Anblastechnik bei Dudelsäcken

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    • Anblastechnik bei Dudelsäcken

      Habe seit Samstag ein Hämmerchen eines englischen Herstellers mit halb offener Griffweise. Bin gerade nur dabei, mich mit dem Instrument und dem Druck vertraut zu machen, um konstante Töne produzieren zu können. Bei einem Versuch die ersten Phrasen von Totos Floreo zu spielen ist mir aufgefallen, dass ich besonders Schwierigkeiten damit habe, gleichzeitig die einzelnen Töne zu spiele und gleichzeitig immer wieder den Sack auf zu blasen. Nun würde mich halt interessieren, was eigentlich die richtige Technik ist. Wird der Sack immer nur an Phrasierungspunkten aufgepumpt (analog zu dem Atemholen bei anderen Blasinstrumenten) oder ist das Aufpumpen des Sackes ein ganz von den Stücken unabhängiger Prozess. Muss man also lernen, sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren, nämlich das Spielen den Stückes und das davon unabhängige regelmäßige Befüllen des Sackes.
    • Der Sack wird immer aufgeblasen, wenn er (mehr oder weniger) leer ist. Die Entkopplung von Phrasen und Melodie war mir am Anfang auch sehr fremd, da ich noch viele direktgeblasene Instrumente spiele.

      Das Blasen ist in sofern von Stück zu Stück unterschiedlich, weil es manchmal Töne gibt, die mehr Luft aus dem Sack lassen als andere. Aber wie AbHotten schon schreibt: Es wird wie Fahrradfahren ...
      Gruß,
      Kristof

      folk.jankristofschliep.com
      jankristofschliep.com

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      Wird man einem Dudelsack vorgestellt,
      so redet man ihn selbstverständlich so
      lange mit "Siedelsack" an, bis einem
      offiziell das "Du" angeboten wird!


      :rofl:
    • Das erinnert mich an etwas mehr als ein Jahr zurück.
      Mein erstes Bordunseminar. War das bisher anstrengenste.
      Einfache Melodien spielen ging super, solange ich nicht nachpusten musste. Pusten und Spielen gleichzeitig ein Ding der Unmöglichkeit.

      Damit kämpft am Anfang wohl jeder. Aber sobald man es mal raus hat ists wie die anderen schon erwähnt haben wie Fahrradfahren.

      Aber was meinst du mit Hämmerchen? :kopfkratz:
      PDH - Preiset das Hümmelchen
      You know, Internet is a dangerous thing with all that sheet music out there...
    • Auf die Gefahr hin, dass Dir meine Antwort überhaupt nicht gefallen wird... :seufzschild:
      Wenn Du das Instrument am Samstag bekommen hast, ist es VIEL zu früh, jetzt schon Melodien spielen zu wollen!
      Dabei spielt es keine Rolle, ob die Melodien einfach sind, ob Du sie schon im Kopf hast (das ist ohnehin das Beste), ob Du die Griffweise schon seit Monaten auf einem Besenstiel geübt hast oder ob Du schon seit Jahren Blockflöte/Saxophon/wasauchimmer auf Weltklasseniveau spielst.
      Es ist ein für Dich völlig neues Instrument, daher musst Du es vom Anfang her angehen. Die Koordination zwischen Pusten und Drücken in einem Rhythmus, der nichts mit dem Rhythmus der Musik zu tun hat, muss erlernt werden, dazu ist es äußerst (!) sinnvoll, dies zu Beginn separat zu üben, und zwar so lange, bis sich diese Koordination weitestgehend verselbständigt hat, sprich: Du Dich nicht mehr darauf konzentrieren musst.
      Also solltest Du genau das tun, was Du in Deinem zweiten Satz geschrieben hast: "Bin gerade nur dabei, mich mit dem Instrument und dem Druck vertraut zu machen, um konstante Töne produzieren zu können." - das ist die richtige Angehensweise, aber auch NUR das - soll heißen, erstmal NUR einzelne Töne spielen, darauf horchen, ob der Ton als solcher "schön" klingt, oder kratzig, piepsig oder sonst irgendwie "nicht so ganz richtig", dann kann es sein, dass Du den richtigen Spieldruck noch nicht gefunden hast. Achte dabei auf den Füllungsgrad des Sackes - wenn es da eng wird, musst Du nachpusten, das sollte ruhig und effektiv geschehen. Also nicht alle paar Sekunden hektisch hineinpusten, aber auch nicht den Sack so weit leerspielen, dass der Ton abbricht. Es dauert einige Zeit, bis man herausfindet, wie weit man den Sack tatsächlich leerspielen kann, um ihn mit einem tiefen Atemzug wieder voll zu machen. Bei all dem soll der Ton möglichst stabil bleiben, das bringt mit sich, dass man im Moment des Nachpustens den Armdruck reduzieren muss. Wenn Du keinen Lehrer hast (wovon ich ausgehe), musst Du sehr kritisch Dir selbst gegenüber sein und sehr genau auf Dein Instrument hören.
      Erst wenn die Technik des Pustens und Drückens problemlos funktioniert und Du nicht mehr Deine ganze Konzentration dafür aufwenden musst (ich würde dafür 4 - 6 Wochen einplanen, auch wenns langweilig erscheinen mag), solltest Du den nächsten Schritt gehen und mit einfachen, langsamen (!, Totus floreo ist nicht gerade langsam) Melodien beginnen.
    • mick schrieb:

