisieren werden Messingbleche in Form gebogen und um ein Klemmen durch Aufquellen des Holzes zu verhindern. Für Klappen oder andere Blechteile macht es ebenfalls Sinn entsprechende Biegeblöcke herzustellen.

      1.3.6. Werkzeuge für Säulchenlager

      Der Bau von säulchengelagerten Klappen ist anspruchsvoll und macht eine Vielzahl von Werkzeugen notwendig, weshalb ich vorerst nicht ausführlicher darauf eingehen werde.

      1.3.7. Klappenbau

      Für den Bau von Klappen sind öfters Halterungen notwendig, um die gewünschte Form herausarbeiten zu können, auch müssen die Klappendeckel noch separat hergestellt und anschließend mit dem Schenkel verbunden werden, das kann durch Hart-oder Weichlöten geschehen. Zudem muss man die Federung anbringen, wozu entweder selbst gehämmerte Federn, oder vorgefertigte aus dem Instrumentenhandel verwendet werden können.

      1.3.8. Bohr-und Fräsvorrichtungen

      Wer nicht die Möglichkeit hat alle Arbeitsgänge auf der Dreh- oder Drechselbank durchzuführen, braucht in dieser Hinsicht weitere Vorrichtungen. Insbesondere für den Bordunstock der Uilleann Pipes oder
      der Musette de Cour macht ein Bohrprisma Sinn, welcher die seitlichen Bohrungen und Fräsungen ermöglicht.

      1.3.9. Blasebalgbau

      ...setzt neben zahlreichen Schnittmusterschablonen auch Schablonen für die Balgplatten voraus, je nach Aufbau sind auch Schablonen für die Oberfräse notwendig. Um Schnallen für die Gürtel herzustellen
      - falls sich nichts geiignetes findet - ist ebenfalls eine Möglichkeit zum Hart-oder Weichlöten notwendig.

      1.3.10. Metalldrücken

      Diese Technik kann verwendet werden um Trichterschürzen, Beschläge oder Rohlinge für Rohrblatthülsen herzustellen. Dazu wird Messingblech über eine Matrize gedrückt mithilfe von Stahlstäben oder Werkzeugen aus Hartholz, als Gleitmittel kann man dazu Ziehwachs nehmen, welches Goldschmiede zur Herstellung von Drähten verwenden.

      1.3.11. Zinnverzierungen, Metallguss

      Wer Klappen reproduzieren möchte, oder Zinnverzierungen an seinem Instrument anbringen, der sollte eine Anschaffung eines elektrischen Schmelztiegels in Erwägung ziehen. Neben dem Sicherheitsaspekt können auch deutlich höhere Temparaturen erreicht werden, um z.B. Silber oder Kupfer einzuschmelzen, was für die Herstellung von Hartzinn notwendig ist - welches im Verhältnis zu Reinzinn eine
      größere Härte und Korrosionsbeständigkeit aufweist. Dabei werden die Metall eingeschmolzen und danach das Zinn hinzugegeben um die Verbindung zur Legierung zu ermöglichen, anschließend lässt man
      das Zinn abkühlen und erhitzt es wieder auf den üblichen Schmelzpunkt.

      1.3.12. Brandmalereien

      Hierzu ist ein Brandmalgerät notwendig, ein normaler Lötkolben ist nicht filigran und heiß genug und verkohlt das Holz anstatt feine Linien zu zeichnen. Für diese Technik ist in jedem Fall eine gute Belüftung
      oder eine entsprechende Absaugung notwendig, auch sollte man dafür keine Verbundplatten verwednen, da sich mit dem Verdampfen der Klebststoffe giftige Dämpfe frei setzen.

      1.3.13. Gravuren, Schnitzereien

      Dazu sind je nach Art der Bearbeitung Gravierstichel, -fräser oder Schnitzeisen vonnöten. Neben geeigneten Werkstückhaltern wie Drehtellern, Bildhauergalgen, etc. muss man sich hier insbesondere mit dem Schärfen von Messern auseinandersetzen und ggf. zusätzliche Investitionen einplanen.

      1.3.14. Kunstharz gießen

      Hier gilt ebenfalls eine gute Belüftung, da die Dämpfe oft krebserregend sind. Kunstharz bietet ähnlich wie Metallguss die Reproduktion verschiedener Teile und die Herstellung von Halbzeugen,
      setzt aber wie der Metallguss den Bau einer Form voraus. Außerdem kann es für optische Zwecke eingesetzt werden oder für die Reparatu von Rissen, etc..

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    • 1.4.0 Welches Zubehör brauche ich für die Drechsel-/Drehbank?


      Ein Großteil der Arbeiten findet an dieser Maschine statt, jedoch ist einiges an Zubehör notwendig. Bohrer und Drechseleisen wurden bereits erwähnt, es ist jedoch noch Einiges mehr notwendig.

      1.4.1 Teileinrichtung

      Die empfohlenen Maschinen verfügen bereits über eine 24-Schritt-Teileinrichtung, die für unsere Zwecke ausreichend ist - es gibt aber auch Maschinen bei denen das nicht der Fall ist,
      diese muss ergänzt werden und auch recht einfach selbst herzustellen.

      1.4.2. Lünette

      Für die Arbeit mit langen Werkstücken ist sie unerlässlich, da sie das Werkstück stabilisiert und so überhaupt erst Techniken wie Tiefbohren ermöglicht. Eine Lünette lässt sich auch selbst herstellen ist vom
      Schwierigkeitsgrad aber deutlich oberhalb der Teileinrichtung einzuordnen.

      1.4.3. Bohrlünette

      Diese kann über eine Werkstückführung verfügen, muss sie aber nicht unbedingt. Die Bohrlünette wird vor dem Werkstück platziert um den Bohrer zu führen und ein Verbiegen gerade auf den ersten, wichtigen Zentimetern zu verhindern. Alternativ kann man auch den Reitstock in Verbindung mit Spannzangen für diesen Zweck entfremden, vorausgesetzt, man hat eine ausreichend große Durchgangsbohrung.

      1.4.4. Handauflagen

      Hier sollte man zumindest eine kurze und eine lange zur Verfügung haben um Werkstücke verschiedener Länge bearbeiten zu können.

      1.4.5. Vierbackenfutter

      Das Vierbackenfutter bietet den Vorteil, das Kanteln direkt eingespannt werden können und nur ein kleiner Teil des Werkstückes rund gedreht werden muss, um anschließend bohren zu können.
      Neben der Zeitersparnis sind diese Futter was die Rundlaufgenauigkeit betrifft, den üblichen Drechselfuttern mit austauschbaren Backen, deutlich überlegen. Durch die Abstufung der Backen sind auch
      alle Kanteln in den gängigen Größen spannbar, bei den Backen von Drechselfuttern ist insbesondere der Spannbereich 30-35mm schwierig.

      1.4.6. Mitlaufende Körnerspitze

      Es kommt sowohl auf den Winkel, als auch auf den Durchmesser an. Ist der Winkel zu spitz, können insbesondere dünne Teile wie Stimmzüge bei zuviel Druck gespalten werden. Für Bordunstöcke bietet sich
      ein Rollkörner mit großem Durchmesser an, da eine Aufspannung mit einem Zwischenstück aus Holz oder das Spannen mit einer kleinen Spitze mithilfe einer Durchgangsbohrung unvermeidbar zur Unwucht führt.

      1.4.7. Bohrfutter

      Bohrfutter gibt es meist mit 13 oder 16mm Spannweite, falls man größere Silberstahlbohrer verwednet, muss deren Schaft an die Bohrfutter angepasst werden.
      Ein Bohrfutter hat in der Regel eine Länge von 80-90mm Länge, deshalb kommen auch die angeratenen 150mm zusätzliche Bankbettlänge zustande.

      1.5.7. Messwerkzeuge

      Vernünftige Messwerkzeuge sind notwendig, da sie insbesondere bei Rohrblättern notwendig sind um diese a) spielbar und b) reproduzierbar zu machen. So ist Dickenmessgerät notwendig um die Zungenstärke zuverlässig zu ermitteln, sobald eine Bearbeitung notwendig ist (dazu zähle ich nicht das anschleifen von Rohrblattzungen aus Joghurtbechern) oder ein Haarlineal um die Ebenheit der
      Bahn eines Rohrblattträger zu ermitteln. Desweiteren ist ein 90°-Anschlagwinkel, ein Stahllineal mit 500mm Länge ( ein weiteres mit 1000mm Länge ist manchmal hilfreich aber verzichtbar), ein digitaler Messschieber, sowie eine Winkellehre. Zusätzlich sind noch Schneidlineal, Meterstab und Geodreieck, sowie Zirkel und Anreißnadel nützliche Helfer. Hin und wieder ist auch ein Tiefenmessschieber
      nicht verkehrt.

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    • 1.5.0. Vebrauchsmaterialen und Werkstoffe


      1.5.1. Das Holz und seine Qualität

      Wer vor hat Holz in Form von Bohlen zu kaufen, über Kleinanzeigen oder ggf. selbst zu schlagen sollte auf einige Dinge achten. Das Holz sollte möglichst gerade gewachsen sein,
      das bedeutet nicht nur das der Ast oder Stamm keine zu großen Biegungen aufweisen sollte (Biegungen/Krümmungen erhöhen oft den Verschnitt), sondern auch das der Drehwuchs sich in Grenzen hält.
      Bei Obsthölzern oder Sträuchern bzw. Gehölze, wie Weissdorn und Flieder kommt dies häufig vor und ist am Verlauf der Rinde erkennbar. Hölzer mit Drehwuchs haben eine stärkere Neigung zu reißen und sich zu verziehen. Asteinwüchse sind ein weiterer Qualitätsmangel (Maserholz und Eibe ausgenommen), weil sich die Faserrichtung damit ändert und diese oft auch härter sind als das umgebende Holz.
      Faulstellen und Käferbefall sind recht offensichtlich. Die Jahhresringe sollten dem Wachstum der Pflanze entsprechend, möglichst eng stehen.

