Die Reed frage. Kunstoff vs. Schilf. Vor und Nachteile

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    • Die Reed frage. Kunstoff vs. Schilf. Vor und Nachteile

      Hallo zusammen


      Zwar bin ich mir fast sicher das dies hier schonmal besprochen wurde
      Aber ich Fangs halt nochmal an.

      Was sind vor und Nachteile der einen wie der anderen

      Pflege und Wartung. Klangbild druckaufwand USW.
      Klar sicher ist es auch eine Geschmacksache die jeder anderst sieht
      Merci sagt der Michel.
    • Der Druckaufwand hat sehr viel mehr mit der Bauweise zu tun als mit dem Material - sowohl aus Plastik wie aus Schilf kann man harte und weiche Blätter bauen. Der Unterschied in diesem Punkt besteht darin, dass der Spieldruck bei Plastik der selbe bleibt, während er bei Schilf während des Spielens leichter wird, sowohl innerhalb der ersten paar Minuten wie auch langfristig - ein Blatt, welches über einen längeren Zeitraum regelmäßig gespielt wurde, ist leichtgängiger als ein neues baugleiches.
      Ein Schilfblatt muss warmgespielt werden, in dieser Zeit hebt sich die Stimmung (des Rohrblatts). Nach einigen Minuten ist üblicherweise der Punkt erreicht ist, an dem die Stimmung für längere Zeit im Wesentlichen stabil bleibt. Nach längerem Spielen am Stück nimmt es Kondenswasser auf, so dass irgendwann der Punkt kommt, an dem sich durch das Aufquellen des Materials und durch die Gewichtszunahme die Stimmung wieder absenkt - dann ist es Zeit, Pause zu machen oder die Spannung des Blattes dahingehend zu korrigieren, dass man noch weiterspielen kann. Diese Zeiträume sind abhängig vom Schilfmaterial selbst, von der Materialstärke, der Feuchtigkeit der Atemluft, dem Sack und dem Dichtmittel und vermutlich noch von etlichen anderen Faktoren.
      Besondere Pflege und Wartung benötigen weder die einen noch die anderen, dem Schilfblatt muss man Gelegenheit geben, zwischendurch zu trocknen. Das Schilfblatt verändert sich in seiner Stimmung, das Kunststoffblatt in aller Regel nicht. Nach meiner Erfahrung sind Kunststoffblätter wesentlich langlebiger (in meiner GHB habe ich nie ein Schilfblatt länger als 4 bis höchstens 6 Wochen spielen können, und das sind wirklich dicke und robuste Blätter; dagegen hat das kurzlebigste Plastikblatt, welches ich hatte, immerhin fast ein Jahr gehalten, alle andere wesentlich länger; in meiner Schäferpfeife habe ich das erste Plastikblatt 7 Jahre hindurch gespielt), andere habe da allerdings teilweise andere Erfahrungen gemacht.
      Zum Klang: Plastik kann schlecht klingen, muss aber nicht... Im direkten Vergleich wird der Klang des Schilfblattes üblicherweise als "schöner", "weicher" und "wärmer" empfunden. Ohne den direkten Vergleich reduziert sich üblicherweise die Wahrnehmung darauf, ob der Klang scharfe, schneidende, "nervige" Elemente aufweist - das wird als "Plastikklang" empfunden - auch wenn das keineswegs alle Plastikblätter haben (bei Auftritten kommen häufiger Kollegen aus anderen Bands zu mir und sagen "Du spielst mit Schilfblättern - höre ich sofort!" - ist aber doch alles Plastik...). Nach verschiedentlich durchgeführten Messungen scheinen Kunststoffblätter generell ein breiteres Obertonspektrum zu erzeugen als Schilfblätter. Was das für Obertöne sind, liegt wohl in erster Linie an Material und Bauweise des Blattes; ob und inwieweit die als unliebsam empfundenen Obertöne verstärkt oder absorbiert werden, dürfte in erster Linie an Material und Bohrung des Instruments liegen.
      Fazit: für und gegen beides gibt es gute Argumente. Ich selbst möchte den Großteil meiner Instrumente gerne so arbeitsunaufwändig wie nur eben möglich haben, daher spiele ich überall, wo es möglich ist, Plastikblätter, und bin bereit, dafür auch geringe Einbußen der Klangschönheit in Kauf zu nehmen. Würde ich allerdings nur einen einzigen Dudelsack spielen und könnte diesem die gesamte Zeit widmen, die mir für das Musikmachen zur Verfügung steht, wäre ich vermutlich bemüht, das absolute Optimum an Klang herauszukitzeln und würde dafür entsprechend mehr Arbeitsaufwand in Kauf nehmen - so wie ich es bei meinen Uilleann Pipes mache (aber dafür hat auch noch niemand auch nur halbwegs brauchbare Kunststoffblätter machen können).

