Leise konische Spielpfeifen

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    • Leise konische Spielpfeifen

      Liebes Forum,

      angeregt durch die Pandemiesituation, aber auch durch die spannenden Forschungsberichte durch Subi und Schelmenkopf habe ich mich mal gefragt, wie leise man eine konische Dudelsackspielpfeife bauen kann.

      Der Hintergrund der Frage ist folgender: Ich habe in der COVID-Zeit vermehrt wieder Dudelsack gespielt, aber vor allem zylindrische Pfeifen in meiner Wohnung. Zwar mag ich meine Instrumente sehr, aber sie haben doch gewisse Beschränkungen. Die Tonhöhe klingt eine Oktave tiefer als konische Pfeifen, die Chromatik ist weniger stark ausgeprägt (wenn auch nicht unmöglich, wie man ja teilweise fälschlich ließt) und die klangcharakteristik ist deutlich anders.

      Ich habe noch meine Borderpipechanter von Jon Swayne hier liegen, aber der ist eigentlich bereits zu kräftig, um ihn guten Gewissens in der Wohnung zu spielen.

      Daher habe ich mich gefragt, ob es technisch nicht möglich wäre, eine sehr gemäßigte Spielpfeife zu entwickeln, die über einen gemäßigten Konus verfügt, aber dennoch die Charakteristika einer konischen Pfeife aufweist. Das hätte zudem den Vorteil, dass man mit Hümmelchen und anderen zylindrischen Instrumenten harmonisch reizvoll zusammenspielen kann. Die meisten mit bekannten Borderpipes und Franzosen würden eine zylindrische Pfeife glatt übertönen. Ähnliches gilt für das Zusammenspiel mit andern Instrumenten. Die meisten konischen Pfeifen machen Drehleiern glatt platt. Zylindrische Pfeifen klingen demgegenüber in der falsche Oktave.

      irgendwelche Ideen? Herzlichen Dank!
    • Da ich in diese Richtung schon viel ausprobiert habe, gebe ich mal meinen Senf dazu:

      Der Konus wandelt sich oberhalb eines Konus mit einer Steigung von 1:80-1:85 physikalisch zu einer zylindrischen Bohrung. Man könnte damit z.B. eine Schäferpfeife in G auf einen Durchmesser von 8,0-9,0mm
      verringern, was etwa der Hälfte bei den Plänen hier im Forum entspricht.

      Es gibt aber gleich mehrere Probleme.

      1. Durch den flachen Konus ändert sich massiv die Klangfarbe. Vergleicht man GHB (Konus ca. 1:20) mit einer Grande Bourbonnaisse (Konus ca. 1:35) und einer Pastoral Pipes (Durchschnittkonus 1:66),
      so fällt auf das der Klang immer gedämpfter wird. Dem kann man teilweise entgegen wirken, indem man das untere Ende der Spielpfeife mit einem steileren Konus räumt - aber dadurch wird die
      Spielpfeife wieder lauter.

      2. Je flacher der Konus, desto größer muss die Seele/Kehle (die engste Stelle des Konus) ausfallen, weil sich ansonsten zu schnell ein Überdruck aufbaut und das Rohrblatt blockiert bzw.
      überbläst und demenstprechend Spieltechniken wie Vorschläge, etc. nicht mehr funktionieren. Das hat zur Folge, dass die Spielpfeife offener und weicher klingt, man entfernt sich also immer
      weiter vom ursprünglichen Klangideal. Meiner Erfahrung nach klingt ein vergleichbarer Konus nicht mehr schön - da klingt eine zylindrische Bohrung besser. Aufgrund dessen ist es möglicherweise
      besser eine gestufte zylindrische Bohrung zu verwenden - die allerdings in Summe eine vergleichbare Steigung erzielt.

      3. Das Rohrblatt wird aufgrund des flachen Konus vermutlich mit parallelen Zungen ausgestattet sein - bei der Musette funktioniert ein konisches Rohrblatt zwar in einer zylindrischen Spielpfeife,
      inwiefern man damit aber wieder zurück zu einem obertonreicheren Klang kommt kann ich nicht sagen. Zusätzlich bringt ein konisches Rohrblatt den Nachteil, das sich dadurch die Tonlochgröße
      verändert (bei der Musette werde die Grifflöcher zum oberen Ende hin immer kleiner, trotz geschlossener Griffweise) und sich dadurch in Sachen Lautstärke, Mensur, Tonlochgröße und Chromatik
      soviele variable Parameter auftun, dass das Ganze einen Haufen von Entwicklungsarbeit kostet - und eine normale Spielpfeife zu entwickeln ist schon ein großer Aufwand.

      4. Mit beiden Faktoren hängt auch der Anblasdruck zusammen - der kann unter Umständen so niedrig ausfallen, das man gar kein funktionierendes Rohrblatt dafür zustande bekommt.


      Mein Fazit:

      Technisch vielleicht möglich, aber unkomfortabel (hoher Wartungsaufwand zwecks Intonation, etc.) und klanglich unbefriedigend und die Lautstärke wird trotzdem wohl zu groß ausfallen
      (schätzungsweise 75-80 Dezibel).

      Eine Alternative wäre es vielleicht eine Spielpfeife mit deutlich engeren Grifflöchern zu bauen, allerdings muss das Rohrblatt einen höheren Ton erzeugen, damit die Mensur beibehalten werden könnte -
      was aber dazu führt, dass die Spielpfeife wieder dumpfer/nasaler klingt.


      Der einfachste Weg ist wohl ein elektronischer Dudelsack.

      Alternativ gibt es noch das hier, zumindest im Hinblick auf Chromatik:

      lindstruments.com/products/lindsay-system-chanter