      Es gibt verschiedene Arten von Klanghölzern, so sind Buche und Birke Materialien die für Trommelkorpi verwendet werden, Erle und Linde sind beliebete Holz für E-Bässe, Esche kommt für E-Bässe/-Gitarren infrage, Mahagoni eher für Letztere, etc.

      Für Blasinstrumente werden meist Hölzer mit feiner, homogener Struktur verwendet.

      Bei den einheimischen Hölzern unterscheide ich zwischen im Handel "leicht" erhältlichen und den Raritäten.

      Einheimische Handelshölzer:

      - Apfel
      - Birne
      - Zwetschge
      - Kirsche
      - Ahorn (bevorzugt Feld- und Bergahorn)
      - Nussbaum (der amerikanische Nussbaum wird oft auch nur als "Nussbaum" angeboten, es muss sich bei dieser Bezeichnung nicht zwingend um das Holz der Walnuss handeln)
      - Elsbeere
      - Eberesche
      - Maulbeere
      - Hainbuche/Weibuche
      - Robinie

      Einheimische Raritäten:

      - Schwarzer Holunder
      - Pfaffenhütchen/Spindelstrauch
      - Roter/Gelber Hartriegel
      - Schlehe
      - Mooreiche (nur verwendbar wenn in Paraffin gekocht)
      - Mehlbeere
      - Gleditschie
      - Goldregen
      - Flieder
      - Perückenstrauch
      - Buchsbaum
      - Eibe

      Bei den Exoten gilt neben den teuereren Preisen, das die Bearbeitkeit teilweise problematisch ist. Amaranth/Purple Heart lässt sich nur schlecht bohren, Mopane oder Pockholz sind so hart, dass
      die Bearbeitung mit HM (Hartmetall) bestückten Bohrern fast schon unumgänglich ist. Für Pink Ivory und Schlangenholz dürfte ähnliches gelten. Zebrano ist recht faserig. Abgesehen von Olive (die kammergetrocknet recht teuer ist, da Olivenholz sehr viel Feuchtigkeit speichert. Auch über Jahre abgelagertes Holz kann im Innern noch saftnass sein). Neben den Preisen kommt auch noch die längere Ruhezeit hinzu, da aufgrund der hohen Dichte viele der importierten Hölzer zum Reißen neigen. Solange man nicht schon mehrere funktionierende Instrumente gebaut, sollte man die Verwendung auf Zierringe
      beschränken.

      Exotische Handelshölzer:

      - Ebenholz (afrikanisch, Makassar)
      - Palisander (Cocobolo, Grenadill, Königsholz, Bahia)
      - Olive
      - Bocote, Zirikote
      - Padouk
      - Red heart
      - Bloodwood
      - Pao Rosa
      - Pao Ferro
      - Bubinga
      - Katalox
      - Buchsbaum (Amarillo, Baitoa, Castello)
      - Zebrano
      - Bubinga

      1.5.2. Holzschutzmittel - Öle

      Leinölfirnis wurde bereits angesprochen. Viele Holzschutzmittel können mit Terpentinersatz bzw. Balsamterpentinöl verdünnt werden, was neben der Ergiebigkeit auch die Eindringeigenschaften verbessert.
      Neben Leinölfirnis gibt es noch andere Ölgemische von diversen Herstellern, etwa Danish Oil oder das im Verhältnis zu Leinöl, teurere Tungöl. Desweiteren gibt es noch Arbeitsplattenöle, Öle zur Versiegelung von Bootsrümpfen, etc.. Ziel ist es durch das Ölen die Poren zu füllen, was das Eindringen von Feuchtigkeit erschwert und die Lebensdauer des Holzes erhöht, die Dichte nimmt zu und die Oberfläche wird härter - was der Klangqualität zugute kommt, das Materialgefüge wird dadruch gestärkt und es sind oft filigranere Formen möglich. Für Maserhölzer gibt sogenannte Stablisatoren - häufig auf Kunstharzbasis,
      die möglicherweise in Betracht kämen - im Gegensatz zu Leinölfirnis können die Poren dann aber keinerlei Flüssigkeit mehr speichern, was ein schnelleres "Verstopfen" durch Kondenswasser zufolge hat.

      1.5.3. Holzschutzmittel - Oberflächenbehandlung

      Das Holz ist durch die Behandlung mit Öl vor Feuchtigkeit geschützt, aber gegen Schmutz und physische Beanscpruchung muss eine andere Behandlung erfolgen. Das kann das Aufbringen von Lack oder
      (Hart-)Wachs sein. Carnbauwachs ergibt eine gute Oberfläche. Für grobporige Hölzer stellt Schnellschliffgrund eine geeignete Versiegelung dar, denn er füllt die Poren auf und sorgt für eine glatte Fläche.
      Außerdem kann so die Innenbohrung des Sackpfeifenteils geglättet und versiegelt werden. Schelllack ist entgegen des Namens eine Politur, kein Lack. Es ergibt bei richtiger Anwendung Oberflächen mit
      Hochglanz. Wichtig ist für alle Holzschutzmitte, für eine ordentliche Belüftung zu sorgen und Papier-und Stofftücher in einem Blecheimer austrocknen zu lassen, da die Gefahr der Selbstentzündung besteht
      (insbesondere bei Leinölfirnis).

      1.5.4. Schleifpapier und Stahlwolle

      Schleifpapier benötigt man in den Körnungen 240, 400, 800, 1500 - für alles feinere verwendet man Polierpasten mit Schwabbelscheiben. Stahlwolle verwendet mit Feinheit 000, erhältlich im Ballistol Onlineshop.
      Für die Politur von Hand verwendet man Stoffe aus Baumwolle (alte T-Shirt, Schlafanzüge, Socken, etc.).

      1.5.5. Klebstoffe

      Es kommt auf den Anwendungszeck an - Sekundenkleber ist immer nützlich, ansonsten sind Kraftkleber, Holzleim und Lederkleber gefragt. Teilweise ist auch Expoxidharz oder 2-Komponentenkleber notwendig.
      Auch wenn die Rubrik nicht ganz passt, so ist für Metallarbeiten kein gewöhnliches Lötzinn, sondern normalerweise Radiolot in Verwendung, da durch den Silberanteil die Qualität der Lötstelle zunimmt(?).

      Dichtmittel für den Balg kann man hier dazu zählen, da neben Glycerin einer der Bestandteile Knochenleim ist.

      1.5.6. Garne

      Für den Lederbalg verwendet man wie bereits erwähnt gewachsten Leinenfaden, man kann ihn auch mit Nieten versehen. Für den Blasebalg werden Schusternägel genommen, man kann auch mithilfe eines
      elektrischen Tackers das Leder am Holz befestigen, falls man nicht nähen möchte. Für die Rohrblätter verwendet man Wickelgarn von Oboenrohren, alternativ kann man auch kräftige Polyestergarne verwenden.
      Wer im Stile der spanischen Gaita oder der schottischen Great Highland Bagpipes Girlanden oder Stoffüberzüge machen möchte, der muss sich nach Borten, Raffhaltern, etc. umsehen.
      Für das Einbinden der Stöcke benötigt man eine starke, dehnungslose Schnur aus Kunstfaser, was auch geflochtene Angelschnüre sein können.

      1.5.7. Rohrblattmaterial

      Hier kommt es darauf an was man bevorzugt. Plexiglas, PVC, Carbonfaser (gewebt oder undirektional), Hartpapier oder Phenolgewebe, Schilfrohr, Holunder, sogar Zungen aus Messing, Aluminium oder Bronze kommen für Einfachrohrblätter infrage, während für Doppelrohrblätter neben Schilfrohr, in Form gebogene PET-Platten, oder Plastikrohrblätter aus Joghurtbechern funktionieren. Tatsächlich müssen die Becher
      2-3 Monate abglagern, da dass Material oft noch arbeitet.

      Rohrblatträger können ebenfalls aus oben genannten Stoffen hergestellt werden, Rohrblatthülsen werden aus Kupfer-, Messing oder Neusilberrohren gemacht.

      Messingdraht wird für die Rohrblattzwingen verwendet, Zahnspangengummis sowie Gummi-/Silikonschläuche dienen der Fixierung und Stimmjustierung der Rohrblätter.
      Schrumpfschlauch kann auch in Betracht gezogen werden. Außerdem benötigt man gewachstes Garn für die Stimmzüge bzw. Kork und Korkfett.

      1.5.8. (Klebe-)Bänder

      Doppelseitigers Klebeband, Kreppband, Teflonband, Lederband (Saumband), Neoprenband (mögliche Alternative zu Saumbändern aus Leder oder Kunstleder) finden vielfältig Anwendung.
      Fahrradschläuche können über die Stocks gezogen werden, da dies den Halt für das Leder verbessert.

      1.5.9. Schrauben, Holzdübel, Nägel, Eisenwaren

      Hängt vom Projekt ab und ist soweit eigentlich selbsterklärend.

      1.5.10. Rohre

      Für das Anblasrohr sollte man eine Innenauskleidung machen, da dass die Reinigung erleichtert, die Hygiene verbessert und die Lebensdauer des Anblasrohres erhöht. Es wird ein Rohr eingesetzt,
      welches aus Kunststoff, Messing oder Aluminium sein kann. Messing hat den Nachteil Patina zu bilden, Aluminium lässt sich schlecht reinigen.
      Messingrohre kommen für eine Vielzahl von Bauteilen infrage, deshalb kann man meist gleich 1000-2000mm Längen bestellen, da sich aufgrund der Schnittkosten Kleinteile selten lohnen.