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von mick ()

    • Mir fiele dazu noch ein, dass Plastikblätter etwas empfindlicher auf unsauberes Greifen (ab- bzw. zudecken) der Töne(löcher) sind als Schilfblätter und meiner Meinung nach zu weiche Blätter leicht Tonhänger (Verzierungsnoten, speziell die höheren wie high g) erzeugen können als härtere, aber inwiefern das stimmt weiß Mick und erfahrene Dudelsackspieler besser als ich. :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von jörg ()

    • Nur mal so grundsätzlich:
      Schilfrohrblätter sind nicht automatisch härter zu spielen als Plastikrohrblätter, aber man muss halt wissen wie man ein Schilfblatt bearbeiten muss, damit sie leichtgängiger werden.

      Ich kann nur noch zur Haltbarkeit sagen, dass ich in meinem Stecker-Marktsack mit Modell 2-Spielpfeife (Bj 2006) seit etwa 4-5 Jahren dasselbe GHB-Rohrblatt (Shepherd Medium, eingeschliffen, mit Zwinge) spiele und so gut wie keine Probleme bisher hatte. Befreundete Musiker/innen spielen teilweise ihre Schilfblätter seit 10 Jahren ohne Probleme.
      • "Kaum macht man's richtig, schon funktioniert's."
      • "Wenn's ned grooved, isses für'n Arsch." - Mattis Branschke
    • Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Kunststoffblätter in der Regel sehr weich sind beim Hümmelchen.
      Aber das wird eben Einstellungssache sein. Ich hab für mein Instrument mehrere Rohrblätter. Unter anderem ein sehr hartes welches viel Druck braucht (Mein Bastelrohrblatt :D) und mehrere weichere die weniger Druck brauchen, aber trotzdem noch mehr als alle Kunstoffblätter die ich bisher in anderen Säcken angespielt habe.
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • Ha Jungs das ist doch wie immer. Alles eine Sache der Einstellung. Lach

      Ne ma im ernst. Bisher hatte ich mich noch nie so mit dem Reed Thema befasst
      Und hatte mich auch nicht getraut etwas dran zu basteln.
      Aber dieses Teil macht mich fertig.
      Was könnte ich daran verändern damit es leichter läuft.
      Ne zwinge aus Draht hat es. Alla. Dann machen wir mal ein Tuning.
      Merci sagt der Michel.
    • Diese Zwinge hat einen sinn, ja.

      Bitte korrigiert mich sollte ich hier was falsches schreiben. (@ Der Michael, vielleicht noch warten was andere dazu sagen :D)

      Die Zwinge ist eigentlich das Einzige was der Spieler (der sich mit Rohrblättern nicht auskennt) anfassen darf ohne Gefahr zu laufen es sofort unbrauchbar zu machen.

      Mit der Zwinge kann man den Lippenspalt größer machen. - Zwinge zusammendrehen. Am besten mit einer Flachzange. Aber wirklich nur minimal! Dadurch benötigt das Rohrblatt etwas mehr Luft und mehr Druck. Es wird aber etwas lauter und tiefer im Klang.
      Mit der Zwinge kann man den Lippenspalt kleiner machen. - Zwinge leicht zusammendrücken. Am besten mit einer Flachzange. Aber wirklich nur minimal! Dadurch benötigt das Rohrblatt etwas weniger Luft und weniger Druck. Es wird aber etwas leiser und höher im Klang.

      Die Zwinge sollte dabei aber immer Fest anliegen.
      PDH - Preiset das Hümmelchen
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    • Durch die Feuchtigkeit verengt sich der Lippenspalt. Das ist wie Mick oben schon geschrieben hat bei jedem Schilfrohrblatt der Fall.
      Es gehört vor dem tatsächlichen Einsatz warm gespielt. Dann sollte einem langen Spiel nichts im Wege stehen.

      Wenn das Rohrblatt aufquillt.. mit meinen Worten also Abgesoffen ist, dann am besten trocknen lassen.
      Der Lippenspalt ist dann sehr eng und gehört nach dem Trocknen eventuell wieder etwas geöffnet.
      Ein zu feuchtes Rohrblatt macht bei zu viel Druck sofort dicht, wird leise und dumpf, hohe Vorschläge können es auch zum schließen bringen und ein Tonsprung von einer Oktave schließt den Spalt ebenso.

      Ein weiterspielen empfehle ich aus eigener Erfahrung nicht. Lieber das Rohrblatt zum Trocknen austauschen. Man kann mehrere davon haben und die kosten nicht die Welt.
      Wenn das nächste oder getrocknete Rohrblatt auch sehr schnell wieder zu feucht ist, dann unbedingt dafür sorgen dass der Ledersack trocken wird. (In einem trockenen Raum aufhängen.)

      Das hier sind so meine Erfahrungen und die müssen nicht auf jeden zutreffen. :floet:
      PDH - Preiset das Hümmelchen
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    • Das Erste, was der Spieler selber machen darf, ist das Rohrblatt versetzen. Fummeleien an der Zwinge sind ne Stufe drüber, weil:

      Die Zwinge verändert, wie eigentlich alle anderen Manipulationen an Reeds, mehrere Dinge gleichzeitig. Lippenspalt und damit verbundene Intonation und Spieldruck sind schon zumindest zwei Parameter. Gleichzeitig wird aber auch der Hohlraum im Blatt beeinflusst, ebenso die Spannung der Lippen/Blätter.