      mit einfachen, langsamen (!, Totus floreo ist nicht gerade langsam) Melodien beginnen.
      Mein Tipp ist da im Allgemeinen Hameln oder der Bretonische Marsch, wie in Corvus Corax und früher auch InEx gespielt haben. Sehr schön langsam, so dass man auf jeden ton einzeln hören kann, aber dennoch schon eine Melodie. Aber auch damit darf man ruhig etwas warten, bis man eben den Druck ordentlich halten kann (und ganz abgesehen davon kann Bordun stimmen lernen auch nicht verkehrt sein ;) )
      "Wenn's ned qualmt, isses keine Zigarette." - Mattis Branschke, 2016
    • Danke für all die Kommentare bezüglich des Anblasen. Mittlerweile bekomme ich es langsam hin, eine Folge von Tönen (Tonleitern, kurze Phrasen) unabhängig vom Anblasen des Sackes zu spielen, muss halt einfach dranbleiben. Es wurden mir hier mehrere Stücke für den Anfang empfohlen. Bei allen erwähnten Stücken außer Hameln stoße ich auf ein weiteres Problem, die Betonung der einzelnen Noten. Ich kann halt nicht wie bei der Flöte/Ocarina mit der Zunge die einzelnen Noten mit der Silbe Te oder weicher De betonen. Das kommt vor allem dann zum Vorschein, wenn zwei gleiche Töne, etwa zwei D's auf einander folgen. Bei der Flöte würde ich einfach denn Griff halten und die Noten zwei mal nacheinander betonen. Wie geht das nun bei dem Dudelsack. Ich habe mal was von sehr kurzen eingeschobenen Tönen dazwischen gehört, nur welcher Ton kommt dazwischen um etwa diese beiden D's zu trennen, so dass man sie als zwei wahrnimmt und nicht als einen längeren Einzelton.
    • Da wären wir beim Thema "Tontrenner" und "Verzierungstechniken".
      Um zwei gleiche Töne zu trennen gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Erste wäre ein kurzer "Tap" mit dem Finger der nächsttieferen Note, aber nur so kurz dass es sich fast nicht wie eine Note sondern eben wie ein Trenner anhört. Die Zweite wäre ein "Cut", also ein kurzes Anlupfen des Ringfingers der Oberhand wenn du einen Ton der Unterhand trennen willst, oder des Zeigefingers der Oberhand wenn du einen Ton der Oberhand trennen willst.

      PS: Das sind die im Irish Folk üblichen Bezeichnungen für die Trenner, ich glaube Thomas Zöller benutzt andere Bezeichnungen in seinem Marktsack-Lehrbuch.

      PPS: Ich gehe bei den Trennern davon aus, dass du ein offen gegriffenes Hümmelchen in D-Dorischer Stimmung besitzt, und die klassischen Marktschlager spielen möchtest. Ggf. andere Voraussetzungen führen zwangsläufig zu anderen Vorschlägen!
    • Wenn es bei Dir in der Nähe keinen qualifizierten Lehrer gibt, solltest Du Dir zumindest ein geeignetes Lehrbuch besorgen und Kurse/Workshops besuchen.
      Ein Forum wie dieses kann Tips und Anregungen geben, aber nicht von Grund auf das Spielen des Instruments erklären - zumal fast immer mehrere Möglichkeiten gibt.

      Die "eingeschobenen Töne dazwischen" heißen im Deutschen "Vorschläge", im Englischen "Grace Notes", welcher Ton das jeweils genau ist, lässt sich nicht allgemeingültig sagen, es kann ein höherer wie auch ein tieferer Ton als der Melodieton sein.
      Wir wissen noch nichts über Stimmung und Tonbelegung Deines Instruments, so dass ich nicht einmal weiß, wo bei Dir das D liegt, folglich ist es völlig unmöglich, Dir einen wirklich sinnvollen Rat zu geben.
    • Mein Hümmelchen ist in C/D gestimmt, der tiefste Ton (alle Grifflöcher geschlossen) ist ein C, der einzige Bordun ist in D gestimmt. Die Spielpfeife hat eine halbgeschlossene französische Griffweise.

      @ Mick,
      welches Lehrbuch würdest du denn empfehlen. Ich hätte wenn möglich schon gerne etwas, was auf ein Instrument in der Stimmung des Meinigen zugeschnitten ist. Daher sollten die Stücke und Übungen also ohne Transponieren machbar sein. Bei Literatur für den Marktsack hätte ich etwa dieses Problem, da diese Instrumente in A und nicht in C gestimmt sind.
    • Marktsackliteratur macht insofern nur bedingt Sinn, da diese auf die offene Griffweise zugeschnitten ist. Das mit der unterschiedlichen Stimmung musst du in Zukunft sowieso in kauf nehmen, deswegen würde ich mir an deiner Stelle gleich ein wenig Grundkenntnisse in Notenschrift und Transponieren aneignen. Das kann als Musiker nie schaden, eher im Gegenteil.

      Guck dir mal den Boulanger an, der wird vermutlich deutlich hilfreicher sein als ein Marktsack-Leerbuch:

      Dudelsack spielen von Bernd Boulanger