      1.5.11 Silberstahlstangen

      Dienen als Ausgangsmaterial für die Kanonenbohrer, denke daran du brauchst nicht nur eine Stange für das Endmaß der Bohrung, sondern auch eine Weitere für die Pilotbohrung.
      Es mach Sinn sich eine entsprechende Bohrerhalterung zu bauen, da die Bohrer nicht mehr verwendet werden sollten, wenn sie verbogen sind. Bis 7,0mm kann man eigentlich Bohrer in 0,5mm Schritten herstellen, danach sind je nach Sackpfeifentyp nur noch Bohrer in 1-2 Scrhitten notwendig. Mehr als 20mm für Stimmzüge braucht man eigentlich nicht, es sei denn man will einen Rundräumer herstellen.

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    • 1.6.0. Zusammenfassung, Checkliste Grundausstattung



      Was du am Ende tatsächlich benötigst, hängt stark von deinen Vorraussetzungen und deinen Zielen ab, ich möchte hier aber eine Empfehlung machen die für mundgeblasene Sackpfeifen weitgehends
      als allgemeingültig angesehen werden kann. Bei der Austattung beginne ich bei Null, so kannst du auch gleichzeitg überprüfen ob dir noch etwas fehlt.

      Vorrichtungen und Werkzeuge die man zwangsläufig selbst herstellen muss, sind aber nicht enthalten.

      1.6.1. Checkliste

      - Drechselbank
      - geeignetes Maschinenuntergestell
      - Lünette (besser eine Bohrlünette, Bohrbrille + festehende Lünette)
      - Teileinrichtung
      - Vierbackenfutter
      - Handstahlauflage
      - Bohrfutter (Spannweite 16mm)
      - Mitlaufende Körnerspitze
      - Schruppröhre, Klingenbreite ca. 30mm
      - Abstechstahl Diamantform, Klingenbreite 3mm
      - Schaber gerade, Klingenbreite 15-25mm
      - Ovaldrehmeißel, Klingenbreite 10-25mm
      - Detailröhre
      - Doppelschleifer-Langsamläufer oder Nassschleifer
      - Diamantabrichter für Schleifscheiben
      - Japan-oder Metallbügelsäge
      - Schleifpapier verschiedene Körnungen
      - Nadel-oder Schlüsselfeilen
      - Schonhammer
      - Schlosserhammer (300-500g)
      - Rohrzange
      - Gabelschlüsselsatz
      - Imbusschlüsselsatz
      - Kehrbesen/-schaufel und Industriestaubsauger
      - Spiralbohrersatz 1.0-6,0mm in 0,1mm Abstufung
      - Spiralbohrersatz 6,0-13,0mm in 0,5mm Abstufung
      - Spiralbohrersatz 14,0-25,0mm (Abstufung steigt in der Regel an), mit 13mm Schaft
      - Carnabauwachs
      - Ölgefäß mit Deckel
      - Öl für die Holzbehandlung
      - Polier-/Schwabbelscheiben
      - Polierpaste für Holz
      - Stahlwolle, extra fein 000 bzw. 0000
      - Druckminenbleistift(e) 0,5mm Minenstärke
      - Kreppband
      - Zirkel
      - Anreißnadel
      - Metallkörner
      - Stahllineal
      - Digitalmessschieber

      - Bohrständer von Wabeco*
      - Maschinenschraubstock mit Winkeleinstellung, kippbar
      - leistungsstarke Handbohrmaschine
      - 2 Schraubzwingen
      - Gasbrenner
      - Tischkreissäge oder Kapp-Gehrunssäge Kombination **
      - Blecheimer
      - Gartensack/Laubsack zum Sammeln von Holzspänen
      - Winkelschleifer mit möglichst dünnen Trennscheiben, sowie Schleifscheiben zum Vorschleifen für das Schärfen
      - Diamantfeilen/Abziehfeilen zum Schärfen der Werkzeuge
      - Kugelfräser (feine Zahnung) verschiedener Durchmesser zum Nachstimmen der Spielpfeife und zum Ansenken der Tonlöcher
      - Gewindeschneidersatz M3-10

      - Lederschere
      - Riemenschneider (für das Schneiden von Saumbändern)
      - Sattlernadeln
      - Signierkreide und Permamentmarker
      - Nahtversenker
      - Lochahle
      - Nahtmarkierer
      - Schneidunterlage DIN A2
      - Scharfes Messer mit starrer Klinge

      - Ambossschere
      - Feinmechaniker-Schraubstock/ Tischschraubstock
      - Seitenschneider
      - Spitzzange
      - Feuerzeug
      - Küchenschere
      - Schlitzschraubenzieher
      - Multifunktoinswerkzeug Dremel/Proxxon
      - Lötstation
      - Dritte Hand
      - Metallfeilen, feiner Hieb
      - Skalpell oder andere feine Messer zum Entgraten
      - Stimmgerät


      1.6.2. Baumaterial Sackpfeife

      - Rindnappaleder (Stärke 1,2-1,6mm, es lohnt sich der Kauf einer halben oder ganzen Haut für den Anfang)
      - gewachstes Leinengarn
      - reißfestes Kunstgarn/geflochtene Angelschnur
      - Lederkleber
      - Alleskleber/Kraftkleber
      - Drechselholz (z.B. Kirsche oder Ahorn)
      - Dichtmittel
      - Geeignetes Material für Rohrblattzungen
      - Messingrohr für Rohrblatthülsen
      - Runstäbe aus Messing, POM, Acryl oder Hartgewebe für Rohrblatträger von Aufschlagzungen
      - Lötzinn (für selbstgebaute, konische Rohrblatthülsen)
      - Flussmittel für Lötzinn
      - reißfestes Aufbindegarn für Rohrblätter
      - gewachstes Wicklunsgarn oder Dichtungskork und Korkfett


      1.6.3. Material für Werkzeugbau (sehr variabel)

      - Silberstahl für Kanonenbohrer
      - Maschinenbügelsägeblätter 2,5mm für Flachräumer falls nötig
      - Multiplexplatten für den Bau von Werkzeugen und Vorrichtungen
      - Buchen-Massivholz zum Bau von Werkzeugen und Vorrichtungen
      - Aluminium oder PVC für den Bau von Werkzeugen und Vorrichtungen, wo eine höhere Verschleißfestigkeit, sowie Maßhaltigkeit erforderlich ist
      - Silberstahl zur Herstellung von stark beanspruchten Teilen wie Hülsendornen, etc.
      - HDF-Platten für Schablonen
      - Kabelbinder
      - Doppelseitiges Klebeband
      - Schrauben in geeigneten Durchmessern und Längen, bevorzugt Maschinenschrauben mit Innensechskant M4-10 für den Bau von Werkzeugen und Vorrichtungen
      - Madenschrauben M3-M6
      - Muttern und Muttern mit Ablaufsicherung
      - Unterlegscheiben
      - Federringe-/Spannringe
      - Reibahlen 4h7 sowie Passstifte 4h7 um Zentrierungen für Werkstücke und Vorrichtungen anfertigen zu können
      - Aluminiumprofil (z.B. Item) zur Herstellung verschiedener Vorrichtungen7
      - Schraubensicherung (z.B.) Loctite für starre Verbindungen
      - Bohrbuchsen zur sauberen Aurichtung und lösbaren Verbindung von Zentrierstiften

      * Mit den aufgelisteten Werkzeugen wie dem Schraubstock und der Handbohrmaschine lassen sich auch Rohrblatträger fräsen, wer für den Werkzeugbau
      mehr Möglichkeiten benötigt kann das ganze um einen Koordiantentisch und Digitalanzeige oder Teilapparat ergänzen.


      ** Die Tischkreissäge ist deshalb aufgeführt, weil sie im Hinblick auf Nutzung am Flexibelsten ist und insbesondere für den Werkzeugbau große Vorteile bietet -
      etwa sehr saubere, maßhaltige Schnitte im rechten Winkel, glatte Kanten und Fasen für die Montage sowie die Herstellung Nuten von sind möglich.
      Bosch, Makita und Metabo bieten tragbare Modelle an - ich würde eher zu letzteren Beiden raten, da bei Bosch sehr viel Kunststoff bei den mechanischen

      Teilen verbaut ist. Alternativ gibt es noch Kombinationsmaschinen aus Kapp- und Gehrungssäge (z.B. Makita Kapp-Gehrungssäge LH1201FL oder Bosch GTM 12 JL), welche tiefere Schnitte
      ermöglichen- gerade bei Marktsacktrichtern oder Spielpfeifenköpfen - und trotzdem noch den Zuschnitt von Brettern in kleinem Rahmen ermöglichen.
      Für Bandsägen gilt im Grunde das Gleiche.

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    • 1.7.0 Aufkommende Fragen, "Dinge die ich gerne vorher gewusst hätte..." und Does and Don'ts


      1.7.1. Wie lange dauert es eine Sackpfeife zu bauen?

      Die Antwort hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, angefangen über Qualitätsanspruch und technische Komplexität, bis hin zu Holzart, usw..
      Grundsätzlich kann man sich an den Fertigungszeiträumen der Hersteller orientieren, wenn man die Wartelisten außenvor lässt, dann dürften
      6-12 Monate realistisch sein. Jürgen Ross und Jens Güntzel geben Wartezeiten zwischen 4-12 Monaten an, beide Hersteller haben ihre Arbeitsprozesse optimiert
      und verfügen über jahrzehntelange Erfahrung.