      Selbst bei simplem Versetzen des Blattews muß man sich darüber im Klaren sein, dass die Auswirkungen auf mensurmäßig "Reednahe" Töne erhebhlich größer sind, als auf weiter vom Reed entfernte. Allein damit mal klar zu kommen, ist schon so ne Sache für sich...

      Ansonsten muß ich auch sagen, dass Kunststoff zwar immer etwas schärfer klingt als Schilf, das bei einem GUTEN Kunststoffblatt aber nur relativ wahrnehmbar sein sollte, wie Mick schon sagte.

      Spieldruck und Haltbarkeit haben bei unserem Instrument nur sehr wenig mit dem verwendeten Material zu tun. Man muß dabei aber auch sehr aufpassen, von welcher Art von Dudelsack man redet. Extrembeispiele: "Franzose": Meist sehr geringer Unterschied zwischen Schilf und Kunststoff - Uilleannpipes: Kunststoff gilt bisher als nahezu unmöglich. Dazwischen liegt ein sehr weites Feld!

      Allgemein möchte ich lediglich noch von der vermeintlichen, höheren Zuverlässigkeit von Kunststoff warnen! Nach meiner Erfahrung haben beide Varianten ihre Tücken, mit denen man lernen muß, klar zu kommen. Warum in diesem Zusammenhang nie jemand erwähnt, dass Kunststoffe sehr hohe Wärmeausdehnungskoeffizienten haben, ist mir z.B. schleierhaft.

      Die imho größten Vorteile von Kunststoff liegen in der etwas besseren mechanischen Belastbarkeit und darin, dass man so ein Reed auch mal unter fließendem Wasser durchspülen kann. Mehr nicht.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Arno ()

    • :thumbsup: Soo der Fachmann ( schon der zweite ) hat gesprochen.. Danke Arno.

      Gut im Moment hab ich leider nur 2 Optionen. 1. ich Versuch mal zu Basteln unter dem Risiko das alles für die Katz ist oder
      2. ich muss Blasen wie ein irrer... Und ich meine das echt so... Bis aus dem Sack ( der spielpfeife ) ein Ton kommt sind beide Bordune schon am schreien..und mein linker Arm bekommt nen Krampf..

      Ich hab ja noch nicht viel Erfahrung.. Aber normal kann das nicht sein... Auch bei Güntzel nicht..


      Werd mir auf jedenfall die Tage Ersatz ordern. Dann wieder in Kunstoff....
      Aber wer weiß. Vieleicht ist Odin mit mir und ich bekomme das Schilf Reed modifiziert... Drückt mir die Daumen. ;)
      Merci sagt der Michel.
    • Man muss hier aber auch noch anmerken, dass Kunststoff nicht gleich Kunststoff ist. Fast jeder Hersteller verwendet einen, wenigstens geringfügigen anderen Kunststoff, der andere Eigenschafften hat.
      Beim konkreten Beispiel Güntzel war es so, dass er zwischenzeitlich sehr laute Kunststoffblätter hatte, die aber schnell kaputt gingen. Nach einem Materialwechsel und einer leichten Veränderung der Blätter 2011, laufen sie jetzt auch sehr lange. Sie sind zwar nicht mehr ganz so überlaut, aber machen deutlich mehr Verzierungen mit.

      Achso und unser Druckempfinden ist sehr subjektiv. Ich spiele mittelharte Plastikblätter im Marktsack, die manchen schon viel zu schwer bis unmöglich zu spielen sind. Ich komm damit nach einigem Training aber super zurecht. Ist alles nur eine Gewöhnungsfrage.
    • Moin,

      Klar. Dieser Punkt kommt natürlich noch hinzu.. Übung Übung Übung. Wenn Mann natürlich eine sehr hohe Lautstärke möchte muss man vieleicht ein hartes Blatt in Kauf nehmen..

      Aber ich denke gerade als doch noch Anfänger hat man noch mit vielen anderen Dingen zu kämpfen. Wenn man dann noch drücken muss wie ein Bodybuilder wird's heftig....

      Aber in meinem Fall steht die Lautstärke im Moment ganz hinten an letzter stelle. :)
      Merci sagt der Michel.
    • Hy zusammen.

      Ich habe mich getraut und an der zwinge gedreht. Und siehe da es hat etwas geholfen
      Allerdings habe ich noch etwas Probleme beim stimmen. Aber ich denke hier muss ich nun die
      Löcher durch abkleben verändern

      Ach weil ich es gerade vom abkleben habe. Heute hatte ich mailkontakt
      Mit güntzels Werkstatt. Dort sagte man mir, das ich bei der Verwendung von Kunstoff Reeds bei einer
      Spielpfeife, die für Schilf ausgelegt ist auch Veränderungen der Löcher durchführen muss. Hmm

      Ist dies immer so?
      Merci sagt der Michel.