      Wichtig dabei ist, das Holz ein organischer Werkstoff ist und arbeitet. Es entstehen Spannungen und Verwerfungen durch die Bearbeitung im Material, die das Verziehen
      und Reißen des Werkstückes zurfolge haben können. Bei Metall treten diese Verspannungen - wenn auch schwächer- ebenfalls bei der Arbeit auf, jedoch sind die Bearbeitungsverfahren in der Industrie so optimiert, das diese möglichst von vorneherein reduziert werden. Metall kann außerdem noch thermisch behandelt werden (Anlassen) um das Gefüge zu "entspannen".


      Nachdem der Kantel rund gedrechselt und gebohrt wurde, sollte er erst einige Zeit ruhen. Bei heimischen Hölzern (ich gehe in der Regel von Kirsche, Ahorn und Nussbaum aus) sollte
      diese in etwa 2-3 Monate dauern, man die Rohlinge auch direkt mit Öl behandeln wenn man eine Vakuumanlage verwendet - allerdings können die Späne dann nicht mehr verbrannt oder
      auf dem Kompost entsorgt werden. Zierringe können in der Zwischenzeit bereits mit etwas Aufmaß vorgebohrt werden.

      Wer Zinnverzierungen in das Holz eingießen möchte, sollte die 2-3 Monate (damit das Holz trocken genug ist und nicht reißt) abwarten und die Teile erst vor dem Feinschliff/-schnitt ölen.

      Nach dieser Phase wird die Rohform gedrechselt und die Sitze für Zierringe und Stimmzüge mit 2-3mm Aufmaß vorgedreht. Ein weiteres Ruhen von einem Monat ist empfehlenswert.
      Danach werden die Absätze auf Maß (ca. 0,2mm Aufmaß) gedreht und nach einer Wochen können die Zierringe aufgeklebt werden.

      Ist der Kleber ausgehärtet, wird die Endform gedrechselt. Man wartet nochmals 1-2 Wochen und dreht dann die Kontur für eine möglichst feine Oberfläche nach, worauf dann das Schleifen
      und Polieren der Teile erfolgt.

      Bei tropischen Hölzern ab einer Dichte über 0,80-0,90 sollten die Zeiträume zwischen den Bearbeitungsschritten verdoppelt werden. Für Hölzer wie Zebrano, Padouk und Bubinga kann man
      sich in etwa an europäischem Holz orientieren.

      Die Verkürzung der Ruhezeiten wirkt sich direkt auf die Qualität des Instrumentes aus, daher sollte man sie zumindest einigermaßen einhalten.


      1.7.2. Muss ich Sackpfeife spielen können wenn ich ein Instrument bauen will?

      Ja. Wenn du es nicht schaffst den Druck auf den Lederbalg konstant zu halten wirst du das Instrument nicht stimmen können, wenn du keine grundlegenden Spieltechniken beherrschst
      wirst du auch nicht sagen können, ob deine Spielpfeife macht was sie soll. Falls du trotzdem mit dem Bau beginnen willst, solltest du Zeiten zwischen den Bauphasen nutzen,
      um dich mit dem Instrument vertraut zu machen. Entweder über ein gebrauchtes Instrument oder mithilfe eines Practice Chanter der unter anderem von Jürgen Ross für verschiedene
      Modelle und Griffweisen angeboten wird. Ein elektronischer Chanter wie die Degerpipes oder der Fagerström-Chanter kommen ebenfalls infrage, da hier auch der Wechsel zwischen verschiedenen Griffweisen möglich ist. Degerpipes sind für schottisch, französisch und offene deutsche Griffweise nutzbar, Fagerström bietet auch die E-Chanter für Bock und Uilleann Pipes an (am Besten direkt beim Hersteller anfragen).

      Außerdem gilt - Lesen bildet. Es gibt diverse Bücher zum Rohrblattbau und zur Wartung, zusätzlich schadet es nicht sich instrumentenübergreifendes Wissen anzueignen.

      Falls du die Möglichkeit hast, versuche einen Lehrer oder andere Spieler zu finden, die dich unterstützen die Grundlagen des Spiels richtig zu erlernen.


      1.7.3. Welche Instrumente kommen für einen Anfänger als Erstprojekte infrage?

      Das hängt von deinen Vorkenntnissen und deinen Wünschen ab. Wenn du eine Uilleann Pipes bauen willst, dann baue eine Uilleann Pipes, falls du noch nicht richtig weißt was du willst
      (wie bereits zu Anfang erwähnt, solltest du das wissen, ansonsten wird es sehr teuer) bzw. verschiedenes ausprobieren möchtest, hier ein paar Ideen.

      Die Schäferpfeife oder vergleichbare französische Dudelsäcke stellen keine allzu großen Anforderungen an den Werkzeugbau, da insbesondere für den Rohrblattbau Werkzeuge
      von Oboe und Fagott verwendet werden können. Zudem ist der Konus sehr zuverlässig in der Intonation, was mitunter auch an der halbgeschlossenen Griffweise liegt und der Tonumfang
      von 1,5 Oktaven erlaubt es fast alles was Europa an Folk-/Volksmusik zu bieten hat zu spielen.

      Hümmelchen und Scottish Smallpipes sind solange mundegblasen noch simpler, jedoch ist das Hümmelchen aufgrund der offenen Griffweise und der Chromatik schwieriger zu stimmen
      als die Smallpipes. Säckpipa, Gaida und Dreibrümmchen sind ähnlich vom Schwierigkeitsgrad, es braucht allerdings keine Werkzeuge für den Bau von Doppelrohrblättern.
      Die Boha ist aufgrund der geringen Baugröße und des kleinen Tonumfanges wohl auch für Einsteiger geeignet.

      Der Bau von Blasebälgen ist auch für einen Einsteiger machbar, jedoch braucht man noch einiges an Werkzeug.


      1.7.4. Welche Griffweise hat die meisten Vorteile?

      Jede Griffweise hat ihre Auswirkungen bei Intonation, Klangbild und Spielweise.

      Meiner Meinung nach bietet die halbeschlossene, französische Griffweise die meisten Möglichkeiten in Hinsicht auf Spieltechniken. Die Vorbehalte, dass die halbgeschlossene Griffweise schwieriger ist als die offene sind unberechtigt - vergleicht man die Griffe mit einer Blockflöte stellt man fest, das die Griffe in deutscher Griffweise identisch sind. Lediglich wird die untere Hand bei Wechsel zur oberen Hand aufgelegt. Das Daumenloch zähle ich in diesem Fall nicht mit, da auch bei Spielpfeifen in offener Griffweise öfters ein zweites Daumenloch hinzugefügt wird, um eine saubere Moll-/Dur-Terz zu ermöglichen.

      Die französische Griffweise bietet durch die Halbtöne nicht nur den Wechsel zwischen der Haupttonart in Dur und Moll, sondern es sind im Sinne der Physik die passenden,
      diatonischen Tonarten durch die zusätzlichen Halbtöne spielbar. Das ist sowohl bei zylindrischen als auch konischen Instrumenten möglich.

      Bei der schottischen Griffweise sind bei zylindrischer Bohrung keine Halbtöne spielbar, da die Tonlöcher in der Regel im Verhältnis zur Innenbohrung möglichst groß ausfallen, damit die Gracenotes entsprechend knackig klingen. Die schottische Griffweise erlaubt bei konischer Bohrung ebenfalls Halbtöne, jedoch ist die vom Hersteller und vom Rohrblatt abhängig - jedenfalls solange man von der Great Higland Bagpipes spricht, Borderpipes hingegen sind ähnlich vielseitig wie Schäferpfeifen, jedoch ist die Überblasbarkeit nicht immer gegeben.

      Die offene Griffweise (unterscheiden kann man in deutsche, barocke oder "einfache" offene Griffweise wie sie bei Gaitas und Pivas verwendet wird) ist einfacher zur Vollchromatik zu bringen
      (der Tritonus ist bei der halbgeschlossenen Griffweise wenn überhaupt nur bei konisch gebohrten Instrumenten erzielbar), jedoch ist eine saubere Intonation aufgrund der vielen geöffneten
      Tonlöcher schwerer zu erzielen und teilweise ist das Spielen mancher Verzierungen erschwert, da die Spielhaltung nicht so stabil ist wie bei der geschlossenen bzw. halbgeschlossenen.

      Die halboffene Griffweise betrifft eigentlich in der Praxis nur die Uilleann Pipes, kann aber auch für Teile der osteuropäischen Sackpfeifen als eingeschränkt gültig angesehen werden, da für das Spiel von Vibrato,etc. mehr als ein Finger gehoben werden muss und man sagen könnte, das bei der Uilleann Pipes die Griffweise bereits darauf abgestimmt ist.

      Zuletzt noch die geschlossene Griffweise. Das Prinzip ist - ein Loch, ein Ton. Halbtöne werden entweder mithilfe von Doppellöchern oder einem Flohloch erzeugt, ansonsten sind zusätzliche Klappen
      wie bei der Musette de Cour oder Northumbrian Smallpipes nötig. Mit der geschlossenen Griffweise ist das Spiel im Staccato möglich bzw. deutlich vereinfacht, wobei der tiefste Ton der Spielpfeife
      immer wieder erklingt und so der Eindruck eines Borduns entsteht, man damit quasi auch eine Pause spielt.

      Vollchromatik hat unter Berücksichtigung des Borduns nur eingeschränkten Nutzen, der meist erst für semi-proffesionelle und proffesionelle Spieler
      interessant wird, da traditionelles Liedgut oft nicht einmal einen Tonartwechsel innerhalb eines Stückes vollzieht.


      1.7.5. Es gibt für mein Projekt Rohrblätter zu kaufen, kann ich dann auf den Rohrblattbau verzichten?

      Jein. Zuerst einmal braucht das entsprechende Rohrblatt nicht in deinem Instrument zu funktionieren - der Hersteller wird dafür sorgen, dass das Rohrblatt in seinen Instrumenten funktioniert,
      das es aber auch in jedem anderen Instrument spielbar ist, ist unwahrscheinlich. Ein funktionierendes Rohrblatt zu haben ist grundsätzlich nicht verkehrt, da man so eine Referenz hat.
      Aber der Rohrblattbau ermöglicht gleichzeitig ein enormes Potential an Wissenszuwachs, was für die Wartung und Instandhaltung deines Instrumentes wichtig ist. Zudem kannst du durch den
      Selbstbau deiner Rohrblätter Geld sparen.

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    • 1.7.6. Auf dem Behälter für Leinölfirnis, etc. sind Gefahrenhinweise "Entzündlich, usw." das wird schon nicht so schlimm sein?

      Nein, Leinölfirnis und andere sind in der Tat (selbst-)entzündlich und müssen auch mit der entsprechenden Vorsicht behandelt werden, am Besten ist es getränkte Tücher (egal ob Stoff oder Küchenrolle)
      2-3 Tage in einem Blecheimer voll Wasser aufzubewahren und danach zu entsorgen. Das Problem ist, das die Aushärtung meinst nach 8-12 Stunden beginnt und die dabei entsstehende Wärme zur Selbstentzündung führen kann. Bei einem 08/15 Tagesablauf bedeutet das, dass die Gefahr der Selbstenzündung am Größten ist, während du schläfst. Bis ein Brand bemerkt wird, kann das halbe Gebäude
      schon in Flammen stehen. Also Vorsicht.

      1.7.7. Das ganze dauert solange, kann man das Aushärten des Öles irgendwie beschleunigen?

      Ja teilweise kann man, wende dich aber auf jeden Fall vorher an den Hersteller deines Produktes um eine fachmännische Meinung einzuholen, da es sich um Gefahrstoffe handelt.
      Unsachgemäße Verwendung oder beimischen von Chemikalien, kann unabsehbare Folgen haben wenn man nicht weiß was man tut. So gibt es z.B. für Ölfarben Sikkative zu kaufen,
      die eine schnellere Gerinnung bewirken. In Verbindung mit Leinölfirnis (der bereits Sikkative enthält) wirken diese eher wie Brandbeschleuniger.

      Deshalb tue nichts dergleichen, ohne einen Fachmann zu kontaktieren, Leichtsinn kann im schlimmsten Fall tödlich enden.

      Leinöl braucht zur Aushärtung eine Temperatur von mehr als 15°C und UV Licht, sobald das Lösungsmittel (Balsamterpentinöl oder Terpentinersatz) ausgedünstet sind, ist es von Vorteil
      die Holzteile an ein Fenster zu stellen - optimal wäre, wenn sich unterhalb noch eine Heizung befindet.

      1.7.8. Es braucht soviel Anschaffungen, lohnt sich das überhaupt?

      Nein, auf keinen Fall - das wurde aber bereits im Vorwort erwähnt. Der Trost ist aber - du kannst mit den Werkzeugen noch viel mehr anstellen, als bloß Sackpfeifen zu bauen. Das Naheliegendste ist der Bau
      weiterer Holzblasinstrumente. Du kannst aber auch das angeschaffte Werkzeug dazu nutzen Gebrauchsgegenstände wie Geschirr, Schmuck, Möbel, Tabakpfeifen, usw. oder auch Kunstobjekte herzustellen.
      Wenn du Zweifel haben solltest ob sich eine Insvestition in ein Werkzeug oder eine Maschine lohnt, ist die Fragestellung "Wofür kann ich das alles nutzen, welche Arbeitsschritte werden mir dadurch erleichtert/ermöglicht?" zielführend.

      1.7.9. Im Internet werden Kanteln als Tonhölzer verkauft, das wäre doch was ich brauche oder?

      Tonholz zeichnet sich dadurch aus, das die Stücke einen geraden Faserverlauf aufweisen und oft deutlich länger abgelagert sind als gewöhnliches Drechselholz.
      Für den Sackpfeifenbau - gerade im Anfängerstadium - reicht gewöhnliches Drechselholz vollkommen aus. Ein größeres Problem ist die Verfügbarkeit von Kanteln in der richtigen Länge.
      300mm ist mehr oder weniger ein Standard bei Drechselkanteln, solltest du insbesondere bei Spielpfeifenkanteln Probleme haben diese aufzutreiben, so schreibe dem Händler ob
      er dir entsprechende Längen zusägen kann. Alternativ kannst du ein Brett oder Bohle kaufen und die Kanteln selbst herausschneiden. Gerade am Anfang solltest du insbesondere
      für Spielpfeifen noch 1-2 zusätzliche Rohlinge einplanen, falls dir die Bohrung verläuft oder anderweitig etwas schiefläuft.
      Wenn du weder passende Kanteln, noch eine entsprechende Bankbettlänge zur Verfügung hast, kannst du für tiefe Instrumente wie z.B. eine Grande Bourbonnaisse die Spielpfeife aus mehreren Teilen
      herstellen - was die Herstellung vereinfacht, mehrstufige Bohrungen/Koni sich leichter herstellen lassen und in der Regel deutlich billiger ist.

      Beim Kauf von Einzelstücken über ebay oder -kleinanzeigen solltest du etwas Erfahrung bei der Holzqualität haben und einen Kauf nur bei aussagekräftigen Fotos in Erwägung ziehen,
      da man ansonsten viel Geld für Nichts bezahlt.

      1.7.10. Ich möchte kein Dichtmittel verwenden! Es stinkt und ist eine Riesensauerei...

      Dann besteht die Möglichkeit auf Kunstfaser wie Goretex auszuweichen oder es besteht die Möglichkeit pflanzlich gegerbtes Kalbsleder zu verwenden - was von Natur aus sehr dicht ist.
      Wichtig ist, es nach dem Spiel das Anblasrohr und die Spielpfeife, eventuell auch die Bordune zu entfernen und den Sack aufzuhängen oder auszubreiten um eine gute Trockung zu ermöglichen und
      Schimmelbildung zu vermeiden. Kalbsleder sollte dann und wann (ich habe keine Erfahrung damit aber ich schätze maximal 1-2x mal pro Jahr) mit Sattleröl behandelt werden um das Leder geschmeidig zu halten
      und die Lebensdauer zu erhöhen. Neben dem Sattlereibedarf kann man auch im Pferdesport oder bei der Tierpräparation für etwaige Mittel fündig werden. Letztere ist auch die Anlaufstelle, falls man
      Bezüge aus Echtfell wie beim Bock hat.

      Um Dichtmittel etwas angenehmer riechen zu lassen, besteht Beimischung von ätherischen Ölen wie z.B. Orangen oder Zirbenöl. Diese haben zum Teil eine antiseptische Wirkung und beugen somit
      der Keimbildung vor.


      1.7.11. Kleben

      Beim Kleben von jedem Werkstoff gilt, das die Klebeflächen vorher angerauht und fettfrei sein müssen. Bei Leder muss daher zuerst die glatte Seite angerauht werden und beim Angbringen von Metallteilen ist es sinnvoll die Klebestelle mit Rillen zu versehen oder mit grobkörnigem Schleifpapier zu behandeln, damit der Kleber haftet. Beim Lederbalg ist eine gute Klebenaht wichtig, da ansonsten der Sack nicht richtig dicht wird.


      1.7.12. Beim Drechseln sind mir Stimmzug/Spielpfeife gespalten, wie lässt sich das verhindern?

      Indem die Teile mit einer Garnwicklung oder mithilfe von Kabelbindern stabilisiert werden - es empfiehlt sich, die Kabelbinder vor dem Lauf der Maschine abzuschneiden. Der Reitstock sollte nicht mit übermäßig viel Druck eingestellt sein.


      1.7.13. Ich habe eine Spielpfeife gedreht und sie ist beim Drechseln gebrochen , weil sich das Messer verhakt hat, wie kann ich das verhindern?

      Führe dein (scharfes) Drechselmesser nicht mit zuviel Durck und stütze die Spielpfeife mit deiner Hand ab oder verwende die Lünette bzw. baue die eine entsprechende Stütze und bearbeite die Spielpfeife oder ein anderes Teil in mehreren Abschnitten, so gibst du dünnen/dünnwandigen Bauteilen mehr Stabilität.

      1.7.14. Der Lederbalg ist am Hals undicht und liegt nicht sauber am Spielpfeifenstock an. Was kann man da machen?

      Es gibt die Möglichkeit eine Kerbe in den Aufbindeteil des Spielpfeifenstockes zu feilen in die der Saum - wenn der Sack umgestülpt wurde - eingelegt werden kann.
      Auf der Außenseite wird an der Verbindungsnaht ein aufgerolltes Stück Leder angelegt und mit festgebunden, damit das Garn gleichmäßig anliegt.

      1.7.14. Ich habe Probleme die Spielpfeife zu bohren, wie sorge ich dafür dass die Tonlöcher richtig sitzen?

      Es gibt gleich mehrere Fehler die man beim Bohren der Spielpfeife machen kann. Fixiert man die Spielpfeife nicht ausreichend, kann sie verrutschen oder sich verdrehen .
      Sobald man die Tonlöcher schräg bohrt muss man darauf achten, das die Spielpfeife im rechten Winkel zur Bohrmaschinensäule steht, da siche die Tonlöcher sonst nach rechts oder links neigen.
      Zusätzlich ist ein suaberes Anzeichnen der Mittelachse notwendig, was mit dem Stifthalter an der Drechselbank am Besten funktioniert.
      Die Spielpfeife sollte eine stabile Unterlage haben, damit der Bohrer sie nicht verbiegt und im schlimmsten Fall verhakt.

      1.7.15. Mein erstes Instrument ist fast fertig, wie stimme ich es nun?

      Zuerst musst du sicherstellen, das du einen möglichst konstanten Spieldruck erzielst, dazu kann man ein Wassermanometer verwenden, ein entsprechendes Luftreservoir/-system bauen oder
      eine Windkapsel mit einem Luftdruck-Manometer verwenden (dabei sollte man eines mit möglichst kleinen Messbereich da selbst bei der Great-Highland Bagpipes "nur" 0,1-0,15 bar auftreten).
      Dann benötigt es noch ein Stimmgerät oder wer es nostalgisch mag, Stimmgabeln. Es gibt neben Gitarrenstimmmgeräten auch die Möglichkeit, digitale Stimmgeräte als Software herunterzuladen.

      Das Rohrblatt wird nun so eingestellt, das Prim und Oktave möglichst stimmen. Falls das nicht machbar ist, stimmt man auf die Prim (beim Marktsack das tiefe A, bei der Schäferpfeife G) und passt
      die Oktave an. Der Grund liegt darin, dass aufgrund der größeren Wellenlänge die Auswirkungen des Stimmens geringer ausfallen. Sind diese beiden Töne gestimmt, passt man die Quinte an und
      stimmt die restlichen Tonlöcher vom höchsten zum tiefsten Ton durch. Da durch das Unterschneiden o.Ä. das Luftvolumen der Innenbohrung zunimmt, werden die Töne unterhalb tiefer und man
      müsste nochmals nachstimmen bis alles ausgewogen klingt.

      Die Stimmung erfolgt normalerweise rein und nicht temperiert. Davon gibt es noch abweichend eine quintenreine Stimmung, etc.. Wichtigstes Merkmal der reinen Stimmung ist,
      das die Frequenzen in ganzzahligem Verhältnis zum Stimm-/Bordunton stehen, um Schwebungen zu vermeiden.


      1.7.16. Für das Instrument das ich bauen will, gibt es keinen Plan bzw. nicht in der von mir favorisierten Stimmung?

      Dann nimmst dir damit für den Anfang zuviel vor - beginne für den Anfang eher mit einem artverwandten Instrument. Das Problem beim Musikinstrumentenbau ist, dass es sich im Grunde um eine Maschine handelt und unzählige Teile und Funktionen aufeinander abgestimmt werden müssen, damit am Ende das gewünschte Ergebnis herauskommt. Durch die Vielzahl an Variabeln ist es schwer ohne entsprechende
      Erfahrung überhaupt etwas zu erreichen. Dazu folgt nun ein eigenes Kapitel.

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    • 1.8.0 Prototypenbau


      Je weniger Informationen man hat, desto aussichtsloser ist dieses Unterfangen. Ich werde hier versuchen, eine halbwegs vernünftige Ordnung in das Chaos zu bringen.

      Wenn aber beispielsweise Baupläne von gleichen Instrumenten anderer Stimmung oder von artverwandten Instrumenten vorliegen,
      so kann man daraus schon viel ableiten. Eine Tonleiter hat 8 Ganztonschritte also ist der Faktor 1,125 sowie der Faktor 1,0625 für Halbtöne für jede Art von Berechnung hilfreich.
      Die Prim muss um den Faktor 2 lauter sein, damit sie die gleiche Lautstärke wie die Oktave erreicht, als Beispiel.

      Ich kann die Berechnungen nicht vernünftig darstellen, da ich mit der Mathematik so meine Schwierigkeiten habe - ich werde aber versuchen den Sinn und Zweck so gut es geht
      deutlich zu machen.

      Das wichtigste Element von allen, ist das Rohrblatt. Ohne Spielpfeife lässt sich aber kein Rohrblatt bauen - die Sache mit Eiern und Hühnern also...


      1.8.1. Lautstärke

      Zuerst legt man die Dezibelzahl fest, eine Schäferpfeife liegt bei etwa 90-95 Dezibel (dabei handelt sich aber zuerst um einen Sollwert, das Rohrblatt kann die Lautstärke zusätzlich beeinflussen).
      Die Schallgeschwindigkeit c ist fix, da unser zu bewegendes Medium immer Luft ist. Außerdem hat man noch die Frequenz und Wellenlänge des Leittones der Spielpfeife (tiefster Ton, bei einer Schäferpfeife in G also das F) zur Verfügung, damit lässt sich das notwendige Luftvolumen für die Spielpfeife berechnen, um bei der Schäferpfeife zu bleiben liegt deren Luftsäulendurchmesser bei etwa 9,0.
      Zum Vergleich - eine Great Highland Bagpipes hat einen Luftsäulendurchmesser von 12,5-13,0mm, bei kürzerer Wellenlänge.

      1.8.2. Der Bohrungsverlauf

      Bei einer zylindrischen Bohrung ist der Luftsäulendurchmesser = Spielpfeifenbohrung. Eine gestufte zylindrische Bohrung muss in der Summe das gleiche Luftvolumen wie die ursprüngliche Luftsäule aufweisen.

      Konische Bohrungen - erst recht mehrstufige - sind um ein Vielfaches komplizierter, wenn es irgendwie geht sollte man halbwegs ähnliche Instrumente heranzuziehen, wobei die Bohrungskehle oder -seele (in englischen Bauplänen als "throat" bezeichnet) also die engste Stelle der Bohrung am Wichtigsten ist. Zur Ermittlung des Konus würde man in der Mitte der Wandungskanten einen Drehpunkt anlegen
      und diese neigen bis diese am oberen Ende dem der Kehle entsprechen. Den nötigen Konus ermittelt man dann, indem man ausmisst bei welchem Maß sich die Bohrung um einen Millimeter im Durchmesser
      erweitert hat. Der Durchmesser der Kehle liegt bei konisch gebohrten Instrumenten mit Doppelrohrblatt je nach Stimmung zwischen 3,0-6,0mm. Die Zampogna kann man als Ausnahme ansehen, hier kann
      die Kehle bis zu 10,0mm betragen.

      Der Konus hat hauptsächlich Auswirkungen auf das Obertonspektrum der Spielpfeife. Der Durchmesser der Kehle beeinflusst die Schärfe des Tons, die Wahrnehmbarkeit der Obertöne (Gaita und Binou haben sehr enge Kehlen) sowie die Rückkopplungen auf die Luftsäule beim Spielen von Verzierungstechniken (deshalb klingen große Schotten, wie sie klingen - durch den hohen Eintrittsdruck) und außerdem die Überblasbarkeit. Für diese muss quasi ein Rückstau zustande kommen der den Druck erhöht und somit andere Regionen der Rohrblattzunge in Schwingung versetzt. Um bei der Great Highland Bagpipes zu bleiben, diese ist nicht überblasbar, da der Druck annähernd verdoppelt werden müsste um ein Überblasen in die Oktave zu ermöglichen. Bei Schäferpfeifen ist es durch den wesentlich geringeren Druck
      möglich. Bei der Uilleann Pipes (moderne Instrumente haben eine "Wide Bore" für mehr Lautstärke, deren Kehlendurchmesser beträgt 4,5-5,5mm) gibt es ein verhältnismäßig großes Durchflussvolumen,
      man umgeht dieses Problem durch Aufsetzen des Chanters auf dem Oberschenkel und kurzzeitiges Verschließen aller Grifflöcher um den notwendigen Überdruck zu erzeugen.

      Ein einfacher Konus ist im Regelfall ausreichend und die Verwendung von mehreren Koni ist eigentlich nur möglich, wenn man bereits das zu bauende Instrument in- und auswendig kennt.
      Die Vorteile beim Verwenden mehrer Koni hängen von der Steigung und vom Instrument ab.

      Die Mensur lässt sich unter Berücksichtigung des Rohrblattes teilweise verändern, die Chromatik lässt sich verbessern, die Überblasbarkeit und Tonstabilität. Der Klang lässt sich dadurch auch modellieren,
      aber grundsätzlich ist dieses Thema etwas, mit dem man sich selbst als Profi schwertun dürfte.

      Wichtige Steigungen sind:

      - 1:10 bis 1:15 Binou Kozh
      - 1:15 bis 1:20 Marktsäcke hohe Stimmungen
      - 1:20 bis 1:25 Marktsäcke Standardstimmungen, Great Highland Bagpipes, Baghet und Piva
      - 1:25 bis 1:30 Gaita und Borderpipes, Schäferpfeifen hohe Stimmungen
      - 1:30 bis 1:35 Schäferpfeife Standard sowie tiefe Stimmungen, Djura Gaida (als Ausnahme mit Einfachrohrblatt)
      - 1:35 bis 1:45 Schäferpfeifen und Cornemuse in tiefen Stimmungen, Pastoral Pipes, Union Pipes
      - 1:45 bis 1:50 Uilleann Pipes Concert Pitch, Union Pipes
      - 1:50 bis 1:65 Uilleann Pipes Narrow Bore und Low Pitch, Pastoral Pipes (Durchschnittskonus, da der Footjoint einen flacheren Konus von ca. 1:80 aufweist)
      - 1:65 bis 1:100 ? *
      - 1:100 bis 1:xxx Zampognas in Standard un d tiefen Stimmungen

      * Desto geringer die Steigung, desto mehr nimmt das Obertonspektrum ab. Versuche haben gezeigt, dass im Steigungsbereich 1:65 bis 1:100 der Klang nicht mehr ansprechend ist und die Intonation schwierig ist,
      wenn muss ein Doppelrohrblatt mit gerader Zunge verwendet werden. Für den Klange wirkt sich ein kurzer, steiler Konus deutlich positiver aus. Physikalisch verhält sich ein derart flacher Konus wie eine zylindrische Bohrung, bringt damit keinerlei Vorteile. Diese Koni sollte man höchstens in Betracht ziehen, wenn man die Mensur einer zylindrischen Spielpfeife verkürzen muss und zusätzlich etwas mehr Lautstärke wünscht - dannn würde ich wie bei der Klarinette die untere Hälfte der Bohrung aufreiben. Das bietet sich aber eigentlich nur für Hümmelchen in Tenor-und Basslage an.

      Bei Bordunen sind stufig zunehmende Bohrungsdurchmesser gut für ein schönes Obertonspektrum, gleichmäßig zylindrisch gebohrte Bordune klingen beruhigender, meditativ.

      1.8.3.0. Bohrungsverlauf, Endstücke

      Zur Klangbildung werden bei Musikinstrumenten allerlei Endstücke verwendet, ich eine möglichst knappe Darstellung ihrer Auswirkungen machen. Für Rohrblätter, wie auch geometrische Formen (z.B. Resonanzkammern)gilt: Die Kugel bzw. vollständige Kreis ist unser Feind - er neutralisiert das gesamte Obertonspektrum.

      Schallstücke haben nur einen eingeschränkte Auswirkung auf Mensur und Lautstärke, die vorallem die tiefsten Töne betrifft. Bei der Bb-Klarinette macht er ca. 1/6 der Wellenlänge aus bzw.
      verlängert die Klarinette auf die Wellenlänge von C3 - der tiefste spielbare Ton ist in das D.

      1.8.3.1. Der Schalltrichter

      Bekannt durch Klarinette, Saxophon und die ganze Familie der Blechblasinstrumente: Der Schalltrichter stellt wohl das weitverbreitetste Endstück bei modernen Musikinstrumenten dar.
      Außerdem tritt er bei vielen Schalmeien auf, die in der Familie der Kegeloboen zusammengefasst werden (Doppelrohrblatt mit steilem Konus, Oboen haben normalerweise einen recht flachen Konus)
      und auch beim Marktsack. Die Form des Schalltrichters leitet sich von der physikalischen Form des Expotenzialtrichters ab, wobei Länge, Durchmesser und Öffnungswinkel eine Rolle spielen -
      wozu ich allerdings nichts Genaueres sagen kann. Der Öffnungswinkel/-konus wirkt sich auf den Obertonreichtum aus, die Abflachung hin zum Rand sorgt für eine gewisse Glättung des Klangs.

      1.8.3.2. Liebesfuß

      Kommt bei der Oboe d'amore zum Einsatz, die Innengeometrie dürfte am ehesten der Form eines Apfels gleichen. Man könnte es glaube ich so ausdrücken, das der Grundton und die Obertöne abgeschwächt werden, dafür werden die Mitten umso wahrnehmbar. Der Klang kann als süß und lieblich beschrieben werden - wie der Name bereits sagt.

      1.8.3.3. Glocke/vergrößerte zylindrische Bohrung.

      Bei einem glockenförmigen Endstück werden die Obertöne abgeschwächt, die Mitten und Tiefen dafür gestärkt. Der Klang wirkt kraftvoll und erdig. Kommt so meines Wissens bei der Musette de Cour und
      eventuell noch bei historischen Oboen und Fagotten vor. Eine größere, zylindrische Bohrung (z.B. McCallum Smallpipes) hat denselben Effekt, klingt aber etwas obertonreicher.

      1.8.3.4. Horn

      Ein Tierhorn wirkt ähnlich wie ein Schalltrichter und verstärkt das Obertonspektrum, die Glättung des Tones entfällt aber, der Klang wirkt rauh/heiser. Je enger der Durchmesser, desto mehr nimmt das Obertonspektrum zu.

      1.8.3.5. Verengte Bohrung

      Als einziges Beispiel kann von mir die Kaba Gaida genannt werden. Eine zylindrische Bohrung wird durch Einsetzen eines Rohres oder anderweitig verengt, die Spielpfeife klingt als würde jemand mit verstopfter Nase sprechen. So könnte man auch das Klangbild beschreiben: Die Obertöne werden gedämpft, während Grundton und Mitten verstärkt werden - der Klang ist rauh und erdig.

      1.8.3.6. Konus

      Tritt relativ haufig bei Sackpfeifen auf - entweder als kurzer, steiler Konus bei zylindrisch gebohrten Spielpfeifen oder als ebenfalls kurzer Konus bei konischen Spielpfeifen. Der Konus ist dann normalerweise
      deutlich steiler als der Hauptkonus, in etwa eine Verdoppelung. Erzeugt einen starken Obertonreichtum und der Klang wird "offener"

      1.8.4. Wandungsstärke

      Die Wandungsstärke wirkt sich auf Resonanzen der Innenbohrung aus, je dicker die Wandung desto dumpfer klingt die Spielpfeife. Die Wandstärke darf zum oberen Ende zunehmen, damit die höchsten Töne
      nicht zu schrill klingen aber ansonsten sollte man 5-6mm eher als Obergrenze betrachten. Je dünnwandiger die Spielpfeife, desto mehr der ursprünglichen Obertöne bleiben erhalten.

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    • 1.8.4. Tonlöcher

      Die Finger-oder Tonlöcher beeinflussen eine Viezahl an Variabeln. Die Größe eines Tonloches verändert nicht nur seine Position und Intonation, sondern bestimmt auch über Lautstärke und Klangbild.
      Je größer der Durchmesser, desto mehr nehmen Lautstärke und Tonschärfe zu, die Wirkung von Vibrato und die Möglichkeit zur Erzeugung von Halbtönen nimmt dagegen ab.
      Halbtöne werden bei zylindrischen Bohrungen ab 50% im Verhältnis zum Durchmesser der Innenbohrung möglich (Angaben zur Tonlochgröße findest du unter Selbstbau - Erstellen von Mensuren - Hümmelchen),
      ein Flohloch sollte 25-35% (Optimum wohl 33%) im Verhältnis aufweisen und ein Registerloch 20%. Desweiteren sorgt das Luftvolumen der Kamine (Wandungsstärke des Tonloches) für eine Änderung der Position
      bzw. der ganzen Mensur.

      Bei konisch gebohrten Instrumenten kommt noch die Differenz zwischen zwei Tonlöchern hinzu. So kann es sein das zwei Löcher die mit etwa 70% gebohrt werden, aufgrund des Konus trotzdem
      einen sauber intonierten Halbton durch einen Gabelgriff erzeugen können. Je kleiner das Tonloch, desto mehr weicht es von der ursprünglichen Mensur ab und sitzt weiter oben.

      1.8.5.0. Die Mensur

      Das wohl größte Geheimnis für den Holzblasinstrumentenmacher. Das Problem an der Mensur - dem Abstand der Tonlöcher - ist, das man sie nicht zu 100% bestimmen kann, weil aufgrund der Vielzahl an Variabeln
      und den damit unweigerlich zusammenhängenden Fehlerquellen und Abweichungen in Form von Toleranzen, Materialbesonderheiten und allgemeine Ungenauigkeiten, die Aussagekraft in etwa der eines Wetterberichtes gleicht - es kommt in etwa so hin.

      Da du wohl kaum eine auf Anhieb funktionierende Mensur haben wirst, fertige mehrere Versuchspielpfeifen vor, wenn du es gut anstellst kannst du einen Rohling für bis zu drei Mensurversuche verwenden.
      Um eine entpsrechende Behandlung des Holzes zu umgehen, kannst du die Innenbohrung mit Paraffin aus Teelichtern ausgießen und anschließend das Wachs herausbohren - so ist die Bohrung entsprechend
      präpariert ein aussagefähiges Ergebnis abzuliefern, weil das Wachs während des Bohrens schmiltz und in die Wandung eindringt. Wenn der Versuch missglückt ist, verschließt du die Spielpfeife mit einem
      Gummistopfen und umwickelst sie mit Kreppband und die wiederholst das Ganze. Die alten Tonlöcher sind so versiegelt und du kannst von vorne beginnen.

      1.8.5.1. Der Referenzton

      Um überhaupt mit einer Berechnung beginnen zu können, muss man man den vom Rohrblatt erzeugten Ton festlegen, bei Northumbrian Smallpipes und Hümmelchen liegt dieser bei C6 - Abweichung von
      verschiedenen Herstellern lasse ich außen vor. Weiterführendes unter dem in 1.8.4. verlinkten Beitrag.

      1.8.5.2. Das Korrekturmaße

      Die Wellenlänge des Referenztones wird von der physikalische Wellenlänge subtrahiert, hinzu kommen aber noch weitere Faktoren. Siehe Link in 1.8.4..

      1.8.5.3. Schallabsorbation

      Siehe Link 1.8.4

      1.8.5.4. Durchmesseränderungen

      Bei einem Wechsel des Durchmesser - egal, ob zylindrisch oder konisch - wird der Ton höher, über eine zuverlässige Berechnung kann ich leider nichts sagen.

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    • 1.9.0. Das Rohrblatt


      Mit dem Bau eines Rohrblattes beginnt man vor der Erstellung der Mensur, um ein funtkionierendes Rohrblatt bauen zu können braucht man zuerst einen Spielpfeifenrohling der die gewünschten Eigenschaften
      bzw. die geplante Innenbohrung aufweist.

      Das Rohrblatt beeinflusst fast alle bereits genannten Parameter, sehalb erfolgt hier noch eine Unterteilung in Doppelrohrblätter und Rohrblätter mit Aufschlagzungen.

      Bei den verwendbaren Materialien gibt es vermutlich genauso viel Meinungen wie Werkstoffe, deshalb sollte man sich entweder an gängigen Konzepten orientieren oder konkrete
      Vorstellungen haben um die richtige Auswahl zu treffen.


      1.9.1.0 Doppelrohrblatt

      Doppelrohrblätter zeichnen sich durch einen obertonreicheren Klang und bessere Intonation aus. Doppelrohrblätter finden in den meisten west-und mitteleuropäischen Sackpfeifen ihre Verwendung,
      wobei sich mit Ausnahme der Musette de Cour und dem Hümmelchen (bauartabhängig) die Nutzung auf die Spielpfeife beschränkt.


      1.9.1.1. Geometrie der Rohrblattzungen

      Man unterscheidet zwischen parallelen und konischen Rohrblattzungen. Dieses Merkmal entscheidet hauptsächlich über die Mensur der Spielpfeife, außerdem sind konische Zungen schärfer im Klang.
      Parallele Zungen kommen bei Sackpfeifen mit zylindrischen Innenbohrungen oder eher flachem Konus (Uilleann Pipes, Zampogna) vor. Für letztere muss die Blattdicke entsprechend der Steigung angepasst werden. Man verwendet deshalb bei flachem Konus parallele Zungen, weil das Schleifen oder Schaben einer entsprechenden Bahn einfacher ist, wie ein konischer Schnitt von wenigen Zehntel-Millimetern (Ungenauigkeiten oder Verschieben beim Aufbinden können das schon wieder zunichte machen.). Bei konischen Blattzungen sollte man sich an der Steigung des Innenkonus orientieren, genaue Angaben kann ich dazu leider nicht machen, aber so lässt sich jedenfalls die Mensur einer zylindrischen Innenbohrung fast 1zu1 übertragen. Bei besonders tief gestimmten Instrumenten (Tief-A Marktsack, Grande Bourbonaisse) macht es Sinn das Rohrblatt mit einem stärkeren Konus zu versehen, damit die Mensur ohne Klappen greifbar bleibt.

      1.9.1.2. Die Bahn

      Der geschliffene , schwingende Teil der Rohrblattzunge. Hier ist es am Besten, sich die Bücher von Jürgen Ross oder alternativ "Das Oboenrohr" zu besorgen - da das Thema recht komplex ist.

      1.9.1.3. Die Aufbindung

      Wie weit die Rohrblattzungen mit Garn umwickellt werden wirkt sich neben der Tonstabilität, dem Spieldruck und der Lautstärke auch auf den Klang aus. Je kürzer der Aufbindeteil der Zungen
      desto summender/obertonreicher der Klang, ist er dagegen länger klingt der Ton gedämpfter (Uilleann Pipes).

      1.9.1.4. Die Zwinge

      Ist ein wichtiges Teil um die Funktion des Rohrblattes an das Instrument anzupassen.

      1.9.1.4. Das Auge

      Als "Auge" wird die Öffnung am oberen Ende der Rohrblatthülse bezeichnet. Ein Großteil der Klangmodellierung findet hier statt. Dabei bestimmt das Höhen-Breitenverhältnis, sowie die Ausformung
      der Ecken den Klang. Oboenhülsen haben meist nur leicht ovale, fast runde Augen, bei der Scottish Smallpipes oder Uilleann Pipes gleicht das Auge mehr einem Rechteck mit runden Ecken.
      Bei der Great Highland Bagpipes ist die elliptische Form deutlich stärker ausgeprägt und zumindest beim Hümmelchen halte ich eine stark elliptische Augenform mit sehr ausgeprägten Ecken
      (Katzenauge) für am Besten, damit der spezifische Klang erreicht wird. Höhen-Breitenverhältnis sind bei Sackpfeifen meist zwischen 1:2,5 bis etwa 1:4.

      1.9.1.5. Die Hülse

      ...stellt normalerweise eine Verlängerung der Innenbohrung dar, bis ein für das Rohrblatt praktikabler Durchmesser erreicht wird. Normalerweise wird die Länge der Hülse bei konischen Instrumenten
      entsprechend der Steigung gwählt (Schäferpfeife 1:33 Konus => 33 - 2mm für Resonanzkammer = 31mm). Bei zylindrisch gebohrten Instrumenten gibt es keine endgültige Antwort darauf, da das Auge
      das gleiche Durchflussvolumen wie die Innenbohrung hat. In erster Linie hängt die Länge also von der Mensur ab, Hauptsache die Hülse ist lang genug um die Zungen aufzubinden und ein Teil der
      sich in die Spielpfeife stecken lässt.

      Je länger die Hülse desto kürzer sind in der Regel die Zungen. Bei der Chabrette und barocken Oboen ist das unter anderem der Fall.

      1.9.2.0 Einfachrohrblätter

      Einfachrohrblätter finden bei fast allen Sackpfeifen Verwendung, zumindest in den Bordunen. In den Spielpfeifen werden sie in ganz Osteuropa, sowie im arabischen/nordafrikanischen Raum verwendet.
      In West- und Mitteleuropa gilt das nur für wenige Exemplare, deren Ursprung sich wohl eher im Osten vermuten lässt (z.B. Boha und Säckpipa).
      Die Intonation ist deutlich schwerer, da Einfachrohrblätter aus natürlichem Material (Holunderzweige, Schilfrohr) deutlich stärker auf Feuchtigkeit reagieren die Herstellung dafür einfacher.


      1.9.2.1. Die Zunge

      Die Zunge ist bei heteroglotten (Zunge auf separatem Träger) Rohrblättern in der Regel parallel (Versuche für die Kaba Gaida-Rohrblätter meinerseits, haben jedoch auch eine sich zur Spitze hin verjüngenden Zunge - mit entsprechendem Auge - als funktional erwiesen), vereinzelt werden auch konische Zungen verwendet. Die Bahn ist oft linear, da die meisten Instrumente mit Aufschlagzungen in den Spielpfeifen
      traditionell einen kleineren Tonumfang aufweisen. Ansonsten gibt es linear Zungen die mit eine Fase (30-45°) versehen sind, für bessere Ansprache oder einer abgeschrägten Bahn, es werden auch teilweise
      Klarinetten- oder Saxophonrohrblätter zugeschnitten und deren Bahnverlauf beibehalten. Bei idioglotten, also aus einem Stück gefertigen Rohrblättern, hängt der Verlauf der Zunge vom Schnittwinkel ab.
      Wie bereit erwähnt, war bei der Kaba Gaida eine Zunge mit konischem Verlauf nötig, wer sich die traditionellen Rohrblätter ansieht stellt fest, das der Schritt schräg nach unten führt, was bedeutet,
      das die Zunge zum Anfang (bzw. Aufbindeteil) dicker wird.

      1.9.2.2. Das Auge

      Unter der Zunge wird bei hetereglotten Rohrblättern ein Schlitz angebracht. Dieser kann als begrenzte Fräsung in Form eines Langloches, als ein durchgängiger Schlitz entlang der ganzen Bahn oder
      durch Fräsen einer Fase vorkommen. Das Auge bestimmt den Klang, die Mensur, sowie den Tonumfang. Der Klang wird durch die Form modelliert, eckige Kanten sorgen für einen obertonreicheren Klang.
      Die Mensur wird vom Öffnungswinkel bestimmt (konisch oder parallel - bei Pavel Cip heben sich Bahn und Auge auf wodurch die Mensur einem parallelen Auge entspricht, die Intonation aber deutlich stabiler
      ausfallen dürfte). Die Länge der Fräsung bestimmt den Tonumfang, da nur dort Luft in die Spielpfeife strömen kann und die Zunge in Schwingung versetzt wird.

      1.9.2.3. Aufbindeteil/schwingender Teil

      ...bilden beim Einfachrohrblatt eine Einheit, der schwingende Teil kann linear zur Aufbindeflläche sein oder auch in kleinem Winkel abgeschrägt. Letzteres ist deutlich zuverlässiger in der Einstellung
      und Bespielbarkeit.

      1.9.2.4. Die Innenbohrung

      Im Regelfall zylindrisch, meine Versuche haben gezeigt das auch konische Bohrungen möglich sind und theoretisch neue Optionen eröffnen (mehr Spieldynamik, möglicherweise Überblasen in die Oktave, etc.).
      Theobald Böhm hat durch Einführung des Konus im Kopfstück der Querflöte massiv zu deren Verbesserung und Wieterentwicklung beigetragen - es ist deshalb zumindest erwähnenswert.

      *Ergänzung

      1.5.11 Leder

      Verwendet werden Lederarten von heimischen Tieren, da diese an das jeweilige Klima angepasst sind und Leder als organisches Material weiterarbeitet.
      Es kommt in unseren Breitengraden vorallem RIndsleder infrage. Man verwendet Veloursleder oder Nappaleder mit einer Dicke von 1,0-1,8mm für einen Lederbalg, für Gürtel und Blasebalgteile Dickleder 3-5mm.
      Für einen mundgeblasenen Lederbalg nimmt man semi-anilin gegerbtes Leder, da diese Form der Pigmentierung kondensierende Atemluft nicht direkt in das Leder eindringen lässt, welche aber noch durch die Poren entweichen kann - damit der Luftdruck gehalten werden kann ist Dichtmittel erforderlich (eine Mischung aus Glycerin, Knochenleim und ggf. ätherischen Ölen).
      Für Balggeblasene Lederbälge und Blasebälge können auch pigmentierte oder beschichtete Glattleder verwendet werden, da diese in der Regel nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommen.

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